Wieso ist nach einer Atombombe immer alles so lange verseucht?

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Weil das radioaktive Material der Atombombe und dessen (ebenfalls radioaktive) Reaktionsprodukte bei der Explosion nicht einfach verschwinden, sondern in der Umgebung verteilt werden. In Form von feinem Staub, der sich einfach überall niederschlägt.

Und manche Materialen sind sehr lange radioaktiv. Bei der Plutonium-Sorte, die in Atombomben verwendet wird (Pu-239), beträgt die Halbwertszeit ca. 24000 Jahre, d.h. nach 24000 Jahren ist gerade die Hälfte davon zerfallen. Und die Zerfallsprodukte sind ihrerseits ebenfalls radioaktiv; z.B. ist Caesium-137, welches bei der Spaltung von Uran-235 entsteht, ebenfalls radioaktiv mit einer Halbwertszeit von ca. 30 Jahren.

Und gerade in Form von Staub sind radioaktive Materialien tödlich. So ein Alpha-Strahler wie Pu-239 macht und von außen nicht wirklich was aus; Alphastrahlung wird von einem Blatt Papier abgehalten und kommt nur durch wenige Zellschichten durch, was bei der äußeren menschlichen Haut keinen nennenswerten Schaden anrichtet. Aber als Staub, der z.B. eingeatmet wird und in die Atemwege kommt, wo dann z.B. die Häute der Lungenbläschen nur eine Zellschicht dick sind, kann Alphastrahlung eben doch tödliche Schäden anrichten.

Caesium-137 wiederum ist ein Betastrahler und um Betastrahlen abzufangen, brauchst du schon dicke Metallplatten. Durch einen menschlichen Körper schießen die geradeaus durch und machen unterwegs alles kaputt. Davon willst du also wirklich keine größeren Staubmengen in deiner Nähe haben.

Nur so: Bei der Tschernobyl-Katastrophe wurden ca. 26 kg Caesium-137 freigesetzt. das hat gereicht, um eine ganze Stadt zu verseuchen und messbar höhere Radioaktivität in halb Europa zu bewirken. So fein zerstäubt wird das Zeug und so fies ist es.


verreisterNutzer  21.06.2024, 08:42

Reaktorenunfälle und Atombomben sind unterschiedliche Ereignisse mit unterschiedlichen Wirkungen.

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Franz1957  19.06.2024, 16:47

Was die Reichweite der Strahlen angeht: Pu-239 ist nicht nur Alphastrahler und Cs-137 ist nicht nur Betastrahler. Beide sind auch Gammastrahler! Wir übersehen das so oft, da die Gamma-Aktivität in den gängigen Isotopentabellen gar nicht erwähnt wird.

Daß Cs-137 bei jedem Zerfall auch 0,662 MeV Gammastrahlung abgibt, findet man in der Wikipedia nur hier: https://en.wikipedia.org/wiki/Commonly_used_gamma-emitting_isotopes

Die Gammastrahlung von Pu-239, (wenn auch nicht sehr hart, nur einige keV), habe ich hier gefunden: https://www.ezag.com/fileadmin/ezag/user-uploads/isotopes/isotopes/Isotrak/isotrak-pdf/Decay_Schema_Data/Pu-239.pdf

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Franz1957  19.06.2024, 16:27

Die Halbwertszeit von Pu-239 beträgt ca. 24000 Jahre. Man kommt bei Zahlenangaben leicht durcheinander, wenn da Trennzeichen für Drei-Ziffern-Gruppen verwendet werden. Die deutsche Wikipedia sagt: 24.110 Jahre. Als Computernutzer und Leser englischer Texte kann man den Punkt leicht missverstehen.

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RedPanther  19.06.2024, 16:34
@Franz1957

Ah, ja da hast du absolut recht! Hab den Punkt tatsächlich mal eben fehlinterpretiert. Danke für die Korrektur!

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Das stimmt garnicht. Das ist ein westlich-amerikanischer Mythos, der aus Gründen Falschinformationen über Nuklearwaffen verbreitet. Atomwaffen sollen als unfassbar fatalistisch gelten, damit der Abschreckungsmythos Sinn ergibt. Die wesentlich erschreckendere Wahrheit ist allerdings: moderne Atombomben könnten effektive Waffen darstellen und in Kriegen sinnvoll eingesetzt werden. Beispielsweise als EMP-Waffe.

Die Region um den Einschlag Punkt wieder relativ schnell besiedelbar. In Hiroshima waren es nur 14 Tage. Die jahrzehnte lange und intensive Verstrahlung gibt es nur bei Reaktorunfällen oder bei den mittlerweile vernichteten Neutronenbomben.


Franz1957  19.06.2024, 16:01

Diejenigen, die in den 1940er und 1950er Jahren tatsächlich Atombomben auf bewohntem Gebiet (nicht nur in Japan) gezündet haben, und die Industriebetriebe, die diese Bomben herstellen, haben Gründe, genau den gegenteiligen Mythos zu verbreiten: dass man Atombomben in Kriegen sinnvoll setzen könne.

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verreisterNutzer  20.06.2024, 11:05
@Franz1957

Physik ist nunmal keine Meinung. Das hat wenig Sinn zu diskutieren.

Jeder der will, kann sich leicht im Internet über die Wirkung von Atombomben informieren.

Durch die Tests ist es tatsächlich ziemlich klar was passiert.

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Franz1957  20.06.2024, 13:22
@verreisterNutzer

Was aber auf der Grundlage dieser Informationen als "sinnvoll" zu bewerten ist, dafür ist nicht die Physik zuständig.

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es12ch  19.06.2024, 10:17
Das stimmt garnicht. Das ist ein westlich-amerikanischer Mythos, der aus Gründen Falschinformationen über Nuklearwaffen verbreitet.

Leider gibt es keine Meldefunktion à la "Fehlinformation".

Radioaktives Material, welches verwendet wurde löst sich nach der Explosion nicht einfach in Luft auf, sondern verteilt sich in Form vom radioaktiven Fallout, weiter wird Wasser und der Boden kontaminiert durch radioaktive Partikel.

Hiroshima war wieder so schnell bewohnbar aus dem einfachen Grund, dass die Atombombe in der Luft detonierte und dadurch große Teile des radioaktiven Materials in die Atmosphäre getragen wurde und nur wenige Tage nach der Detonation mit dem aufräumen und Weideraufbau begonnen wurde. Wäre die Bombe am Boden detoniert hätte es ganz anders ausgesehen.

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verreisterNutzer  19.06.2024, 10:34
@es12ch

Das stimmt. Die Höhe der Detonation bestimmt die Dauer und Intensität der Strahlung. Aber die Explosion ist dieselbe.

Aber hier reden wie nur von einer kleinen Spannweite. Dann sind es halt 3-4 Wochen bis man das gebiet betreten kann.

Mehrere Jahrzehnte wie du behauptest sind es allerdings nie. Das sind nunmal Myhten.

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Franz1957  19.06.2024, 16:10
@es12ch

Es lohnt, nicht nur Hiroshima und Nagasaki zu betrachten, sondern auch die Inseln im Pazifik und in Nordafrika, die für Nuklearwaffentests und Demostrationen benutzt wurden. Der Umgang der US-Regierung mit den Menschen der Marshall-Inseln, insb. des Bikini-Atolls, spricht Bände, wie auch der Umgang der Regierung Frankreichs mit den Bewohnern von Algerien und "Französisch-Polynesien".

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..., weil die Halbwertszeit von den verwendeten Materialien eine lange verseuchung mit sich ziehen.

Beispiel anhand Cäsium-137 -> Halbwertszeit von etwa 30 Jahren. Es dauert also mehrere Jahrzente bis ein unbedenkliches Niveau erreicht ist.


verreisterNutzer  19.06.2024, 09:27

Cäsium-137 gibt es nicht in Atombomben.

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es12ch  19.06.2024, 10:01
@verreisterNutzer

Bei einer Atombombenexplosion werden verschiedenste Isotopen freigesetzt, darunter Cäsium-137, Strontium-90, Jod-131, Krypton-85, Plutonium-239 und Kobalt-60. Genaueres variiert natürlich entsprechend der Zusammensetzung des spaltbaren Materials der Bombe.

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verreisterNutzer  19.06.2024, 10:26
@es12ch

Ja freigesetzt nach der Explosion werden etwa 200 radioaktive Stoffe in geringen Mengen. Darunter auch kleinst Mengen von Stoffen mit langer Halbwertzeit. Das reicht nicht aus um ein ganzes Gebiet zu verseuchen. Die Stoffe die hoher Zahl im Fallout runterregnen haben eine sehr kurze Haltbarkeit.

Genau aus diesem Grund sind die Bunker in der Schweiz auch immer für 2 Wochen + und nicht 30 Jahre + ausgelegt.

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Nyadado32 
Beitragsersteller
 19.06.2024, 09:05

Was ist Halbwertszeit?

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es12ch  19.06.2024, 09:11
@Nyadado32

Halbwertszeit ist die Zeitspanne in welcher die hälfte der Atome eines radioaktiven Materials zerfällt.

Beispiel: Uran hat 20 Atome und eine Halbwertszeit von 10 Jahren.

Nach 10 Jahren sind nur noch (20 / 2) 10 Atome vorhanden, nach weiteren 10 jahren nur noch (10 / 2) 5 Atome und nach weiteren 10 Jahren nur noch (5 / 2) 2,5 Atome und immer so weiter vorhanden.

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Franz1957  19.06.2024, 15:18
@es12ch

Was Halbwertszeit ist, hast Du gut erklärt. Nur haben die Uransorten, die in Reaktoren und Atomwaffen verwendet werden, sehr viel längere Halbwertszeiten. Die 10 Jahre des Beispiels treffen auf andere radioaktive Stoffe zu, wie Krypton-85 und Barium-133.

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es12ch  20.06.2024, 07:29
@Franz1957

Da hast du recht, ich habe die 10 Jahre nur als Vereinfachung des Beispiels gewählt :)

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Das geht eigentlich, Hiroshima ist schon lange wieder bewohnt