Wie würdet ihr reagieren, wenn jemand, der weiß, dass ihr Krebs habt, euch mit den Worten "Lebst du noch?" begrüßt?
15 Antworten
Völlig daneben. Als junge Krebsüberlebende musste ich nicht erst selbst erkranken, um zu wissen, dass solche Sprüche inakzeptabel sind. Die meisten Betroffenen befinden sich in einer absoluten Ausnahmesituation, die von harter Therapie, unsäglicher Angst, Druck und vermeintlicher Hoffnung geprägt ist. Hinzu kommen wöchentliche Labortests, regelmäßige bildgebende Verfahren und Unmengen an Informationen. Das Wort "Leben" hat nach dieser Diagnose eine völlig andere Bedeutung.
Solche lapidaren Sprüche, die meinetwegen auch aus Unsicherheit entstehen, kann man sich klemmen.
Ich denke ich würde kommunizieren, dass der Spruch nicht in Ordnung ist und dieser eben noch lange etwas mit einem macht. Letztlich würde ich aber (wohl) weitestgehend auf einen Kontakt in der Zukunft verzichten. Das sind einfach nicht die richtigen Personen in einer solchen Situation.
Tja, da ist jemand offenbar sehr 'einfühlsam'! ^^ Wäre ich in deiner Lage, hinge es vom Bekanntheitsgrad ab, ob er sich solch eine makabere Äußerung erlauben dürfte.
Aber es spielt auch eine Rolle, ob jemand gerade gut drauf oder sehr dünnhäutig ist. Im 1. Fall nimmt man den Ton auf, im anderen Fall bricht man fast zusammen.
Ich konnte es mir kürzlich aussuchen: da fragte mich nämlich mein Bruder, wie lang ich denn noch leben wolle. Dem leicht vorwurfsvollen Unterton in dem Zusammenhang entnahm ich, dass er es genauso meinte, um im Hinblick auf das biologische Ende den Wohnraum zu verkleinern. Wohlgemerkt, ohne eine Erkrankung zu haben, wirkt solch eine Frage schon schräg..aber wenn man gerade sensibel ist, kann sie doch sehr zu Herzen gehen.
Was du entgegnen solltest?
Je nach Geschmack:
- 'Sehr originell, deine Frage!'
- 'Nimm besser nochmal neu Anlauf, einen Wurf hast du noch frei!'
- 'Wonach sieht's denn aus?'
Alles Gute!
Das würde mich nicht wundern. Für mich ist der Tod unnatürlich. Aber für (fast) alle Anderen hier ist der Tod doch angeblich "natürlich". Dann kann man auch solche Sprüche klopfen.
Kommt drauf an, ob derjenige weiß, dass ich erkrankt bin oder nicht und in welcher Beziehung ich zu demjenigen stehe.
Wer mir sehr nahesteht, würde so etwas nicht sagen, obwohl er meine Todessehnsucht kennt. Wer mich nicht gut kennt, wüsste es kaum, so wäre so ein Satz entschuldbar, und wenn doch und dann so ein Satz fallen würde...würde ich wohl mit "Ja, so ein Pech aber auch für dich, nicht?" oder mit "Wieso? Du stehst ja eh nicht im Testament." antworten. Das verwirrt und die Leute beginnen darüber nachzudenken.
Steht doch in der Frage, dass diese Person es weiß! Und welche Todessehnsucht meinst du?
Meine Güte, thx Captain Obvious.
Tja, welche Todessehnsucht. Das erklärt das Wort an sich eigentlich schon, was es bedeutet. Ich hänge nicht am Leben.
Äh, in der Frage geht es nicht um dich!
Wieso fragst du dann überhaupt...mich?
Und wie gesagt, das Wort ist selbsterklärend. Wenn du das nicht verstehst, hm...ich überlege, ob du mir leid tust. Aber der Duden kann dir hier sicher weiterhelfen.
Ich denke, ich stelle jetzt den halbgaren Dialog mit dir ein. Habe leider den Fehler gemacht, in deinen Account und damit in deine Antworten und Fragen zu schauen.
Es wirkte, als wäre es dir ein inneres Bedürfnis, mindestens den Versuch zu starten andere vor den Kopf zu stoßen. Neben diesem Bedürfnis wirkten deine Antworten auch so, als hättest du einen Drang herumzutrollen, neben den Veralbern...nein...Vorführen andere, bzw. ihnen Seitenhiebe zu verpassen.
Weißt du, was mich gerade sehr glücklich macht, obwohl ich nicht am Leben hänge...ich darf deine Worte wählen: in meinem Leben geht es nicht um dich!
Nur das Beste für dich, aber bedenke immer: wie man es in den Wald hineinschreit, so schallt es (irgendwann) zurück.
In deinem Fall würde ich mir sehr gut überlegen, was ich hineinschreie. 😉
Das ist bitter, aber nach meiner Erfahrung im ländlichen Raum die typische Ausdrucksweise, wenn jemand Krebs hatte oder eine andere schwere Erkrankung oder auch schwere Depressionen oder Burnout hinter sich hat: "Ah, läbscht du au' no?!" - das hört man so oder so immer wieder. Viele Leute sind da einfach so dumpf, taktlos, kurzsichtig und unbedarft zugleich - und sie gehen nur von sich aus. Wohlgemerkt.. würde IHNEN jemand eine solche Frage stellen nach schwerer Krankheit, wären sie tief beleidigt. Sie meinen so eine Frage nicht böse, sie wissen es einfach nicht besser und können mangels eigener Berührungspunkte auch nicht nachvoollziehen, was so eine absolut inakzeptable, menschenverachtende und unhöfliche Geschmacklosigkeit (denn das ist es) in jemandem emotional auslöst und wie schlimm so was sich anfühlt.. viel taktloser geht es kaum noch, finde ich. Ich habe es aber auch mal miterlebt, wie einer Krebskranken gesagt wurde, es sei ja gar nicht so schlimm, wenn man wegen Strahlentherapie die Haare verliert, weil es ja so schöne Perücken gibt und lauter so ein Gedöns - da reißt einem bald die Hutschnur :-/
Eine ehemalige Mitschülerin, die Krebs hatte und mit vor der 30 elend dran zugrunde gegangen ist, musste sich in Reihe solche und ähnliche Sprüche anhören. Obwohl ich sie nicht sonderlich mochte, hat mich das echt betroffen gemacht - und eine Bekannte wurde in der selben Stadt schon für tot gehalten, obwohl sie noch lebte.
Wie ich reagieren würde weiß ich nicht, ich wäre wahrscheinlich ziemlcih fassungslos und konsterniert so wie damals, als ich hörte, wie über diese ehemalige Mitschülerin geredet wurde.
Und wie würdest du reagieren?