Wieso merken viele nicht wie schlimm Autismus ist?

10 Antworten

Für dich ist es vielleicht schlimm. Für andere jedoch nicht. Ich habe beispielsweise gelernt damit zu leben. Ich kann zwar schon freude und andere emotionen zeigen aber habe auch keine freunde und tue es mir schwer was daran zu ändern. Erlich gesagt habe ich auch kein interesse etwas daran zu ändern. Wieso denn auch? Ich habe gelernt damit zu leben. Wie einige andere authisten gibt es viele lebensmittel die ich nicht mag. Auch das stört mich nicht. Dann esse ich halt mehr von dem was ich mag. Schwer habe ich es im alltag nicht. Ich habe gelernt damit zu leben und zu akzeptieren dass ich anders bin. Im gegenteil: ich frage mich sogar eher warum jeder mensch wie jeder andere sein will.

Wenn man wie ich damit leben kann, dann ist es auch nicht schlimm.

Man muss sich akzeptieren wie man ist!

Weil Autismus nun einmal nichts Schlimmes ist. Es ist keine Krankheit, kein Defekt etc. Es ist ein Anderssein, welches von der Gesellschaft leider viel zu oft nicht verstanden und schon gar nicht akzeptiert wird.

Als Beispiel: Wenn du kurz vor einem Meltdown stehst und unbedingt Stimming betreiben musst, um all die Reize zu verarbeiten, aber die anderen Leute in deiner Umgebung das "albern", "peinlich", "störend" etc. finden - Wen siehst du dann als schuldig an? Doch wohl nicht deinen Autismus, sondern die Leute, die dich lieber durch einen (dich selbst oder andere Leute gefährdenden) Meltdown gehen lassen würden. Ich hab bisher auch noch keinen darüber meckern gehört, dass Rollstuhlfahrer einen Rollstuhl brauchen, um sich fortbewegen zu können. (Wobei diese Gestalten sicherlich auch irgendwo herumgeistern.)

Kann seit ich klein bin kaum Freude empfinden und zeigen.

Dass du keine Freude zeigen kannst, heißt nicht, dass du sie nicht empfindest. Bzw. empfindest du sie in deinem Fall kaum, wohl aufgrund von schlimmen/traumatischen Ereignissen in deiner (frühen) Kindheit. Denn keine Freude spüren zu können hat absolut überhaupt gar nichts mit Autismus zu tun, sondern viel eher mit solchen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen etc. Von diesen sind Autisten leider häufiger betroffen als neurotypische (Über den Ausdruck kann man sich auch streiten) Menschen. Nicht aufgrund des Autismus, sondern aufgrund des Umgang mit diesem.

Eine Person mit Autismus, die viel Liebe, Akzeptanz, Verständnis, Unterstützung etc. erfahren durfte wird automatisch ein viel besseres, erfüllenderes Leben haben, als eine Person mit Autismus, die sich von klein auf maskieren musste, der gesagt wurde, dass sie komisch ist, dass ihre Spezialinteressen albern sind, dass ihr Stimming nervt, dass sie sich "doch einfach zusammenreißen" soll und so weiter und sofort. Oder zumindest wird es die zweite Person wesentlich schwerer haben, ein erfüllendes Leben zu führen.

Viele auf der Plattform tun so als wäre das nichts und man würde einfach sachen wörtlich nehmen. Dabei ist Autismus viel mehr als das.

Das ist zu 100% korrekt. Solche Leute haben keine Ahnung von der Thematik. Das Ding ist ja auch, dass selbst das längst nicht auf alle Autisten zutrifft. Nicht jeder Autist nimmt Dinge (immer) wörtlich.

Autismus als diese "schreckliche Sache" anzusehen stellt Autisten auch irgendwie als "arme, beängstigende Kreaturen" dar, welche "unbedingt von ihrem Leiden erlöst werden müssen und ojemine, alles, - ALLES - nur keinen Autismus!".

Okay, jetzt bleibt aber noch die Frage offen, weshalb Autismus nicht ernstgenommen wird. Weshalb verstehen die Leute nicht, wie schwer es ist, in einer Welt zu versuchen zu überleben, die nicht für einen geschaffen ist? Nun ja, Unwissen und Ignoranz beispielsweise. Oder auch Besserwisserei. "Mein Sohn hat auch Autismus und der ist non-verbal. Der hat's viel schwerer als du. Stell' dich nicht so an!" (Erneut sehen wir hier: Leute verstehen das Autismus-Spektrum nicht. Die denken, das geht von "schwach" bis "stark", dabei funktioniert das so nicht und ja, es regt mich auf, noch immer von "schwachem" und "starkem" Autismus lesen zu müssen bzw. von "high-functioning autism" und "low-functioning autism". Solche Labels bringen KEINEN Autisten im Leben weiter. ...)

Autismus ist eben etwas, was man nicht sehen kann. Es ist unsichtbar. Das heißt: Damit Leute überhaupt nur versuchen können, es zu verstehen, zu akzeptieren, nicht gleich zu denken, jemand wäre unhöflich oder würde gar lügen, weil er z.B keinen Augenkontakt herstellen kann, müssen sie erst einmal wissen, dass sie einen Autisten/eine Autistin vor sich stehen haben.

Ebenfalls ist Autismus eine """Modeerkrankung""", """trendy""", eine """Pseudodiagnose", """jeder ist doch heutzutage irgendwie autistisch""" und, und, und ...

Insbesondere bei den Autisten, die sozusagen "high-functioning" sind, werden die Probleme nicht ernstgenommen. Sie werden häufig noch nicht einmal erkannt, während Leuten mit "low-functioning"-Autismus aberkannt wird, je alleine ein glückliches Leben bewerkstelligen zu können. Beide Extreme haben ihre Probleme, die gleichermaßen valide sind.

Hach ja, ich könnt' schon wieder ...

Kurz noch zu der Sache mit den Freunden - Auch wenn du das womöglich selbst schon weißt: Es ist sehr wichtig, ausschließlich nach Freunden zu suchen, die dich als Autist akzeptieren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Weil sie ganz normal aussehen und auch normal intelligent sind.

Es wird gern behauptet, dass neurotypische Menschen mehr Empathie haben, jedem der das behauptet, empfehle ich sich die Nutzer hier anzusehen und sich eine eigene Meinung zu bilden.

Autismus ist nicht schlimm.

Woher willst du wissen, ob die Bilder echt sind?

Und selbst dann stellen sie nur die Aktivität dar und nicht die Vernetzungen. Wenn du grad gedanklich keine Matheaufgabe löst, ist in dem Bereich keine Aktivität sichtbar.

Zunächst einmal: Es gibt wohl kaum eine Beeinträchtigung, bei der die Symptome sowohl vom Typ als auch von dessen Stärke derart stark variieren können, wie bem Asperger Syndrom (= Autismus). Ich selbst weiß das, weil ich persönlich Autist bin und mehrere Jahre Therapie hatte, um mich etwas leichter im Alltag zurechtzufinden.

Und ich kann dir leider sagen: So verschieden alle mit ihrem Asperger Autismus auch sind, alle eint die Tatsache, dass sie keine/kaum Freunde haben, weil wir uns nicht besonders gut mit anderen sozial austauschen und/oder identifizieren können.

Ich zum Beispiel verabscheue die vielen Witzeleien in den Gesprächen der meisten Personen über Sex und Alkohol heutzutage - ein paar sind ja schön und gut, aber man könnte meinen, die Menschen können sich nur noch darüber definieren. Dadurch bin ich schon mal mit meiner Meinung relativ alleine und kapsele mich so (teils ungewollt) vom sozialen Durchschnitt ab. Zusätzlich ist es mir nicht möglich, freche Sprüche zu klopfen - bei den anderen verstehe ich zwar die meisten Andeutungen und Metaphern mittlerweile, aber selbst wollen mir solche nie recht gelingen - falls ich es doch versuche, kommt es bei den anderen häufig als ernst gemeint an und es entstehen peinliche Pausen.

Demnach ist es zunächst wichtig zu wissen, dass man diese Situation leider, leider, leider niemals wie einen umgelegten Schalter zum Guten wenden kann. Sprich, du wirst wahrscheinlich nicht plötzlich Freunde finden, so wie andere das können.

Positiv: Asperger Autisten besitzen meistens ein paar Werte, die andere Menschen wegen mangelnder Disziplin gar nicht vertreten, ihnen aber sehr wichtig sind: Ehrgeiz, Genauigkeit, Ehrlichkeit, Verantwortungsbewusstsein, Regelbeachtung - dies sind häufig anzutreffende Merkmale von Autisten. Sie machen dich unglaublich wertvoll für die Gesellschaft und für die Familie! Darauf kannst du dann mehr als stolz sein. Andere Menschen können leicht neidisch darauf reagieren und dass ist ein Hauptgrund, warum sie uns so ablehnend gegenüberstehen, meist haben die anderen Angst, dass in Wahrheit sie diejenigen mit dem eher miesen Charakter sind. Wie für Menschen typisch versuchen sie dies zu überspielen, indem Sie dann den Autisten als merkwürdig abstempeln und ausgrenzen.

Fazit: Autist zu sein, ist tatsächlich hart (egal, für wen und wie stark, ich wage zu behaupten, dass es letztlich alle gleich schlimm trifft, damit zu leben - unabhängig davon wie ausgeprägt die Symptome sind). Du wirst wahrscheinlich nie viele Freunde haben, punkt (ohne Sarkasmus). Aber versuche einen oder wenige zu finden, mit denen du zumnindest auf einer Wellenlänge bist oder vielleicht sogar befreundet. Und: Glaube immer fest an dich! Nur weil man uns weissmachen will, dass wir die Außenseiter sind, heißt das noch lange nicht, dass wir Schuld an dieser Misere tragen.

Wichtig: Die Diagnose macht dich nicht "gesund" und es gibt auch kein Heilmittel oder Therapie zum Auskuieren, trotzdem ist sie lebensnotwendig! Denn mit der Diagnose hast du Anrecht auf besondere "Ausgleiche" im Alltag: Du kannst Freistellungen z.B: für Klassenfahrten/Exkursionen bekommen, wenn man weiß, dass dies für dich unzumutbare Stressituationen sind, die hast später im Job das Recht auf 5 zusätzliche Urlaubstage pro Jahr, und vieles mehr!

Ich hoffe, ich konnte dir helfen.

Alles Gute weiterhin :)

Dragodraki

Außenstehende müssen auch nicht merken wie schlimm es ist. Ich finde du forderst hier zu viel. Es ist nicht die Aufgabe von Außenstehenden, dafür Verantwortung zu übernehmen, wie schlimm du dich fühlst.

Wer so geboren ist, kann nichts dafür und muss das Beste aus seinem Leben machen. Wer ohne Autismus geboren ist, kann auch dafür nichts und ist nicht verpflichtet, vor einem Autisten auf die Knie zu fallen und sich in Verständnis und Zugeständnissen zu ergehen. Ich muss mich vor einem Rollstuhlfahrer auch nicht dafür rechtfertigen und entschuldigen, dass ich einen Halbmarathon LAUFEN kann und er nicht.


Autist1997 
Beitragsersteller
 27.05.2022, 21:49

Aber was sollen so verharmlosende kommentare, dass man sachen nur wörtlich nimmt. Autismus ist viel mehr als das. Du versteht scheinbar nicht worum es in der frage geht.

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TorDerSchatten  27.05.2022, 21:57
@Autist1997

Ich habe keinen verharmlosenden Kommentar abgegeben! Ich verstehe, dass es ein angeborenes Defizit ist und auch verschiedene Ausprägungen und Schweregrade hat. Jeder Autist ist anders und man kann sie nicht alle über einen Kamm scheren. Das ist nicht verharmlosend. Wenn ich nicht verstehe, um was es in der Frage geht, dann formuliere die Frage so, dass man es versteht. Wenn es sich auf eine Unterhaltung bezieht, die vor der Frage stattgefunden hat - ich bin kein Hellseher und kann das nicht wissen!!!

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