Wieso hat die türkische Sprache kein 'man! und Futur 2?
Es gibt viele Dinge, die im türkischen nicht so weit ausgeprägt sind, wie im deutschen, aber das mit 'man' und dem Futur 2 regt mich am meisten auf. Klar kann man rummbasteln. Dann nimmt man eben das Verb werden und die Perfekt Form. Aber nerven tut es mich trotzdem. Vor allem dass man immer die passive Rede verwenden muss, wenn man einfach nur einen Satz mit man sagen möchte. Man geht da einkaufen. Dann muss man auf türkisch sagen, es wird da eingekauft, wobei es das Wort es gar nicht gibt, sondern nur neutrale dritte Person o. Orda alis veris yapilir mit il am Verb angehängt und die Möglichkeitsform mit ir am ende. Die türkische Sprache kennt keine Geschlechter und keine sachliche Person. Nur Ich, du, dritte Person, wir, ihr, und sie ganz normal wie im deutschen. Was ist türkisch eigentlich für eine Sprache?
Liebe Grüße
2 Antworten
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Das scheint in vielen agglutinierenden Sprachen ähnlich zu sein. Finnisch hat im Grunde gar kein Futur. Das macht es aber auch recht einfach an dieser Stelle, man sagt "Ich komme morgen." analog wie im Deutschen, wir lassen die Futur-Form auch oft weg und nehmen einfach das Präsens.
Auch im Finnischen gibt es keine direkte Entsprechung zu "man". "Man sagt" = sanotaan, das ist wörtlich übersetzt auch eine Passivform ("es wird gesagt"). Es gibt auch "alleinstehende" Verbformen, bei denen man sich das "man" mitdenken muss.
ei saa = (man) darf nicht
täytyy = (man) muss
kestää = (man) braucht
Finnisch liebt die Passivform so sehr, dass man sie auch in der 1.Person Plural nutzen darf.
uidaan = es wird geschwommen, man schwimmt
me uidaan paljon = wir schwimmen viel/oft
Und genauso lässt man auch meist das "es" weg.
Es gibt das Pronomen "se", sehr üblich ist aber:
on = es gibt/es ist
onko täällä ...? = Gibt es hier...? (Antwort z.B. "on!")
Ich kann kein Türkisch (nur minimale Basics), aber aus deiner Beschreibung heraus sehe ich schon mal diese drei Ähnlichkeiten zur finnischen Grammatik.
Und:
Türkisch hat auch einen Fragepartikel (Finnisch auch: -ko oder -kö).
Türkisch hat Vokalharmonie (Finnisch ebenfalls: On-ko...? Tiedät-kö...?).
Die türkische Sprache kennt keine Geschlechter (Finnisch und Ungarisch ebenfalls nicht). Das wären also drei weitere Ähnlichkeiten.
Greenberg würde wohl sagen, dass dies typische Merkmale vieler eurasiatischer Sprachen sind. Nur Indogermanisch weicht diesbezüglich etwas ab, wir nutzen etwas andere grammatische Strukturen als Turksprachen oder finno-ugrische Sprachen.
Letztere sind "agglutinierende" Sprachen.
talo-ssa-ni "in meinem Haus" (finnisch)
evi-m-de "in meinem Haus" (türkisch) (da hat mir der Translator geholfen)
Lexikalisch sind sie völlig verschieden, aber das Bildungsprinzip solcher Konstruktionen ist sehr ähnlich. Man hängt "mein" und "in" an das Substantiv an, man agglutiniert Suffixe.
Deutsch flektiert, und wir nutzen einen Haufen verschiedener Präpositionen vor dem Substantiv (ganz ähnlich wie Schwedisch auch). Schwedisch hat auch Entsprechungen zu "man" und "es" (det), im Schwedischen kann man auch ein Futur II bilden, wenn man es brauchen sollte ("ska ha köpt" = "wird gekauft haben"). Ehrlich gesagt benutze ich das Futur II fast nie.
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Oh Gott, hört sich ja schlimm an im dänischen. Im deutschen wird zumindest mit Vokalen gearbeitet. Ich glaube die deutsche Sprache ist wegen seiner bewusst logischen Struktur einer dieser Sprachen, in denen man sich genauso gut ausdrücken kann, wie wenn man es lesen täte. Da sind wir echt verwöhnt mit der Sprache. Hinzufügen würde ich auch noch, dass es das Verb 'sein' im türkischen auch nicht existiert. Die deutsche Sprache hat für jede Aktion ein Tun Wort, im türkischen fehlen sie einfach, oder werden wegen dem grammatikalischen Aufbau bewusst weggelassen. Wieso macht man sich eine Sprache so schwer, ich kann das wirklich nicht nachvollziehen. Die Leute im Internet sagen teilweise, dass deutsch schwer ist. Im Gegenteil, die deutsche Sprache hat alles zu bieten, man muss nur die Wörter auswendig lernen. In anderen Sprachen werden Wörter als Sprachwissen verwendet, statt ihnen eigene Namen zu geben. Willst du wissen wie man das Verb 'sein' im türkischen umgeht? man hängt an Substantiven und Objektiven Personalpronomen an in Verbindung mit dem Kasus. Ich bin im Haus. Ev de yim. Direkt übersetzt heißt das, Haus (standort kasus 'da') mein. Da ypsilon damit die beiden Vokale durch den Konsonanten harmonieren. Findest du das auch so abstrus wie ich?
Liebe Grüße
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Und Kompliment, wie übersichtlich du das zusammengefasst hast. Daumen hoch!
Liebe Grüẞe
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Weil die Türkische Sprache nunmal keine Indogermanische Sprache ist,sondern eine Turkprache und somit vollig anders funktioniert.
Das ist so als wenn du fragst warum es im Chinesichen keine Vergangenheit gibt und keine Flexion.
Dein Satz
oraya alışverişe gidiyorsun
wäre umgangsprachlich so besser.
Der Aorist kommt in der Umgangsprache seltener vor