Woher haben die Zentralbanken ihr Geld?

4 Antworten

Das überschneidet sich mit meiner anderen Antwort jetzt ein bisschen: Zentralbanken können Geld "drucken" und gehen nicht pleite. Und sie steuern die Geldmenge und ca seit sie unabhängig sind, sind sie an ihr eigens festgelegtes Inflationsziel gebunden (Euroraum 2%), können also nicht beliebig viel Geld "drucken"

hier noch eine Übersicht zum Zentralbankgeld:

https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/lexikon-der-wirtschaft/19454/geldmenge/

Zentralbanken steuern die Wirtschaft in erster Linie durch die Festlegung des Leitzinses. Das hat einen direkten Einfluss auf die Geschäftsbanken, weil diese sich Geld von der Zentralbank leihen. Die Banken passen dann ihre Marktzinsen an den Leitzins an.

In den meisten Fällen sind es die Geschäftsbanken, die sogenanntes Giralgeld erzeugen, indem sie Kredite vergeben. Wenn eine Person bei der Bank einen Kredit aufnimmt, entsteht durch eine Buchung neues Geld: Die Bank erhöht ihre Aktiva (Forderung an den Kreditnehmer) und gleichzeitig ihre Passiva (Einlagen des Kreditnehmers). Kurz gesagt: Sie schaffen durch die Kreditvergabe Giralgeld.

Es gibt vereinfacht gesagt drei Formen des Leitzinses, und jede hat ihre eigenen Auswirkungen:

  1. Hoher Zins: Der "Preis für Geld" ist hoch, es gibt eine hohe Zeitpräferenz. Das heißt, Haushalte und Unternehmen überlegen es sich gut, ob sie Kredite aufnehmen. Das führt dazu, dass Investitionen zielgerichteter und gezielter getroffen werden, weil das Kapital teurer ist und man genau abwägen muss, wo es eingesetzt wird. [Folge: Inflation geht i.d.R. zurück]
  2. Niedriger Zins: Geld wird billiger und dadurch leihen sich mehr Leute und Unternehmen Geld. In dieser Phase entsteht viel neues Giralgeld. Aber es gibt Risiken: Zombiefirmen (Unternehmen, die nur in einer Niedrigzinswelt überleben) und Investitionen in Projekte, die unter normalen Bedingungen nicht rentabel wären. Zudem besteht die Gefahr von Blasen auf den Märkten, weil Investoren auf andere Vermögenswerte ausweichen, um Renditen zu erzielen. Die hohen Immobilienpreise der letzten Jahre sind ein Beispiel. Wenn die Wirtschaft dann nicht Schritt hält, führt das zu Inflation (vgl. Quantitätstheorie. [Folge: Inflation steigt langfristig i.d.R.]
  3. Negativzins: Das ist ein besonderer Fall und für viele Ökonomen ein ziemlich heikler Zustand, weil in einer natürlichen Marktwirtschaft kein negativer Zins vorkommt. Der Zins ist nicht nur der Preis für Geld, sondern spiegelt auch die Zeitpräferenz wider. Kurz gesagt: Menschen bevorzugen Konsum heute gegenüber Konsum in der Zukunft. Beispiel: Du bekommst heute 1000€ oder in sechs Monaten 2000€. Was wählst du? Wenn du dringend Geld brauchst, nimmst du die 1000€ sofort. Aber würdest du stattdessen 500€ in sechs Monaten nehmen? Eher nicht, außer das Geld würde dir Probleme bereiten. In einer Negativzins-Welt fühlt sich Geld so an wie "Müll", den du loswerden willst. Einzig verschuldete Akteure profitieren davon, weil sie ihre Schulden praktisch renditestark bedienen können.

Die Zentralbankpolitik bringt eine Niedrig- oder Negativzinspolitik auf den Weg, um die Wirtschaft zu stimulieren. Sie motiviert Haushalte und Unternehmen dazu, Kredite aufzunehmen, um zu investieren. Das kann aber ein bisschen so ausarten, wie eine Chemotherapie: Man will etwas stimulieren/korrigieren/heilen, nimmt jedoch auch große Defekte inkauf.

Zentralbanken beeinflussen die Geldmenge auch durch Offenmarktgeschäfte. Es gibt zwei Hauptformen:

  • Quantitative Lockerung (QE): Die Zentralbank kauft Wertpapiere (z.B. Staatsanleihen) von Banken, Unternehmen oder Haushalten. Dadurch wird Geld in den Markt gepumpt, wie es zum Beispiel nach der Lehman-Krise 2008 gemacht wurde.
  • Quantitative Straffung: Das Gegenteil von QE. Hier verkauft die Zentralbank Wertpapiere, um Geld aus dem Markt zu ziehen und damit die Geldmenge zu verringern.

Langfristig könnten digitale Zentralbankwährungen (CBDCs) einen noch größeren Einfluss haben, besonders wenn die Zentralbank damit direkt Helikoptergeld an Staaten, Unternehmen und Haushalte verteilen könnte. Damit würde die Zentralbank noch mehr Monopolstellung im Geldsystem erlangen. In so einem Szenario ist es möglich, dass sie verstärkt Negativzinsen einsetzt, um Staaten bei der Entschuldung zu helfen. Für uns als normale Bürger kann dies jedoch große Nachteile mit sich bringen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ökonom (Dr.) + Informatiker (Master) + >10J Berufserfahrung

Die Zentralbanken setzen den Leitzins fest, wonach die Inflation im Währungsraum mehr oder weniger gelenkt wird. Aber im Grunde wird es aus dem Nichts geschaffen, das ist richtig, deswegen ja auch "Fiat-Geld".

Das korreliert mit der Raelwirtschaft. Natuerlich kann die Notenbank mehr Geld erzeugen, aber der Gegenwert bleibt aber dabei konstant. Der jeweilige Devisenkurs der Waehrung am internationalen Finanzmarkt passt sich dann sofort an die neue Situation an.

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