Wie viele Konfessionen gibt es im Buddhismus?

2 Antworten

Hallo.

Ich habe letztens ein Referat über Buddhismus gehalten.

Wenn du mit Konfessionen "Berufe" meinst, habe ich leider keine Ahnung.

Wenn du aber über Glaubensrichtungen innerhalb der Religion redest, dann gibt es weit mehr als 4.

Mahayana und Theravada sind die zwei, die von Lehrmeistern als die Hauptzweige betrachtet werden.

Nach dem Tod des Buddha sollen sich seine Gefolgsleute in 18 Unterschulen des Denkens geteilt haben.

Hier ist der Wikipedia Artikel : https://de.wikipedia.org/wiki/Buddhismus

Ich hoffe, ich konnte dir helfen.

LG.

Ich bin Buddhist und helfe dir gerne weiter. :-)

Eigentlich unterscheidet man hauptsächlich drei

  • Theravada/Hinayana
  • Mahayana
  • Vajrayana

Theravada/Hinayana

Die älteste Form des Buddhismus ist die Lehre des Theravada.

Sie betont das Mönchtum, Laien sind von geringerer religiöser Bedeutung und das Ideal ist der sich selbst erlösende Arhat, der im Nirvana verlöscht.

Aufgrund dieser "Bevorzugung" der eigenen Befreiung gibt es den abwertenden Begriff "Hinayana" (kleines Fahrzeug).

Mahayana

Als Gegenbewegung entwickelten sich die Philosophien des Mahayana (großes Fahrzeug). Hier sind die Laien von größerer Bedeutung.

Außerdem ist das Ideal der Bodhisattva, ein Wesen das gelobt, selbst im Fall seiner Erleuchtung auf das Nirvana zu verzichten, sondern im Daseinskreislauf zu bleiben.

Es gibt viele verschiedene Formen des Mahayana, beispielsweise:

  • Reines-Land-Buddhismus/Amitabha-Buddhismus
  • Zen-Buddhismus (Soto, Rinzai, Obaku)

Vajrayana

Das "Vajrayana" (Diamantfahrzeug) ist eine Sonderform des Mahayana-Buddhismus die so besonders ist, das sie meist separat genannt wird.

Hier ist die Arbeit mit dem Bewusstsein durch Visualisationen, Mantras und Rituale besonders ausgeprägt.

Die Führung durch einen Lehrer, der Einweihungen gibt und die richtigen Bewusstseinstechniken lehrt, ist von besonderer Bedeutung.

Irrtümlich wird als Synonym häufig "tibetischer Buddhismus" gesagt, obwohl es das Vajrayana auch in anderen Kulturen gibt.

Ich hoffe, die Antwort war hilfreich. :-)

Sollte es noch Fragen geben, helfe ich gerne weiter.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist

lateinchiller 
Beitragsersteller
 27.12.2016, 20:59

Vielen Dank. So reicht es aber, denn ganz so tief muss ich nicht ins Detail gehen. Wirklich tausenddank.

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lateinchiller 
Beitragsersteller
 27.12.2016, 20:08

Ich muss zu dem Thema eine Ausarbeitung schreiben und habe bis jetzt folgendes. Es wäre klasse, wenn Du das mal durchlesen könntest und mir eine kritische Rückmeldung geben könntest (was ist falsch, was muss ergänzt werden,...): 1. Theravada (abwertend Hinayana) * im Christentum vergleichbar mit katholischem Glauben *kleines Fahrzeug * Lehre der Ältesten -> Ur-Buddhismus * Menschen halten sich streng an Lehre von Buddha *nur Mönche werden erlöst *normale Glaubensanhänger müssen erst nochmal wiedergeboren werden -> Laien sind von geringer rel. Bedeutung (deshalb Hinayana) *Verhinderung von Leid + Beruhigung des Geistes *eigene persönliche Erleuchtung steht im Vordergrund => ideal ist der sich selbst erlösende Arhat, der im Nirvana verlöscht 2. Mahayana *im Christentum vergleichbar mit evangelischem Glauben *großes Fahrzeug * alle Menschen werden erlöst *im Vordergrund steht, dass alle Menschen die Erleuchtung erlangen -> Laien von gr. Bedeutung *Mitgefühl spielt eine große Rolle *als Anhänger dieser Glaubensrichtung möchte man lieber wiedergeboren werden, um anderen auf dem Weg zur Erleuchtung zu helfen, als im Nirvana zu vermehren (Bodhisattava) -> Idealvorstellung 3.Vajrayana *im Christentum vergleichbar mit orthodoxem Glauben *Sonderform des Mahayana * Diamantenfahrzeug *Sonderform von Mahayana *schnellster Weg, um ins Nirvana zu gelangen * extrem schwer zu üben * ziemlich viel meditieren -> Führung durch Lehrer, der richtige Bewusstseinstechnik lehrt *greift viel auf Rituale zurück, vor allem auf alten Buddhismus Ein riesiges Dankeschön schonmal. Es wird auch hinterher die hilfreichste Antwort geben.

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Enzylexikon  27.12.2016, 20:52
@lateinchiller

im Christentum vergleichbar mit

Sofern schulisch die Vergleiche mit christlichen Konfessionen nicht vorgegeben sind, würde ich sie weg lassen.

Es ist zwar richtig, dass das Mahayana eine Reformbewegung ist und dass das Vajrayana mit opulenten Ritualen an die Ostkirche erinnern mag - ideologisch liegen zwischen Buddhismus und christlichen Konfessionen aber Welten.

Verhinderung von Leid

Du meinst sicher "Verringerung"

Mahayana

Mitgefühl spielt eine große Rolle

Man könnte sagen, dass im Mahayana das Mitgefühl mit allen Wesen die Motivation für die eigenen Handlungen ist, während es im Theravada als Eigenschaft gezielt gefördert wird.

Trotz der besonderen Stellung der Mönche sind Theravadin nicht weniger mitfühlend, sondern kultivieren diesen Charakterzug durch die Metta-Meditation gezielt.

Vajrayana

extrem schwer zu üben

Das ist relativ - die Wiederholung eines Mantras wie "Om mani padme hum" kann leichter wirken, als reine Atembeobachtung, bei der man womöglich ständig geistig abschweift.

schnellster Weg, um ins Nirvana zu gelangen

Das ist zumindest die Behauptung einiger Vajrayana-Lehrer und das Selbstverständnis einiger Übender. Als Fakt würde ich das bezweifeln. Für solche pauschalen Aussagen ist der Mensch zu komplex.

als im Nirvana zu vermehren

Möglicher Fehler der Autokorrektur? Als im Nirvana "aufzugehen". Mit Vermehrung hat das nichts zu tun.

Beim Nirvana kann man übrigens weiter differenzieren.

Einige Buddhisten nutzen "Bodhi" (Erwachen) und "Nirvana" (Verlöschen) gewissermaßen austauschbar.

Wer Bodhi erlangt, erfährt nach seinem körperlichen Tod das Parinirvana, das vollständige Verlöschen, ist aber auch zu Lebzeiten bereits im Geist des Nirvana.

Man kann das alles durch unterschiedliche Definitionen ordentlich kompliziert machen. ;-)

ziemlich viel meditieren

Auch das ist relativ. Ich selbst bin Zen-Buddhist und sitze morgens und Abends 2x45 Minuten, unterbrochen von einer Runde Gehmeditation. Also 90 Minuten morgens und Abends.

Verglichen mit jemandem, der als Anfänger 15 Minuten sitzt, wirkt es viel - im Vergleich mit einer strengen Meditationsklausur von 14 Stunden Meditation ist das dagegen wenig.

greift viel auf Rituale zurück, vor allem auf alten Buddhismus

Das erschließt sich mir nicht.

In Tibet sind beispielsweise einige Vajrayana-Rituale vom dortigen vorbuddhistischen Schamanismus der Bön-Religion beeinflusst und gehen somit sicher nicht auf den "alten Buddhismus" (Theravada) zurück.

Ein riesiges Dankeschön schonmal.

Keine Ursache, es wird sicher noch weitere, sinnvolle Ergänzungen durch andere Nutzer geben.

So habe ich im Fall des Mahayana beispielsweise neben Amidismus und Zen den Nichiren-Buddhismus als Sondernform vergessen.

eine kritische Rückmeldung geben könntest (was ist falsch, was muss ergänzt werden,...)

Man könnte beispielsweise auch moderne Entwicklungen im Buddhismus ansprechen, die teilweise auch erst im Westen angestoßen wurden, sich aber teilweise auch in Asien auswirken

Stichwort wären "engagierter Buddhismus" und "säkularer Buddhismus"

Außerdem könnte man auch durchaus Kritik am Buddhismus einbringen, oder weshalb buddhistische Vorstellungen nicht unbedingt jeden Menschen ansprechen.

Immerhin gab es auch unter buddhistischen Lehrern Drogenmissbrauch, Ausbeutung, sexuellen Missbrauch.

Die Vorstellung ohne ewige Seele, ohne barmherzigen Gott völlig für seine Handlungen selbst verantwortlich zu sein, findet nicht jeder toll.

Auch könnte man den "Wohlfühl-Buddhismus" auch "Wellness-Buddhismus", "Räucherstäbchen-Buddhismus" oder "Hollywood-Buddhismus" erwähnen - verwestlichte, oberflächliche Formen des Buddhismus, bei denen vor allem die asiatische Exotik und der Wohlfühlfaktor betont werden.

Das wars erst einmal von mir.

Es wird auch hinterher die hilfreichste Antwort geben.

Das solltest du ganz davon abhängig machen, welche Antwort dir am meisten weitergeholfen hat und nicht von persönlichen Sympathien, oder dem Arbeitsaufwand.

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lateinchiller 
Beitragsersteller
 27.12.2016, 19:49

Vielen lieben Dank. Ich habe gelesen, dass Theravade eine Weiterentwicklung des Hinayana ist. Du stellst es als gleich da ??

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Enzylexikon  27.12.2016, 19:53
@lateinchiller

Das "Hinayana" ist eine abwertende Bezeichnung für alle buddhistischen Traditionen, die nicht dem Mahayana angehören - davon existiert nur noch das Theravada.

Andere Hinayana-Traditionen sind untergegangen bzw. im Mahayana aufgegangen, so dass heutzutage die Begriffe Hinayana und Theravada praktisch synonym sind.

Nur noch in philosophischen Betrachtungen der Denkschulen wird noch genauer differenziert und sich auf die verloschenen Systeme bezogen.

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