Wieso ist Egoismus schlecht?

25 Antworten

Die Frage impliziert, Egoismus wäre schlecht, ist er aber nicht, zumindest nicht grundsätzlich. Ist man nicht auch ein wenig Egoist, sondern schaut dauernd nur nach Anderen, wird man gerne mal aus.
Man muss schauen, was einem selbst gut tut. Immer nur egoistisch zu handeln ist natürlich auch nicht gut. Wie so oft liegt die Lösung zwischen beiden Extremen.

Auch helfen ist oft egoistisch. Jetzt kurz vor Weihnachten fängt wieder die Weihnachtsbettelei im großen Stil an. Für hungernde Kinder, gequälte Tiere und vieles sonst soll gespendet werden und wird auch gespendet. Niemand überprüft, ob das Geld tatsächlich bei den hungrigen Kindern ankommt, das interessiert die Spender auch fast nie. Es wird fleißig gespendet, damit man sich besser fühlt, wenn man sich über die Feiertage fett frisst. Das ist auch eine Form von Egoismus, allerdings zumindest mit positivem Nebeneffekt.

Extremer Egoismus ist allerdings schlecht, denn so eckt man oft an und macht es sich am Ende schwerer als nötig.


JOHN12345678  26.09.2023, 10:04

Man soll immer an andere denken

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SchakKlusoh  11.12.2016, 22:59

Auch helfen ist oft egoistisch.

Das stimmt, aber Du bringst das falsche Beispiel.

Wenn  ich einem Freund helfe, dann bezahle ich quasi etwas auf das Freundschaftskonto ein. Wenn ich Hilfe brauche, kann ich diesen Freund fragen, weil ich etwas gut bei ihm habe.

Das heißt, es kann egoistisch sein, jemand zu helfen.

Wir Menschen  sind soziale Wesen. Die meisten von uns geben einem anderen Menschen erst einmal einen "Kredit". Wenn nichts zurückkommt, dann kriegt er nichts mehr, weil sein Konto leer ist.

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Giustolisi  11.12.2016, 23:33
@SchakKlusoh

Dein Beispiel ist gut. Jemandem der ständig nur nimmt, gibt man normalerweise nichts mehr. Wir Menschen sind sowohl egoistische, als auch soziale Wesen. Wer nur half und gab, statt nach sich selbst zu sehen, überlebte die evolutionäre Selektion nicht. Wer nur nahm, bekam einfach nichts mehr und konnte so nicht mehr von der Gemeinschaft profitieren. Auch diese Gene sind aus dem Genpool verschwunden. Eine bestimmte Mischung aus Egoismus und sozialem Verhalten setzte sich durch, natürlich mit einer gewissen Schwankungsbreite.

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Dass jeder Mensch darauf achtet, dass er nicht zu kurz kommt, ist zunächst normal.

Jeder Mensch ist also bis zu einem gewissen Punkt egoistisch. Unter gesundem Egoismus verstehe ich, dass man sich seiner Bedürfnisse und Wünsche bewusst ist, sie äußert und sie in sein  Verhalten auch mit einbezieht.

Egoismus wird dann schlecht, wenn man rücksichtslos ist, d.h., nur die eigenen Bedürfnisse befriedigt und die anderen übergeht - also auch übersieht, wo Hilfe nötig wäre. Es sind oft die kleinen Dinge, an denen man Egoisten erkennt: Rücksichtslos sorgen sie dafür, dass sie das bekommen, was sie gerade wollen. Du willst eine Begründung, warum das schlecht ist?

Wenn es dir egal ist, wenn andere durch dein Verhalten beeinträchtigt werden, Nachteile haben oder sogar zu deinen Gunsten Schaden erleiden, bist du für andere einfach nur noch ein unangenehmer Zeitgenosse, der vielleicht schnell zum Ziel kommt, aber wahrscheinlich bald einsam und ohne Freunde leben muss. Auf deutsch gesagt: Du hast dann einen miesen Charakter und kannst nicht erwarten, dafür noch geliebt zu werden.

Um ehrlich zu sein weiß ich nicht recht was du wissen willst. Deine Frage "Wieso ist Egoismus schlecht?" impliziert, dass du davon ausgehst, Egoismus sei schlecht. Aber dann im Text darunter schreibst du "Die meisten Menschen meinen ja dass Egoismus schlecht sei."
Was nun? Ist der Egoismus schlecht, weil die "meisten Menschen" (bist du übrigens sicher, deine Behauptung ist richtig?) das meinen, die Masse somit Recht hat? Oder ist er tatsächlich schlecht, wie du in der Frage unterstellt?

Oder willst lediglich von den Menschen wissen, die meinen, Egoismus sei schlecht, wie sie ihre Meinung begründen?


Egoismus ist gut und bringt dich meistens heil durchs Leben, dein Verstand achtet auf dich und warnt dich, wenn Gefahren auftauchen.

Der Verstand ist also volllkommen auf dich ausgerichtet und wenn es dir gut geht, denkt er vielleicht auch an andere, muss er aber nicht, denn nur was fuer dein Ueberleben wichtig ist, das ist fuer ihn primaer wichtig.

Egoismus ist schlecht, wenn es ueber das Ueberleben hinaus geht und der Verstand immer mehr will von den Dingen, egal was, mehr Wissen, mehr Macht, mehr Geld und mehr sonstwas.

Die Dinge machen einen nicht gluecklich, und dadurch entsteht Leid. Man leidet dann unter seinen Gedanken, die immer mehr wollen und die Stimme gibt nie Ruhe.

Dann hat das Ego unser Leben uebernommen und wir leiden kolossal.

Das Ego ist schon eine gute Erfindung, aber faengt an zu nerven, wenn es das Leben bestimmt und man sein Leben dann nicht mehr geniessen kann, weil man aus dem Sein in das Denken rutscht. Alles Gute!


OlliBjoern  13.12.2016, 03:05

Dass "Leid" schlecht sei (wieso?), und dass "das Leben genießen" gut sei (wieso?), ist aber ebenso eine willkürliche Wahl.

In zahlreichen Religionen wird das Leid hochstilisiert (man denke an die Kreuzigung von Jesus, man denke an die Märtyrer im Islam, man denke an die Askese im Buddhismus). Die griechische Antike ist voll von hochstilisiertem Leid (ob man an die Helden denkt, die für Sparta gestorben sind, an Orpheus und Eurydike, usw.).

Die berühmtesten Werke Shakespeares sind voll von Tod und Tragik, ob dies nun der "Macbeth" ist oder "Romeo und Julia". Lady Macbeth steht nachts schlafwandelnd auf, wäscht sich (imaginäres) Blut von den Händen (weil ihr Gewissen es nicht verkraftet, ihren Mann zum Mord angestiftet zu haben). Dazu schreibt Verdi eine leise, aber dennoch höchst eindrucksvolle Musik, deren "sanfter Horror" dem aufmerksamen Hörer im Gedächtnis bleiben dürfte. 

Bei Verdi wird munter gestorben, ob im "Rigoletto", oder wenn Radames und Aida am Ende von "Aida" lebendig eingemauert werden.

Natürlich ist Mozarts "kleine Nachtmusik" beliebt, aber die meisten werden wohl das Requiem kennen, über dessen Arbeit er (gerade mal 36 Jahre, wenn ich mich irre) verstarb. Beim "Lacrimosa" in d-moll bricht seine Handschrift ab, und - ob Zufall oder nicht - das engschrittig klammernde Motiv zu Beginn des Stückes, mit dem zu Beginn nur dahingehauchten Chor, das sich allmählich zum Crescendo steigert, gehört zu seinen eindrucksvollsten Stücken (auch wenn man das Drumherum nicht kennt). 

Berlioz sieht sich selber auf dem Weg zum Schafott, malt musikalisch seine eigene Hinrichtung, und am Ende der "Symphonie fantastique" sieht er seine eigene (tote) Geliebte als Hexe in einem Hexensabbat. In seiner "grande messe des morts" (Totenmesse) ist das "Lacrimosa" im 9/8 Takt ein großartiges (in diesem Falle auch lautes) Werk, dessen schwankender rhythmischer Boden (mit "Blitzen" in den Streichern) ein apokalyptisches Bild zeichnet.

Die berühmtesten Werke der deutschen Romantik/des 19.Jahrhunderts sind tragisch, ob man nun den "Freischütz" nimmt (dem man gleichwohl ein Happy-End zuschreiben kann - dennoch ist er ein düsteres Werk "sechse treffen, sieben äffen"), oder den "Lohengrin" oder - vor allem - "Tristan und Isolde" (mit dem Liebestod) und die "Götterdämmerung" (der schönste Untergang überhaupt). 

Und Richard Strauß setzt nochmals eins drauf: in "Salome" lässt Salome den Jochanaan nicht nur hinrichten, vielmehr verfällt sie beim Anblick des bluttriefenden Hauptes des Toten noch in Nekrophilie "ich habe deinen Mund geküsst, Jochanaan" ("man sagt, dass die Liebe bitter schmecke"). Strauß malt dies mit Streichertremolo und einem gespenstischen, leisen Bläsermotiv (schließlich wird Salome von Herodes zum Tode verurteilt, und das abscheulich-schöne Schauspiel findet ein jähes Ende).

Sicher, heute stilisiert man (in der Werbung, in den Medien) das Genießen des Lebens hoch. Das ist aber in dieser Form eine eher moderne Erscheinung.

Unterschwellig lieben wir auch heute noch den Horror, der kommt in verschiedenen Formen. Und "Vampire Diaries" ist noch eine harmlose Form davon. Wirklich Hartgesottene schauen die Nachrichten.

 

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“Liebe deinen Nächsten wie dich selbst”  bedeutet auch

„Liebe dich selbst wie deinen Nächsten“ !

Also sollten wir zwischen dieser Nächsten- und Eigenliebe ein gewisses Gleichgewicht finden!

Gott will zwar, dass wir uns in Liebe um unseren Nächsten kümmern, dabei aber keinesfalls so weit gehen, uns selbst völlig aufzugeben.

Unser himmlischer Vater erwartet nämlich auch, dass wir uns ebenfalls gebührend um uns selbst kümmern und in diesem Leben das Beste aus unserer Persönlichkeit und den von Ihm erhaltenen  Fähigkeiten und Talenten machen.

Das bedeutet aber nicht, dass wir ausschließlich an uns selbst denken sollten, und schon gar nicht auf Kosten anderer, was wirklich purer Egoismus wäre, dessen negative Folgen sich früher oder später nicht nur auf das Leben unserer Mitmenschen, sondern auch auf unser eigenes Dasein auswirken würden!

Man könnte zwischen gesundem Egoismus als Selbsterhaltungstrieb und zerstörerischem Egoismus unterscheiden, durch den alles um jeden Preis erreicht werden muss, koste es was es wolle.

Durch letzteren puren Egoismus können Menschen ihrem Nächsten viel Schaden zufügen und sehr leicht jegliches Mitgefühl verlieren, bald aber auch selbst keines mehr erhalten und dadurch sehr einsam und verbittert werden.