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Ich interpretiere diesen Text gern, aber nur für mich und anhand meiner Lebenserfahrung. Was Du ihm entnimmst, wie Du ihn bewertest, kann aber nur einer sagen: Du selbst.

Zahrnt ist von frühester Kindheit an mit dem Glauben an einen Gott aufgewachsen, er wurde ihm sozusagen "eingeimpft" als Abwehrmittel gegen alle anderen Weltanschauungen. Dieser Glaube war sein Leben lang Grundlage und Voraussetzung für seinen Lebensunterhalt. Es ist verständlich, daß er jetzt, als alter Mann, eine Rechtfertigung dafür sucht, WARUM er an etwas glaubt, wofür es keinerlei Bestätigung gibt. Mit "Ich kann die Richtigkeit meiner Wahl nicht beweisen, ebenso wenig wie der Atheist die seine" formuliert er den Grundirrtum und damit die Lebenslüge aller Gottesanbeter: Unbeirrt an etwas frei Erfundenem festzuhalten, und sei es noch so widersprüchlich, ist nicht besser oder schlechter als es nicht zu tun. Statt sich zu fragen, ob Gott überhaupt etwas mit der Realität zu tun hat, setzt er das einfach voraus und versucht stattdessen, Gott "an der Wirklichkeit der Welt ersichtlich zu machen". Er wägt also nicht das Für und Wider gegeneinander ab, sondern sucht lediglich nach dem Für und ignoriert alles Wider. Jedes Für, das er benennt, scheint seinen Glauben zu bestätigen, aber auch nur deshalb, weil er gleichzeitig zehn Wider verschweigt. Wobei "verschweigen" nicht das richtige Wort ist, denn diese Wider kommen ihm gar nicht erst in den Sinn, sie werden von der Grundimmunisierung verjagt, bevor sie seinen Glauben in Frage stellen könnten. Zweifel kommt gar nicht erst auf, weil das Zweifeln an Gott Sünde ist.