Wieso nerven sich die Schweizer so extrem über Einkaufstourismus?

8 Antworten

Habe mal eine zeitlang an der Grenze zur Schweiz gelebt. Zu dieser Zeit war der Schweizer Franken noch nicht in der Form an den Kurs des Euros gekoppeltwie er es heute ist und fast doppelt so stark we der Euro. Es war das goldene Zeitalter für Grenzgänger, die im "biligen" Deutschland lebten und die hohen Einkommen der Schweiz kassierten. An den Wochenenden waren die Läden auf deutscher Seite voller Schweizer, die nicht nur günstiger einkauften sondern auch noch die Mehrwertsteuer der Artikel erstattet bekamen. Letzteres habe ich nie so ganz kapiert, aber die Abwicklung an den Kassen hat dann (weil es länger dauerte) doch etwas genervt.

Den Einkaufstourismus gab es in beide Richtungen und ich denke, sowas ist normal. Ich war oft genug in der Schweiz tanken (2 Kilometer zur Tanke waren bei den günstigeren Spritpreisen kein Umweg). Ich wäre nie auf die Idee gekommen, aus Patriotismus den höheren Preis für Sprit in Deutschland zu zahlen, fühlte mich aber auch nie als "Landesverräter". Der Preis bestimmt die Nachfrage, auch über Landesgrenzen hinweg.

Genau so ist das. Deswegen machen es die Schweizer ja auch so wie sie es wollen.

Auf der anderen Seite beschweren sich extrem viele Menschen in Grenzregionen über das rüde Verhalten der Eidgenossen und auch über deren Ignoranz den Coronaregeln gegenüber. Zum Beispiel Maske tragen in deutschen Supermärkten oder Begrenzung von Abgabemengen pro Person.


SarahSchweiz  15.12.2020, 15:24
Zum Beispiel Maske tragen in deutschen Supermärkten oder Begrenzung von Abgabemengen pro Person.

Haben wir hier doch auch...

Da kann ich im Gegenzug auch sagen, dass sich die Deutschen über die eher leichten Coronaregeln in der Schweiz beschweren, Baden Württemberg sich deswegen aber nicht zu schade ist, für das eigene Bundesland eine Sonderregelung einzuführen, die es dem Schweizer erlaubt, sich 24 Stunden ohne Folgen drüben aufzuhalten und dem Deutschen gestattet, seiner Arbeit in der Schweiz nachzugehen. Scheinbar ist der Schweizer Einkaufstourismus auf der deutschen Seite dann doch weitaus lukrativer als das Einhalten der sonst verhängen bundesweiten Regelungen.

Sei's drum: Ich wohne in Basel direkt in der Grenzregion. Ich gehe immer wieder mal in DE einkaufen - und ich begrüsse im Gegenzug jeden Grenzgänger, der aus DE zu uns arbeiten kommt, ganz herzlich. Weder Corona noch das ganze andere Geplänkel hindert mich daran, mich mit meinen "Nachbarn" bestens zu verstehen. Dazu gibt es einfach keinen Grund. Und so habe ich auch in Deutschland einige Freunde und bin gern bei denen. So, wie die auch gern bei mir sind.

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stufix2000  15.12.2020, 16:31
@SarahSchweiz

Da hast du sicher recht.

Es wird sich seit Jahrzehnten in der Region beschwert oder eben auch nicht.
Ich bin an der Grenze aufgewachsen, je nach Kurs des Franken waren die Einkaufströme so oder eben anders herum.

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In der Schweiz sind die Preise einfach viel zu teuer. Selber kenne ich einige Familien, die wirklich jeden Franken umdrehen müssen. Wenn man in der Schweiz unter 4000 Franken verdient bei voller Arbeit , dann ist man arm dran. Vom Lohn gehen schonmal 400 bis 600 Franken weg als Abzüge. Dann wird so was zwischen 3200 bis 3500 ausbezahlt. Davon muss ich die Krankenkasse bezahlen, meine Wohnung, das Ticket für den ÖV oder die Kosten vom Auto usw.

Wenn man dann siht das gewisse Markenprodukte in der Schweiz massiv kosten, dann geht man das einkaufen im Ausland.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich komme selber aus der Schweiz

Natürlich ist das für den lokalen Einzelhandel bitter, wenn die Leute über die Grenze fahren.

Allerdings ist die Schweiz ein teures Pflaster. Ich hatte mal eine Zeitlang häufig Geschäftspartner aus der Schweiz zu Gast - die kamen mit einem leeren Koffer und fuhren mit einem vollen. Schuhe für 40 EUR sind genauso ein Schnäppchen wie ganz normaler Kinderkleidung.

Ich selbst habe in der Schweiz immer nur Schokolade für meine Kollegen in Deutschland gekauft. Alles andere hätte mein Budget nicht hergegeben.

So ist das, wenn man in einem Land lebt, das rundherum "Billig[lohn]länder" hat,
man selbst aber überall teuer ist.

Wer in der Schweiz mit 25€ Stundenlohn nach Hause geht, gehört schon zu den Armen. Logisch, dass dann auch der TV-Verkäufer, der Einzelhandel, die Dönerbude usw. höhere Preise aufrufen.

Stichwort: Einfuhrumsatzsteuer.