Wieso ist es manchen Menschen, die eigentlich Hilfe bräuchten, es eher tatsächlich so unangenehm Hilfe in Anspruch zu nehmen?

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Die meisten sind zu stolz dazu bzw. es wäre ihnen peinlich (das liegt eventuell am Milieu; in meiner Heimat waren Behörden undicht und als ich mal als Ansichtsobjekt für einen Vortrag zur Sozialberatung von Kolping aus - das richtete sich an Arbeitslose und Ausbildungssuchende - einen Vordruck für die damalige Grundsicherung beim Rathaus holte, um den Leuten das zu erklären, hat hinterher schon der eine oder andere wohl gedacht, ich würde das für mich holen ... ist möglich ----> so was kann schambehaftet sein, wenn jemand eventuell echt betroffen ist und dann damit rechnen muss, dass deswegen getratscht wird ... Vorstadt oder Landgemeinde können dann zur Hölle auf Erden werden) oder aber im sozialen Sinne denken, dass es andere noch mehr nötig hätten und man keinem was wegnehmen dürfe, der bedürftig ist. Oder sie wissen einfach nicht, wie es geht.

Allerdings wird das in Deutschland oft anerzogen - ich habe vor Jahren z.B. mitbekommen, dass ein Mitschüler aus der Berufsschule nach der Lehre nicht übernommen wurde und sich ergo erstmal arbeitslos melden musste, um seinen Lebensunterhalt zu sichern. Sein Vater bekam das raus und polterte rum, man solle "seinen Stolz haben" und nicht Arbeitslosengeld beziehen und lauter so Zeug, er würde das nie tun ... aber da hakt's auch an einem anderen Rad: Viele wissen nicht, wie es ist, ganz unten zu stehen und leben in ihrer Luftblase fernab der Realität. Der Vater dieses Mitschülers etwa war so ein Fabrikarbeiter, der seine Lehrstelle durch den eigenen Vater bekam und nie erfahren was er heißt, arbeitslos zu sein oder sich Sorgen zu machen, wie man überlebt - und so jemand hat immer sehr leicht reden und keine Ahnung davon bzw. sollte nicht über DInge reden, von denen er keine Ahnung hat. Aber die meisten tun das doch, grad diejenigen, die zu allem eine Meinung haben, aber von nichts eine Ahnung.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Ich gehöre auch zu diesen Leuten, die nie nach Hilfe fragen können. Vermutlich, weil man es selbst aus eigener Kraft schaffen möchte. In unserer Gesellschaft lernen wir auch immer wieder keine schwäche zu zeigen und das hat sich nun mal verinnerlicht.

Man möchte nicht von anderen abhängig sein. Verletzter Stolz.

Vielleicht wurde diesen Menschen, als sie Kind waren, oft gesagt "stell Dich nicht so an, beeil Dich, frag nicht so viel, sei nicht so neugierig ..." Bei diesen "Befehlen" lernt das Kind unweigerlich

Ich bin falsch, wenn ich etwas anders mache als es erwartet wird.

Und das ist dann eine Lektion für's Leben. Wer da nicht Umdenken lernt, bleibt dabei.

Da hat jeder seinen eigenen Stolz.

Manchmal ist es nur Dummheit.