Wie veränderte der Sündenfall die Welt (und mehr)?
Wenn wir uns erst seit dem Sündenfall in dieser materiellen Welt befinden in der alles irgendwann stirbt, frage ich mich, wie sich diese vom Zustand im Paradies unterscheidet.
Hinweise dazu gibt es in der Bibel:
1 Mose 6, 3: Da sprach der HERR: Mein Geist soll nicht immerdar im Menschen walten, denn er ist Fleisch. Ich will ihm als Lebenszeit geben hundertzwanzig Jahre.
Besaßen Adam und Eva eine Art spirituellen Körper? Ausscheidungen durch die Aufnahme von Nahrung passen beispielsweise nicht in eine paradiesische Welt.
Außerdem herrschte scheinbar schon vor dem Sündenfall eine Art Dualität:
1 Mose 1, 14 (HFA): Da befahl Gott: »Am Himmel sollen Lichter entstehen, die den Tag und die Nacht voneinander trennen und nach denen man die Jahreszeiten und auch die Tage und Jahre bestimmen kann!
Jahreszeiten und die Nacht bringen von Natur aus 1. Tod mit sich (Blätter sterben von Bäumen ab) und außerdem Kälte (Adam und Eva bekamen nur aufgrund der Scham voreinander Kleidung).
Wenn man noch folgendes berücksichtigt:
Offenbarung 21,25: Und ihre Tore werden nicht verschlossen am Tage; denn da wird keine Nacht sein.
Offenbarung 22,5: Und es wird keine Nacht mehr sein, und sie bedürfen nicht des Lichts einer Lampe und nicht des Lichts der Sonne; denn Gott der Herr wird über ihnen leuchten, und sie werden regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit.
scheint es so, als hätten sich die Erde und dem darauf befindlichen paradiesischen Garten (noch) nicht in dem in der Offenbarung versprochenen Zustand der absoluten Perfektion befunden.
Schnee und Kälte sind zwar unangenehm und passen nicht in einen Zustand der völligen Perfektion, darauf verzichten möchte man aber gerade als Kind nicht (Ausnahmen bestätigen die Regel).
War es Adam und Eva überhaupt möglich der Versuchung zu widerstehen wenn sie nicht zwischen Gut und Böse unterscheiden konnten? Waren sie damit nicht einer Art Russisch Roulette ausgesetzt? Gott hat sie zwar davor gewarnt, aber auf wen soll man hören wenn "Gut" das einzige ist was man kennt und dies auch Misstrauen ausschließt?
Sind all diese Fragen nicht berechtigt? Was sollte wörtlich genommen werden und was nicht? Was will mir die Bibel mitteilen? Dass ich Angst vor einem ewigen Gott haben muss da nur ich als Mensch mich wirklich in der Gefahrenzone befinde?
8 Antworten
Im Gesamtbild sollte eines immer in einen solchen Zusammenhang gesehen werden: Diese jüdische Schöpfungs- und Entstehungsmythologie verweist auf ein Denken und ein Verständnis der Menschen in der Bronzezeitära und damit vor 4 000 Jahren. Zudem ist diese jüdisch-gentile Auffassung über die Genese des Menschen immer auch in einem Kontext des mesopotamischen Kulturkreises und der Levante zu setzen - hier ganz speziell in einer Rezeption der Mythenauffassungen des Machtgebildes der "Stadt" Ugarit.
Nun ja, dieser brachte den Tod (1.Mose 2,16-17).
Wenn man einen treu liebenden und treu sorgenden Gott bei sich hat, der etwas streng verbietet, weil es lebensgefährlich ist, warum sollte man ihm nicht gehorchen?
Satan stachelte die Begierde der Eva an und sie glaubte seinen Lügen anstatt dem treuen Gott. Und doch hat uns Gott nicht in dieser verlorenen Situation sitzen gelassen, sondern sich in seinem Sohn für unsere Schuld töten lassen, damit wir allein durch den Glauben, das Vertrauen auf ihn Vergebung und ewiges Leben erlangen können.
„Denn so [sehr] hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn gerettet werde.“
Johannes 3:16-17 SCH2000 https://bible.com/bible/157/jhn.3.16-17.SCH2000
Wenn man ein strenges Gebot übertritt, hat das nichts mit Gut und Böse zu tun, sondern mit Liebe und Verachtung.
Die beiden konnten nicht wissen was Verachtung bedeutet da es ebenfalls in die ihnen (zu dem Zeitpunkt noch) nicht bekannte Kategorie Böse fällt.
Die klerikalen Welterklärer sahen sich einem Dilemma gegenüber: Dem rätselhaften und widersprüchlichen Zustand der Welt und Natur. Auf der einen Seite prächtige Schönheit und üppige Vielfalt, auf der anderen Seite Kampf, Verfall und Tod. Die Vorstellung, dass ein allmächtiger Universalgott Letzteres in seine Schöpfung einbezieht, kam nicht infrage. Also musste eine Lösung her: Die Sündhaftigkeit des Menschen. Modell stand hier wohl vor allem die talmudische Theorie, dass Adam und Eva, die vermeintlichen Stammeltern der Menschheit, vor dem ,,Sündenfall" unsterblich gewesen sein sollen.
Indem sie behaupteten, die Welt inclusive des Menschen sei ursprünglich vollkommen erschaffen worden, der Mensch habe sie jedoch mit seinem Ungehorsam verdorben, vermochten die Kirchenlehrer nicht nur die Missstände in der Welt zu erklären, sondern auch der Bevölkerung ein schlechtes Gewissen einzureden, was ein ideales Machtinstrument abgab. Dass vollkommene Menschen überhaupt sündigen können, wurde wiederum mit dem - wohlgemerkt ebenso unbiblischen - freien Willen erklärt. In erster Linie muss der Römerbrief herhalten, auch um die Erbsünde biblisch zu untermauern. Besonders Röm. 5.12 und 8.20 werden gern zitiert. Es geht jedoch um eine geistliche Form des Todes, wie in Röm. 7.10 besonders deutlich wird.
Bereits das ,,Tohuwabohu" in der noch menschenleeren jungen Erde straft die Idee der ursprünglich makellosen, durch den Menschen verdorbenen Schöpfung Lügen. Dazu gesellen sich die Fleischfresser der fünften Schöpfungsperiode. Die Umwandlung friedlicher Pflanzenfresser in zähnefletschende Fleischfresser infolge des ,,Sündenfalls" widerspricht hingegen der biblischen Dokumentation. Ein göttliches Wunder von der Größenordnung hätte den Autoren eine Erwähnung wert sein müssen, sofern es stattgefunden hätte. Aber - nichts! Der Zusammenhang zwischen Röm. 8.20 und den Ereignissen der Paradiesgeschichte ist völlig an den Haaren herbeigezogen. Zudem ist in Röm. 5.12 ausschließlich von Menschen die Rede - eine echte Zwickmühle für Traditionsanhänger!
Ganz zu schweigen von den Menschen der sechsten Schöpfungsperiode (Gen. 1.26-31), welche bereits vor Adam und Eva lebten, Tiere verwerteten - und starben. Und zwar nicht, weil sie vom falschen Apfelbaum genascht haben, sondern weil es zum normalen Lauf der Dinge gehört. Direkt einen Vers weiter macht Röm. 5.13 einen Strich durch die christliche Rechnung: Schon vor dem Gesetz war Sünde in der Welt. Nach traditioneller Auffassung, dass das Paradies den Anfang der Welt darstellte, wurde Moses die weltweit erste Gesetzgebung im biblischen Sinne zugesprochen. Aber bereits Adam hatte gegen ein Gesetz verstoßen. Also musste es eine präadamitische Welt gegeben haben, siehe Gen. 1. Dies hatte bereits in der frühen Neuzeit der französische Protestant Isaac del Peyrere festgestellt und die religiösen Meinungsmacher mächtig ins Schwitzen gebracht.
Direkt in keiner Weise.
Weil der Sündenfall nur in einem alten Buch stattfand.
Aber das Denken vieler Menschen wurde - leider, wie ich finde - dadurch beeinflusst. Da wurde die natürliche Neugier der Eva-Gestalt in "Sünde" uminterpretiert.
Natürlich sollte man eine solche mythologische Geschichte nicht wörtlich nehmen. Aber erzähl das mal den Fundamentalisten...
Gruß, earnest
Da wurde die natürliche Neugier der Eva-Gestalt in "Sünde" uminterpretiert.
Da sie Gut und Böse nicht von einander unterscheiden konnte, war es außerdem mindestens eine 50:50 Chance auf wen sie hört. Sie konnte zwar den Konflikt zwischen der Warnung von Gott und dem alternativen Angebot wahrnehmen, wer aber bislang nur "Gut" kennengelernt hat geht immer von einem positiven Resultat aus. "Aus Fehlern lernt man".
Du tust so, als sei dieser Mythos Realität gewesen. Die Unterscheidung zwischen "Gut" und "Böse" anhand des legendären Apfels ist sogar "innerhalb" des Mythos Unfug. Außerdem hätte Gott wissen müssen, wie das Ganze laufen würde.
Wie hätten sie das erkennen sollen, wenn sie nicht zwischen Gut und Böse unterscheiden konnten? Wer bislang nur das "Gute" kannte, geht immer von einem positiven Resultat aus. Damit war es zwar das erste Mal, dass sie einen "Konflikt" erlebten, doch war es Glückssache wie sie sich entscheiden würden. "Aus Fehlern lernt man".