Wobei findet ihr gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg hilfreich?
Welche positiven Erfahrungen habt ihr damit gemacht?
3 Antworten
Ich bin keiner, der das von Anfang bis Ende durchzieht und durchziehen kann. Es ist nach wie vor so, dass es nicht dem Natürlichen Redestil entspricht und an manchen Punkten - selbst in der Kommunikation mit Kindern - lächerlich wirkt.
Es sind aber sehr wichtige Aspekte dabei, die ich immer versuche zu berücksichtigen.
- Eigene Bedürfnisse äußern, in der Ich-Person. also kein "du nervst", sondern lieber "Ich fühle mich genervt von der Lautstärke." (Vorsicht auch vor versteckten Du-Botschaften a la "ich fühle mich von DIR genervt"), Damit macht man deutlich, dass man selbst ein Problem hat, der andere aber grundsätzlich schon in Ordnung ist.
- Emotionen Anerkennen. Gerade bei Kindern. gerade, wenn man ein Verbot ausgesprochen hat oder es nicht kooperieren möchte. Der erste Satz ist immer "Ich verstehe, dass du wütend bist, dass du unbedingt jetzt noch spielen wolltest und nicht die Schuhe anziehen." Ist bei Erwachsenen auch so. Ein Wutanfall muss erstmal anerkannt werden. Danach kann man versuchen zu beschwichtigen und zu erklären. Aber sofort zu beschwichtigen, führt dazu, dass man sich nicht ernstgenommen fühlt. ("Mach nicht so ein Drama draus", "beruhige dich erstmal"...)
Hilfreich finde ich vor allem die klare Trennung der 4 Schritte bei der GFK:
- Welches Verhalten hat der Konfliktpartner beim andern beobachtet?
- Welches Bedürfnis empfindet der Konfliktpartner durch das von ihm beobachtete Verhalten verletzt (nicht ausreichend erfüllt)?
- Welches Gefühl ist dadurch beim Konfliktpartner entstanden?
- Welche Bitte richtet der Konfliktpartner an den andern, damit dieser sein Verhalten so anpasst, dass sich dieser Konflikt künftig nicht wiederholt?
GFK hat mir geholfen, Konflikte in der Familie und unter Arbeitskollegen beizulegen.
Der Einstieg in das GFK-Modell gelingt leichter, wenn man es zuerst nur bei Konflikten anwendet, bei denen man genug Zeit hat sich auf das Gespräch vorzubereiten. Erst wenn man dadurch ausreichend in der GFK-Gesprächsführung geübt ist, wird man GFK auch in spontanen Konfliktsituationen erfolgreich anwenden können.
Als wichtige Ergänzung empfehle ich das Buch "Recht auf Rechtfertigung" von Rainer Forst.
Die Sprachtechnik ist Problematisch. Heucherlisch. Das Ziel ist es Konflikte zu lösen, das hängt allerdings mehr von der Person ab, als den verwendeten Worten. Dass die GfK ein Wortkorset vorgibt, schränkt deren Nutzen ein. Es hat Vorteile, aber in der aktuellen Form kann ich diese Rethoriktechnik nicht bzw. nicht in der aktuellen Form empfehlen.
Nachdem ich mich mehrere Jahre damit befasst und war in mehreren Online wie Offline Gruppen. Zunächst möchte ich darauf hinweisen das Anbieter / Trainer so gut wie nirgends im Internet (Deutsch wie English) eine Kommentar / Diskussionsfunktion zulassen. Das ergibt für mich nach den vorwiegend negativen Erfahrungen einen Sinn, die nicht einfach weitergegeben werden kann, da man von den Gruppen ausgeschlossen wird.
Wobei Sie hilfreich war? Klarheit. Klarheit über mich und mein Gegenüber, weshalb ich mit keiner dieser Gruppen noch etwas zu tun haben will.
Klarheit hat folgende positive Aspekte:
- Der Sinn von Gefühlen ist es uns auf unsere Bedürfnisse hinzuweisen. Das ist weder neu, noch GfK spezifisch, doch für manche (inklusive mir) eine gute Erinnerung wofür Gefühle da sind.
- Trennen zwischen Wahrheit (kommt von Wahr-nehmen, also sehen, hören, riechen, schmecken) und Meinung. In der Regel sieht jeder das selbe, wenn nicht gerade das Gedächtnis selektiv ist. Die Wahrheit enthält noch keine Wertung und ist per se Neutral. Die Meinung/Bewertung ist subjektiv. Jede. Alles. Weil Subjekt ein anderes Wort für Mensch oder Menschengruppe/partei ist. Dies gibt mir die Klarheit die Verhindert dass ich mich in Endlos Argumentationen verstricke.
- Die GfK bzw. der Gründer macht in mehren Videos klar, dass es sich (nur) um kognitive, also Gedankliche Empathie, nicht um tatsächlich Sympathie und ein sich um die Bedürfnisse des anderen wirklich kümmern wollen handelt. So gesehen ist GfK das Gegenteil von Beziehung. Natürlich ist man nicht zu 100% für den anderen Verantwortlich aber ohne ein Geben und nehmen ist es weder Beziehung noch was es angeblich sein soll: "Liebe". Ein Beispiel war ein Rosenberg Video wo dieser seinen Sohn "nötigen" wollte mehr im Haushalt zu machen und hatte seine Karten zur Hand. Der Sohn rollte die Augen, nach dem Motto muss ich jetzt schon wieder auf deine GfK Formulierungen warten und Rosenberg antworte mit: "Was schneller aus mir rauskommt ist dir ein Arschtritt zu geben". So gitl der Grundsatz: Und bist du nicht willig so brauch ich gfk.
- Das größere Problem ist jedoch selbst die Diskrepanz zwischen Worten (oh das klingt als ob der andere sich für meine Bedürfnisse interessiert und sieht dass ich gute Motivationen habe). Während gleichzeitg die "Wolfsshow" genossen werden soll, also das stille unausgesprochene Verurteilen der anderen Person, teils aufs schlimmste. Daher stürzt das Kartenhaus der Gfk auch stets zusammen. Es ist unausweichlich, es ist Teil des Problems der GfK selbst.
- Die Menschen die GfK machen tun es entweder so wie Rosenberg, der voller Gewalt war (schnell mal geprügelt und auch verbal sehr harsch "Detroid Jackal" und überall anecken. Es ist eine List den Widerstand abzubauen und zu bekommen was Sie wollen.
- Die anderen Menschen die GfK machen sind Harmoniesüchtig und wollen stets Praise. (was selbst Laut Rosenberg ein egoistische Motiv und kein Bedürfnis ist. Sie verbiegen sich für den anderen, in der insgeheimen Hoffnung zu bekommen was sie wollen (Wolfs-show, Heuchelei).
- Der Name NVC (gfk) bezieht sich auf den Widerstand des Anwaltes Gandhi der durch Ungehorsam die damalige Englishe Besatzungsmacht nötigte das Feuer auf die Demonstranten (inklusive Kinder) zu eröffnen. Dann schwang er die Moralkeule und die englishe Öffentlichkeit / Politiker liesen Indien ziehen. Gandhi war jedoch gegenüber den Kafkas selbst nicht gerade auf Augenhöhe, er wollte auf Augenhöhe mit den Engländern sein (wo er studierte) aber nicht andere auf seine Stufe stellen. Ein passenderer Name für diese Kommunikationsform (und Haltung) wäre: Passiv-Aggressive Kommunikation.
- Ich selbst erlebte dass wenn ich meine Urteile ausspreche (statt mein urteilen zu verurteilen) und nicht mehr brav gefügig und gehörig mitmachte ich aus allen dieser toleranten, Liebevollen Gruppen nicht nur rausflog, sondern dass alle Trainer (zugegeben meist ohne Zertifikat) die Kommunikation völlig verweigerten. Den Sie wollen nur das schöne über sich hören. Schlussendlich soll man für diese der (selbstverliebten?) Spiegel sein in dem Sie sich Sonnen. Jede Handlung von anderen und sich selbst soll gefälligst immer mit einem positiven Hintergrund (positiven Bedürfnis) gesehen werden. Sowohl alles was Menschen tun als gut, als auch alles was Menschen tun als schlecht zu sehen ist extremer Schwachsinn. Grau Schattierung ist hier erwachsener.
- Kritikfähigkeit ist wichtig. Wolf nach innen, ist Giraffe nach außen. Das verantwortlich sein für seine und andere Bedürfnisse. Am Schluss zählen die Taten und nicht die Worte. Und damit meine ich explizit nicht die "GfK-"Haltung". Den die Haltung sagt explizit die Bedürfnisse des anderen können dir völlig egal sein, du gibts nur Empathie, nicht Sympathie, und Urteilst im Kopf so viel du willst und schließt alle aus, die dich nicht als perfekt ansehen.
- Ich bin sehr froh damit nichts mehr zu tun zu haben, es hat mir die Augen für die Heuchelei geöffnet. Hört nicht auf das was Leute sagen, sondern was Sie tun.
- Wenn ich es wirklich so meine Verwende ich teils das Vokabula. "Geht es mir / dir nach Bedürfniss xyz". Was wenn beide Lösungsorientiert sind nützlich sein kann. Was mir sowohl bei den GfK Berichten / Büchern als auch in persönlicher Erfahrung aufgefallen ist: Nur wenn der andere Leidensdruck hat und die Macht-über andere Verhältnisse ausgeglichen sind, ist so manch andere Partei überhaupt erst gewillt mit einem zu reden, geschweige den Lösungen zu finden die für beide passen. Die TrainerIn Position ist eine Macht-über Position. Wer nicht spurt, fliegt. Also stellt sicher dass ihr genügend macht habt eure Bedürfnisse selbst zu erfüllen und euch gegen unterjocher so sehr zu wehren dass diese für sich einen Grund sehen Kommunikationsbereit zu sein und nicht jedes Bedürfniss anderer Leute wegbügeln mit "Aber ich bin GfKler, ich habe die 4 Schritte verwendet".
- Andere / Normale Menschen sind mir wesentlich gfkischer als gfkler. Es braucht keine besonderen Worte wenn beide Seiten lösungsorientiert sind.
Nutzt was ihr gut draus findet und achtet darauf mit wem ihr euch umgebt.