Wie war die Jugend in der früheren Brd?

9 Antworten

Die Bundesrepublik wurde 1949 gegründet. Da war der Wiederaufbau der zerstörten Städte noch nicht beendet, doch es ging voran. Anfang der 60iger Jahre sprach man vom Wirtschaftswunder. Es gab die wunderbarsten Sachen. Lebensmittel, neue Autos, Möbel, Kühlschränke, Einbauküchen, Telefone, Bäder, neue Einfamilienhäuser, Reisewelle nach Italien. Italiener, Portugiesen, Spanier als Gastarbeiter. Und dann das Fernsehen! Lassie, Fury, Flipper - amerikanische Serien, wo das Telefon in der Küche an der Wand hing und die Spüle unter dem Fenster war.

Als Kind hatte man außer Schule am Vormittag viel Freizeit. Fahrrad war ganz wichtig (hatte auch jeder )Hausaufgaben machen, draußen oder drinnen spielen, im Sommer schwimmen im nagelneuen Schwimmbad oder auch in der Kieskuhle. Herrliche Weihnachten, Ostern und auch mal Ferien bei Verwandten. Weihnachten Pakete schicken in die Ostzone (ehemalige DDR), die "hatten ja nichts", hieß es.

Das Schulsystem war aufgeteilt in Volksschule, Mittelschule (Realschule) oder Oberschule (Gymnasium). Das Niveau der Volkschule war im Vergleich zu heute, relativ hoch (würde ich sagen). Respekt gegenüber Erwachsenen selbstverständlich. Ethik war groß geschrieben. Unrecht tun oder gar charakterliches Fehlverwalten wurde getadelt und auch teils bestraft. Es gab auch zu Hause Regeln und vom Staat ein Jugendschutzgesetz. Von Erziehungsanstalten oder Menschen "an denen der Wohlstand vorbeiging" hörte und sah man wenig.

Es war aber auch spießig aus heutiger Sicht. Ehe ohne Trauschein war die absolute Ausnahme, Freund durfte nicht im Zuhause ihrer Eltern schlafen, es galt der Kupplungsparagraph. Bei Scheidung galt das "Schuldprinzip".

Ende der 60iger die Beatles! Dann Ende der 60iger ging es anders rum, Hippiezeit, "Make Love not War" usw. - Alles in allem, es war eine schöne Zeit und eine schöne Kindheit. Freiheit eben.


earnest  19.05.2016, 10:48

P.S.: Der Kuppelei-§

;-)

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Sie haben mehr draußen unternommen, es gab nämlich noch keine Computer und auch keine Handys.

Hei, Fragdiemelone, wenn du ältere Menschen fragst, wirst du kaum eine allgemein verbindliche Antwort bekommen. Es war so wie heute - nur ohne Elektronik im Kinderzimmer; man spielte draußen auf der grünen Wiese Fußball oder Federball, im Winter fuhr man Schlitten und auf dem Mühlenteich Schlittschuh, man bastelte mit Laubsäge und Stabilbaukasten, man fuhr mit selbstgebauten Autochen durch den Sandkasten, man kriegte später ein Fahrrad geschenkt, eine Armbanduhr, trug sonntags Sonntagssachen und alltags Werktagssachen...

Man begann mit sechs die Volksschule, vier Jahre danach Aufnahmeprüfung zum Gymnasium in der Kreisstadt, man fuhr täglich mit dem Schienenbus zur Schule, lernte im Zug ordentliches Abschreiben trotz des Geruckels. Butter wurde aufs Brot gekratzt (war teuer), alltags gab´s Margarine, die Erwachsenen gönnten sich sonntags eine Tasse Bohnenkaffee (war teuer), sonst gab´s Muckefuck. Sonntags ging´s in die Kirche und am Nachmittag mussten die Kinder in die Andacht. Man machte Sonntagsbesuche bei Onkel und Tanten, die Jungen begrüßten sie mit Handschlag und einem Diener, die Mädchen mit einem Knicks.

Es war ein richtiges Abenteuer, mal in einem Auto mitgenommen zu werden, noch toller auf dem Motorrad. Es wurde viel gewandert und spazierengegangen, und die Eltern rauchten (Zigaretten kosteten so einen Groschen).

Und was einem so einfällt. Grüße!

Du solltest da schon die jeweilige Zeitepoche erwähnen, denn die Jugend der 50-er Jahre war anders als z.B. die der 70-er Jahre und zwar beachtlich anders.

Du erwartest also Antworten von Leuten, die zwischen 1929 und 1977 geboren wurden. Ich nehme mal an, dass für die um 1929 geborenen, die ersten Jahre in der Bundesrepublik freudlos und beschwerlich waren, während die Jugend von 1989 eher so wie heute (minus Handy, minus Internet) war.

Meine Jugend war ok, ich hatte alles, was ich brauchte und dank AFN auch fast immer anständige Musik im Radio. Auf den deutschen Sendern kam bis 16.00 Uhr, man kann es nicht anders sagen, bis in die 80er Jahre nur Müll im Radio.