Wie weit geht die Solidarität mit dem Iran?
"Comedy-Show", Gurken-Raketen oder Papierflieger: Nach Irans Angriff gegen Israel, bei dem fast alle Flugkörper abgefangen wurden, gibt es in der arabischen Welt Spott und Häme über Teherans militärische Fähigkeiten. "Schlechte Show", schrieb etwa Alaa Mubarak, Sohn des verstorbenen ägyptischen Langzeitherrschers Hosni Mubarak, bei X am Montag. Im Internet machte auch das Bild die Runde von einem Militärfahrzeug, von dessen Rampe riesige Gurken statt Raketen gestartet werden.
https://www.kurier.at/politik/ausland/raketen-wie-gurken-arabische-welt-spottet-im-netz-ueber-iran-angriff/402858463
Wie stark spielt die Rivalität von Schiiten gegen Sunniten bei diesen Karikaturen eine Rolle? Oder ist es mehr Araber gegen Perser?
2 Antworten
Der Angriff des Iran mit Drohnen und Raketen war eine schlechte Idee. Aber von allen möglichen Szenarien war die gewählte eine der besten, weil es nur wenige Verletzte und keine Todesopfer gab. Es war hilfreich, dass der Iran schon beim Start warnte, also lange vor dem Einschlag.
Es ist natürlich einfach, sich darüber lustig zu machen. Trotz der vergleichbar geringen Schäden war der Angriff brandgefährlich. Das war der vermutlich israelische Angriff auf die iranische Botschaft ebenfalls.
Zu viele Staaten versuchen ihre Konflikte durch militärische Gewalt lösen. Funktioniert hat das noch nie auf Dauer. Kurzfristige Schäden für die, die man als Gegner darstellt, werden als ausreichender Grund angeführt, Menschen zu töten.
Wenn Nutzer von Internet-Diensten sich darüber lustig machen, ist das nicht wirklich relevant.
Vor dem iranischen Angriff sank der moralische Rückhalt für Israel. Jetzt schießt Israel zurück. Hilfreich für die eigenen Ziele sind die Handlungen aller Seiten nicht.
Hätte der Iran tatsächlich Gurken abgefeuert oder absichtlich seine Raketen und Drohnen demonstrativ ins Mittelmeer gefeuert, wäre das als positives Beispiel in die Geschichte eingegangen.
Es ist nur auf den ersten Blick "Schadenfreude". Genau betrachtet hat der Iran weniger Schaden angerichtet, als befürchtet wurde und den Informationen der Geheimdienste nach auch weniger, als er könnte. (Einschränkung: die selben Geheimdienste haben auch Massenvernichtungswaffem im Irak "gefunden".)
Die Karikaturen sind also oberflächlich und damit dumm. Der Hohn darüber, dass der Iran es noch nicht mal schafft, das Pulverfass anzuzünden, auf dem die gesamte Region gemeinsam sitzt, ist sehr kurzsichtig.
Dieser Faden lässt sich weiterspinnen: Das Verniedlichen des iranischen Angriffs beschwichtigt die israelische Regierung. Eine weitere Eskalation zu verhindern, ist eine gute Idee. Man könnte die Karikatur also erweitern: hinter dem Iran erscheint Russland, hinter dem Ziel der Gurken die USA, beide bis an die Zähne mit Atomraketen bewaffnet. Der Text dazu: "Wir spielen doch nur!"
Die Karikatur in der bisherigen Form zeigt, wie ein Dummer sich darüber lustig macht, dass Dumme auf dumme Aggression dumm reagieren.
Wenn der Iran stattdessen mit Israel erfolgreich Friedensverhandlungen abschließen würde, würde das die USA viel mehr kicken und deren Einfluss im Nahen Osten verringern. Wenn dann nich die Palästinenser konsequent alle Provokationen einstellen würden und auf die Provokationen Israels nur noch mur Protesten vor dem UN-Gerichtshof reagieren würden, hätte alle gewonnen.
So, jetzt habe ich den Nahostkonflikt gelöst und gehe erst mal Kaffee trinken. Morgen stoppe ich die Klimakrise.
Bei mir geht die Solidarität mit dem Iran eher in den 3 stelligen minus Bereich
Danke für die ausführliche Antwort. Mich würde interessieren, wie die schadenfrohen Karikturen zu werten sind.