Wohin nach dem Abi - ist Berlin wirklich so schlimm?
Halloooo,
ich mache gerade Abi, weshalb ich grade natürlich ganz viel über meine Zukunft nachdenke. Erstmal steht danach ein Work & Travel Auslandsjahr an. Danach hab ich allerdings noch gar keinen Plan wo ich hin will, aber ganz sicher ist - ich will weg.
Bisschen darüber wo ich herkomme: Ich komme aus einem sehr kleinen Ort in Norddeutschland, hier gibt es nur Landwirtschaft und etwas Industrie, aber vorallem eigentlich nur Kühe, Schweine und Getreide überall. Zu tun gibt es hier so gut wie nichts, es gibt nichtmal ein einziges Café oder gemütliches Lokal in meinem Ort und große kulturelle Angebote oder Freizeitbeschäftigungen außer Sport gibt’s auch nicht. Bevölkerung kann man sich auch vorstellen - Bauernjugend, CDU Wählerschaft, Wohnsiedlungen mit jungen Vorzeigefamilien und Bevölkerung größtenteils Ü50. Trotzdem wollen die meisten Leute die ich kenne hierbleiben oder zumindest nach dem Studium wieder zurückziehen.
Ein bisschen über mich: Seitdem ich ungefähr 10 Jahre alt bin weiß ich, dass ich hier weg will, irgendwo in ne Großstadt, egal wo in der Welt. Man fühlt sich hier eingeengt, leer und total beobachtet. Jeder kennt jeden und darum redet auch jeder über jeden. Wenn man auch nur etwas anders ist wird man verurteilt, besonders wenn man nicht ins typische Idealbild der CDU Wähler und Bauern passt. Hier wird man nicht blöd angeguckt, wenn man ausländerfeindlich ist, sondern eher wenn man sich gegen Hass, Rassismus, Homophobie, etc. einsetzt. Selbstentfaltung ist so gut wie unmöglich, wenn man keine Lust darauf hat, an jeder Ecke und sogar von seinen eigenen „Freunden“ komisch angeguckt zu werden. Man fühlt sich einfach nicht frei, weil es wirklich absolut nichts zu tun gibt, außer in der Gartenhütte von irgendwelchen Bekannten zu sitzen und sich grundlos abzuschießen.
Jetzt zu meiner eigentlichen Frage: Falls ich mich während meines Auslandsjahrs nicht unsterblich in irgendeine Stadt verliebe, würde ich schon gerne wieder nach Deutschland kommen. Jetzt die Frage, wohin? Es zieht mich tatsächlich total nach Berlin, aber alles was man hört ist ja irgendwie nur negativ… Ist es wirklich SO schlimm oder gehört dazu auch einfach viel Alltagshass, weil man sich so sehr daran gewöhnt hat und einem nicht mehr wirklich bewusst ist, was für ein Privileg es ist, in einer so kulturell vielfältigen und lebendigen Stadt zu leben? War schon oft dort, aber als Touri kann man das ganze ja nicht wirklich beurteilen. Und wie ist es so mit den Menschen? Habe einfach keine Lust mehr, mir den ganzen Tag Gedanken darüber machen zu müssen, was andere denken.
Natürlich hab ich auch an andere Städte gedacht, aber eigentlich will ich so einen harten Unterschied zu meinem Leben bisher, dass nicht viel anderes in Frage kommt. Selbst bei Hamburg hab ich das Gefühl, zu eingeengt zu sein, auch weil es relativ nah an meiner Heimat ist und die Bekannten, die ich dort habe, ähnlich über andere urteilen wie in meiner Heimat. Aber auch hier, wie ist es wirklich so?
Soooo, ist jetzt doch tatsächlich sehr lang geworden, aber würde mich trotzdem sehr über jede Antwort freuen, man merkt, ich bin etwas verzweifelt
5 Antworten
Jetzt die Frage, wohin? Es zieht mich tatsächlich total nach Berlin, aber alles was man hört ist ja irgendwie nur negativ… Ist es wirklich SO schlimm oder gehört dazu auch einfach viel Alltagshass, weil man sich so sehr daran gewöhnt hat und einem nicht mehr wirklich bewusst ist, was für ein Privileg es ist, in einer so kulturell vielfältigen und lebendigen Stadt zu leben? War schon oft dort, aber als Touri kann man das ganze ja nicht wirklich beurteilen. Und wie ist es so mit den Menschen? Habe einfach keine Lust mehr, mir den ganzen Tag Gedanken darüber machen zu müssen, was andere denken.
Berlin oder München fände ich persönlich passend. Wie du ja schon fleißig geschrieben hast, ist Berlin kulturell vielfältig und lebendig. Man hört viel Negatives, aber Berlin wird meistens von seiner negativen Seite dargestellt, was nicht unbedingt der Fall ist. Großstadt ist und bleibt Großstadt und da das auf Berlin zutrifft, kann man sich ja seinen Teil denken. Eine Mischung aus bunter Vielfalt.
Die Menschen (ich rede von Berlin) sind unterschiedlich. Einige sind freundlich, andere gereizt. Wie auch bei anderen Sachen gilt, man entscheidet selbst, mit wem man es zu tun hat.
Ich könnte dir noch Marburg sehr empfehlen! Eine Stadt mittelmäßiger Größe in Nordhessen. Dort gibt es eine große Uni, viele schöne Cafés, Restaurants, Lokale, Angebote usw.
Die Altstadt von Marburg ist toll und bietet Studentenwohnungen. Abends in der freien Zeit oder in den Semesterferien trifft man sich mit Gleichaltrigen oder anderen Studenten, um essen zu gehen.
Eine Wohnung in Berlin wirst du sehr schwer bekommen. Es gibt zwar dort wegen der kulturellen Vielfalt weniger Rassismus, aber auch mehr Antisemitismus, Kriminalität, inklusive sexueller Übergriffe. Der Trend noch oben ebbt derzeit nicht ab. Online gibt es vermehrt Erfahrungsberichte über Übergriffe, wo jeder wegschaut, weil der Täter wahrscheinlich ein Messer hat.
Meinst du dass alle Millionen Einwohner Berlins es "schlimm" finden? Nö.
Mein Kollege studiert in Berlin und solange du nicht jedes Wochenende feiern möchtest oder dir die Nase, Lungen oder Adern mit breaking bad stuff füllst ist die Stadt nunja eher auf dem absteigenden ast
In Berlin zu leben ist nicht so toll. Mieten sind teuer, Leute sind komisch drauf ( schau dir auf insta ein paar Videos von @dasistberlinbitch an ) und es ist einfach viel zu voll und unsicher geworden.