Berufswahl in der DDR und BRD?

3 Antworten

Die wichtigsten Punkte sind wohl:

  • In der DDR gab es eine "gelenkte Berufswahl".

Das heißt: Wenn es zu viele Interessenten für bestimmte Berufsgruppen oder Berufe gab, dann wurde eingegriffen. Schon in der Schule war also die Berufswahl ein wichtiges Thema; und jeder Schüler bekam durch die Schule und die Klassenlehrer alle Hilfe, die er brauchte, um sich letztendlich entscheiden zu können. Dazu gehörten auch Vorschläge des Klassenlehrers, der sich gemeinsam mit den Eltern beriet, welcher Beruf für den jeweiligen Schüler wohl am ehesten in Frage käme, weil er ihm eben besonders gut läge.

Das führte dazu, dass es nie dazu kam, dass man in seiner Heimat "keinen Job finden" konnte. Jeder, wirklich jeder, bekam eine Arbeit, für die er nicht wegziehen musste. Denn in der DDR war nicht "Arbeit macht frei!" das Grundprinzip. Vielmehr hatte die Arbeit neben der wirtschaftlichen auch eine soziale Aufgabe: Man war Teil der Gesellschaft; man wurde nicht ausgeschlossen.

  • In der Bundesrepublik gilt das "Kümmer dich selbst!"-Prinzip.

Das heißt: Niemand setzt feste Regeln oder macht irgendwelche Vorschriften. Schon gar nicht die Schule oder der Klassenlehrer, die hier höchstens "Anreize" geben dürfen ... falls sie sich überhaupt dafür interessieren. Denn ein Recht dazu haben sie nicht. Theoretisch könnte also jedes Mädchen Friseurin und jeder Junge Kfz-Mechaniker werden. Das wird einzig durch die Zahl der Ausbildungsplätze zum Zeitpunkt der Bewerbungen beschränkt. Wenn die irgendwann voll sind - und das weiß man erst, wenn auf alle Bewerbungen Absagen kommen - dann muss man sich halt spontan umentscheiden und was anderes lernen, wenn die Beziehungen der Eltern nicht ausreichen.

Das führt dazu, dass man nach der Lehre durchaus ohne Arbeit dastehen kann, weil der Betrieb zwar ausbildet, aber drei Jahre später dann doch nicht übernimmt. Und dann muss man entweder auf einen anderen Beruf umschulen (und hoffen, dass man damit dann eine Arbeit bekommt) oder wegziehen.

Hei, berkansa, in einem Staat, der diktatorisch und planwirtschaftlich gelenkt war,  gehörte auch die Berufs"wahl" zum Plan: Der Staat bestimmte, welche Berufe gerade benötigt wurden, und dementsprechend wurdest du "eingeteilt". Motto: Der Staat hat dir deine Ausbildung (=Schule) bezahlt, nun zahl gefälligst zurück. ~~~ Freiwillig zwei Jahre zur Nationalen Volksarmee erleichterten u.U. die Entscheidung, wenn man einen Berufswunsch hatte.

Bei uns guckten die jungen Leute eher danach, welcher Job ihnen womöglich am besten gefällt, wo man am meisten verdienen kann und ob man überhaupt eine Lehrstelle in der bevorzugten Branche findet. Andernfall hingen sie noch ein Schuljahr dran - und standen dann erneut vor dem Problem. 

Oder so. Grüße!


Hegemon  12.12.2016, 22:33

"Der Staat bestimmte, welche Berufe gerade benötigt wurden, und dementsprechend wurdest du "eingeteilt".

Das ist Blödsinn. Es gab ein zentrales Lehrstellenverzeichnis für jede Stadt. Und auf eine der dort samt Ausbildungsbetrieb verzeichneten Lehrstellen konnte man sich bewerben. Genau so hab ich's gemacht und hab die Lehrstelle bekommen, auf die ich mich beworben habe. Mein Bruder hatte weniger Glück, weil es für die von ihm favorisierte Lehrstelle zu viele Bewerber gab. Also mußte er sich etwas anderes suchen und wurde dort angenommen. "Eingeteilt" wurde niemand. Woher Du diese Weisheit hast, möchte ich lieber nicht wissen.

Das man keine 2 Jahre bei der NVA dienen konnte, wurde hier schon richtiggestellt. Aber auch der angebliche Bezug zwischen Berufswahl und Wehrdienst ist Quark. Tatsächlich bestand solch ein Bezug zwischen Studienplatz und Wehrdienst.

Wenn man von einem Thema keine Ahnung hat, sollte man sich mit Antworten zurückhalten, anstatt sich etwas auszudenken. Das ist nämlich nicht hilfreich für den Fragesteller.

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Unsinkable2  12.12.2016, 17:31

Der Staat bestimmte, welche Berufe gerade benötigt wurden, und dementsprechend wurdest du "eingeteilt".

Man liest wirklich viel Unfug über die DDR. Aber du gehörst definitiv zur Spitzengruppe, zehnvorzwei. Woher hast du den Blödsinn? Vom Stammtisch um die Ecke? 

Aber offensichtlich kann man selbst diesen Stuss noch toppen:

Motto: Der Staat hat dir deine Ausbildung (=Schule) bezahlt, nun zahl gefälligst zurück.

Das ist gleich noch unsinniger. War es nicht eine der großen "Erstaunens-Wellen" in der Bundesrepublik, als man feststellte, dass "zahllose überflüssige Leute" die Betriebe bevölkerten und so durch die hohen Lohnkosten unrentabel machten? 

Können sich Leute, wie du, vielleicht mal entscheiden, welchen Punkt sie denn nun behaupten wollen?

  • Sollten die Leute "zurückzahlen", also produktiv sein und Gewinne erwirtschaften?
  • Oder waren sie oft einfach nur "überflüssig & teuer", verhinderten also ordentliche Gewinne des Unternehmens?

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Huckebein3  12.12.2016, 18:06
@zehnvorzwei

Das mit dem Volltreffer tut mir aber leid. So hart wollten wir dich gar nicht treffen. Schnell zum Arzt damit, vielleicht ist noch was zu retten!:)

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metalfreak311  12.12.2016, 17:17

Detail: Der Grundwehrdienst bei der "Fahne" ging 18 Monate, die Unteroffizierslaufbahn drei Jahre. Zwei Jahre bei der NVA sind mir nicht bekannt.

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Huckebein3  12.12.2016, 17:59
@metalfreak311

Nein, mir auch nicht. Von diesen zwei Jahren wissen nur die Bundesbürger, wie von manchem anderen über die DDR, was uns Ossis verborgen blieb.:):):)

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In der Bundesrepublik konnte jeder Alles werden, sofern er einen Ausbildungsplatz für seinen Wunschberuf erhielt oder konnte Alles studieren, sofern für gewisse Studienfächer die Abiturnoten stimmten (NC).

In der DDR war das grundlegend anders. Aktive Kirchenmitglieder konnten, sofern sie trotz Repressionen ihr Abitur geschafft haben, lediglich Theologie studieren, Kinder von Akademikern wurden systematisch behindert, Kinder von Arbeitern und SED-Bonzen systematisch bevorzugt. Kinder von Bauern gab es seit 1959 nicht mehr, weil es seitdem keine Bauern mehr im Arbeiter- und Bauernstaat gab.

Beide Syteme hatten Ihre Nach- und Vorteile. Der soziale Aufstieg für ein Arbeiterkind  der DDR war im real existierenden Sozialismus sehr viel leichter als in der Bundesrepublik, das Schulsystem der DDR war im Übrigen Vorbild für das finnische Schulsystem, dem europäischen PISA-Sieger.