Wieso ist die deutsche Mentalität so "komisch"?
Wenn ich andere Mentalität bzw die Menschen betrachte aus anderen Ländern, wirken die immer viel fröhlicher und lebensfroher. Wir sind eher so "spießig" oder gar "egoistisch" und "neidisch" untereinander. Sehe ich das komplett falsch oder ist meine Wahrnehmung falsch? Auf mich wirkt es wirklich so. Auch bei der Arbeit sind Menschen aus anderen Ländern oft viel spaßiger oder lebensfrohe bzw nicht so "streng". Ist das nicht so ? Natürlich möchte ich nicht komplett verallgemeinern.
11 Antworten
Deutsche sind verschlossener, zurückhaltender, kochen ihr eigenes Süppchen auf den ersten Blick. Zudem haben wir einen anderen Stress am Hals, alles verläuft hektisch - zumindest in der Großstadt - und die Ellenbogengesellschaft schreitet fort (nicht nur hier). Sicherlich haben Menschen in anderen Ländern ebenso Stress am Hals, doch das Leben läuft nicht überall so schnell ab. Die strahlende Freundlichkeit erkennt man oft in südlichen Ländern. Eben da, wo das Leben relaxt abläuft.
Deutsche sind sicherlich nicht allgemeingültig Spießer. Deutsche kehren ihr Herz nicht unbedingt nach außen, was sie zwar härter erscheinen lässt, was sie aber nicht unbedingt sind. Deutsche sind zum Beispiel in der Allgemeinheit hilfsbereit. Deutsche bedienen sich nicht stets freundlicher Floskeln, wie das in manchen Ländern der Fall ist. Wenn sie z.B. eine Einladung aussprechen, dann ist es auch eine Einladung. Es gibt Länder, da werden ebenso (vorschnell) Einladungen ausgesprochen, die aber nicht wirklich so gemeint sind. Sondern nichtssagend zum freundlichen Auftreten und Umgangston gehören. Sie sind dann ganz erstaunt, wenn plötzlich Besuch vor der Tür steht und alles andere als erfreut darüber.
Ich glaube Deutsche sind in der Regel nicht neidischer als andere auch. Das ist - wenn überhaupt - mehr eine Eigenschaft reicher, westlicher Länder im allgemeinen. Da wo man "gezwungen" ist, den allgemeinen Standard hoch zu halten, um nicht als Loser zu gelten. Also ein gesellschaftlicher Druck.
Aus eigener Erfahrung kann ich - zumindest in diesem Land - Menschen mit Migrationshintergrund nicht mehr Freundlichkeit zusprechen. Ganz im Gegenteil. Fahre mal mit der U-bahn durch Berlin, da siehst du weitaus weniger freundliche Gesichter von Menschen mit Migrationshintergrund bzw. Ausländern. Wahrscheinlich haben sie sich der deutschen Mentalität angeschlossen oder unterliegen den selben Lebensbedingungen. Deutsche erscheinen im Urlaub weitaus freundlicher als das normalerweise der Fall ist. Sie wirken dann wie befreit.
Also, es ist sowohl eine Sache der Mentalität als auch der Lebensbedingungen. Geld und ein hoher Lebensstandard macht nicht unbedingt glücklich, wie man sieht :)
Ja, ist schon komisch mit den Deutschen. Zur deutschen Kultur gehören recht seltsame Dinge wie die Behauptung man müsse alles positiv sehen und dankbar sein, wem dankbar? Gleichzeitig meckert dann der Deutsche aber, dass alles so schlecht wäre und die Deutschen lassen sich echt viel Zeit für das meckern, so dass die Proklamation man solle alles positiv sehen am Ende eigentlich nur darauf ausgelegt ist, das eigene Leiden in den Fokus zu rücken und den eigenen Stress.
Was ich aber z.B. aus Erfahrung sagen kann ist, dass die Deutschen weniger klauen als es in anderen Ländern der Fall ist, vor allem habe ich den Eindruck, dass Deutsche vor allem Freunde und Bekannte nicht beklauen, was in Supermärkten geschieht ist ebenso falsch, doch wieder eine andere Geschichte. Die Deutschen neigen auch ebenfalls nicht so häufig dazu sich zu prügeln, anderswo gerät man ziemlich schnell in so ein Konflikt. Das man einfach so mit dem öffentlichen Verkehr fahren kann ohne alle paar Wochen oder Monate in eine tätliche Ausseinandersetzung verwickelt zu werden ist echt ein Privileg.
Spießertum, Egoismus und Neid haben eigentlich nicht so arg viel mit Fröhlichkeit und einer lebensfrohen oder lebensbejahenden Art zu tun, jedenfalls nicht als Antonyme zu diesen. Spießer, Egoisten und Neider können ja durchaus auch fröhlich sein, wenn sie in einer entsprechenden Runde sind.
Aber ich weiß, was du meinst, denn ich habe ähnliche Beobachtungen auch schon gemacht. Verallgemeinerungen sind zwar nicht angebracht, aber ich finde auch, dass sich nicht wenige Deutsche etwas schwer damit tun, das Leben einfach so zu nehmen, wie es kommt und für sich das Beste daraus zu machen. Man nörgelt bei uns gern, sucht nach dem Haar in der Suppe nach dem Motto "Es kann doch gar nicht sein, dass alles in Ordnung ist." Mir tun solche Menschen immer leid, machen sie sich doch das Leben unnötig schwer. Manche können nicht einmal in einer wirklich lustigen Situation richtig herzhaft lachen - und sich selbst dabei ein wenig loslassen! - , sondern sie schauen die Leute, die das können und auch tun, nur kopfschüttelnd oder sogar missbilligend an, als ob diese etwas Unrechtes täten oder verrückt wären. Ein hämisches oder lediglich gönnerhaftes Lachen gelingt manchem Deutschen leider besser als ein fröhliches.
Interessant ist es auch zu sehen, wie unterschiedlich diskutiert wird. Bei uns schlagen sich die Leute ja oft fast die Köpfe ein, so verbiestert wie sie darum streiten, Recht zu bekommen oder zu haben und zu behalten. Diese Verbissenheit bzw. sture Rechthaberei führt oft zu den absurdesten Argumenten, die zur Beweisführung oder zur Untermauerung der "Richtigkeit" einer Meinung vorgebracht werden. Kurz bevor nichts mehr geht, werden auch gern nicht überprüfbare Statistiken aus dem Hut gezaubert, und am Ende zählt - besonders am Stammtisch - oft nur noch die Lautstärke. Woher mag wohl der Ausdruck bierernste Diskussion kommen? Manches Mal gehen die Leute auch im Streit auseinander. Da fehlt uns offenbar ein bisschen die Leichtigkeit, Gelassenheit, auch das gute Benehmen oder - um es etwas freundlicher auszudrücken - der Stil/die Klasse und natürlich die einfache Freude an einem guten Gespräch oder einer gepflegten Diskussion, wie man sie z.B. meiner Meinung nach eher bei Menschen aus lateinamerikanischen Ländern findet. Vielleicht nehmen wir uns ein bisschen zu wichtig.
Insgesamt stünde uns ein wenig mehr "Leben-und-leben-lassen"-Denken nicht schlecht zu Gesicht. Auf jeden Fall macht es das Leben leichter, angenehmer, also lebenswerter.
Naja, es kommt darauf an wo man wohnt und/oder aufgewachsen ist.
Die Leute in einer hektischen, lauten Großstadt (z.B. Köln) sind anders drauf als zum Beispiel der gemütliche Bauer in Bayern, der in Ruhe draußen seine Brotzeit genießt und sich an der Ruhe und schönen Natur berrauscht.
Und ja: Bayern gehört noch (!) zu Deutschland ;-)
Vor ein paar Jahren kamen ein paar Deppen mal auf die Idee Bayern von Deutschland loszulösen, weil Bayern das reichste Bundesland usw. ist und nicht von Deutschland abhängig sein möchte, bzw. ihr (Steuer-) Geld Berlin zur Verüfgung zu stellen.
Da gab es dann auch so Witze, dass man in Bayern ja nicht einmal Deutsch spricht, usw.
Darauf zielte meine Anspielung ab. Sehe es mit einem Augenzwinker ;-)
Grüße aus dem "Freistaat" an Bavariabluu :-)
Sowas nennt man kulturelle Unterschiede.
Wobei dir jetzt nur deine subjektiven Beobachtungen auffallen, die dir angenehm sind. Andere finden vielleicht die Unpünktlichkeit und Unverläßlichkeit dieser Mentalität eher komisch. Und auch das wäre total verallgemeinert.
Dankbar im Allgemeinen und dankbar Gott gegenüber :)
Ich denke Deutsche meckern so viel. weil sie trotz ihres überwiegend hohen Lebensstandards mit Fokus auf Habgut und Status unzufrieden sind. Sprich: zumindest teils sind wir zu verwöhnt, um mit den Gegebenheiten - wenn sie denn mal nicht so sind wie sie erwünscht sind - wirklich glücklich zu sein. Sicherlich kommen auch noch andere "Dinge" hinzu.