Wie überzeugt man starrköpfige, dogmatische Menschen?
Es ist auffallend, dass dogmatische Menschen einen Empathie-Defizit haben. Das, was sie für wahr, richtig, angenehm und gut halten, ist in ihren Augen auch automatisch für den anderen obligatorisch, ja für die ganze Gesellschaft wahr, richtig etc. Falls man ihnen widerspricht oder eine andere Meinung sagt, akzeptieren sie das nicht, sondern schauen einen schräg an - als wenn man ein Verrückter wäre, weil man nicht ihrer (im Übrigen sehr subjektiver) Ansicht ist; oder sie werden gar jähzornig. Dass sie selbst einen Bruch in der Bezogenheit zum Gegenüber haben, scheint ihr blinder Fleck zu sein. Es sind eigentlich Fanatiker des Alltags.
Einer sagt zu mir: "Du sollst Lakritzschnecken essen." Ich antworte: "Die schmecken mir nicht." Worauf er mit vollen Backen sagt: "Doch, doch - die schmecken sehr gut!" und mampft weiter. Dass der andere einen anderen Geschmack hat, kapiert er nicht. Dass sie ihm schmecken, bedeutet für ihn, dass er eine objektive Wahrheit erkannt und einen Fehler beim anderen festgestellt hat.
Oder ein anderer reinigt seine Wohnung mehrmals am Tag und wundert sich, wie man sein Zuhause nur ein Mal täglich waschen kann. Er schaut sich die Sachen an, findet ein Stäubchen und sagt mit überheblicher Stimme: "Ich dachte, Sie sind ein Vernünftiger. Fühlen Sie sich wohl hier...?" Man denkt, dass er vielleicht Spaß macht. Nein. Es ist für ihn eine Katastrophe, dass man nur ein Mal am Tag den Boden wäscht. Er hält sich selbst also für vernünftig und es bleibt seinem Geiste verborgen, dass ein mehrmaliges Waschen am Tag nicht unbedingt etwas mit Vernunft zu tun hat, sondern eher an eine Zwangsneurose erinnert.
Wie kommuniziert man mit solchen Menschen, wenn man eine längere Zeit mit ihnen zu tun hat? Auf sie zugehen geht nicht, denn es würde nur bedeuten, dass man ihre Ansicht zu teilen bereit ist.
Danke.
6 Antworten
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Da ich keine Psychologin bin, kann ich Dir nur das schreiben, was ich empfinde bzw. was ich machen würde. Wäre ich von dieser Person abhängig, würde ich mit dieser Person gar nicht groß kommunizieren, sondern nur das nötigste sprechen und mir meinen Teil denken. Es ist sinnlos, diese Menschen von Ihrer Meinung abbringen zu wollen, denn sie halten ihre Meinung eben für goldrichtig, also für das Nonplusultra. Das ist nicht einfach, das weiß ich aus Erfahrung, immer nur zu denken: Du hast Recht und ich habe meine Ruhe. Deshalb sollte man sich, so schnell wie möglich, von diesen Menschen lösen, denn ändern kann man sie - leider - nicht.
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Fühlst Du Dich provoziert, wenn Dir jemand seine Meinung ohne diplomatische Redeweise "um die Ohren schlägt" ? Du allein entscheidest, ob Du Dich aufregst und wie Du seine Bemerkung bewertest ! Mir persönlich sind die hinterhältige Typen ( die mich anlächeln, aber hinter meinem Rücken intrigieren ) sehr viel unsympathischer. Kommunikation bedeutet für mich, dass ich nach einer gemeinsamen Grundlage suche--und nicht unterschiedliche Sichtweisen übermäßig beachte. Wenn Du also "eine längere Zeit mit diesen Leuten zu tun hast", dann versuche doch einen Gesprächsverlauf zu organisieren ( durch Themenwahl, Fragen, Anknüpfen an eine nicht zu bestreitende Tatsache ) der nicht konfrontativ sondern lösungsorientiert ist.
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ich würde ihm einfach sagen wenn er meine ansichten nicht akzeptiert dann soll er sich von mir fernhalten ! ich kenne so eine ähnliche person z.b dass sie alles was in der Geschierspühlermaschine wahr immer untersucht und wenn es ein wasserfleck hat werft sie es wieder in das waschbecken da kann man nichts machen . bei der 1. version gib ihm doch einfach was, was dir schmeckt und du genau weisst dass es ihm nicht schmeckt vlt merkt er es dann
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Meist stören uns ja Dinge an anderen, die bei uns selbst schwierig sind. Mir fällt hierbei sehr auf, dass Du Dich an den Maximen anderer Menschen störst. Dich kränkt hier vor allem, dass sie intollerant fremder Ansichten gegenüber sind - was Du hier tust, ist deren Welt (nämlich eindeutige Richtig-Falsch-Raster) zu kritisieren. Dadurch bist Du auf einem sehr ähnlichen Dampfer.
So, wie Unkonforme und Individuelle Personengruppen alle so sehr individuell sind, dass sie gar nicht merken, wie sehr sie doch gleich sind.
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Der Lakritz-Mann hat den Wert, dass Lakritze toll ist und jeder Mensch sie mögen soll. Deshalb versucht er Dich zu bekehren.
Du hast den Wert, dass man Menschen nicht bekehren darf und versuchst andere Menschen von Deinem Wert zu überzeugen.
Du erwartest, dass Menschen in Deinem Umfeld tolerant Dir gegenübersind aber selbst bist Du es nicht. Das klingt hart, das tut weh und sicher willst Du mir jetzt widersprechen. Aber ich kann Dir nur sagen: Das ist völlig normal, das geht uns allen so und viele können damit umgehen. Manche jedoch nicht und die wehren sich dann, sie schimpfen alle anderen seien intollerant und man selbst wisse es besser.
Das meinte ich mit den individuellen. Linksradikale zum Beispiel. Die sind, salopp gesagt, alle gegen "das System". Und dennoch folgen sie einem eigenen. Sie sind eben doch nicht individuell, sondern gleichen sich an ihrem "individuellen Merkmal".
Übrigens: Die wenigsten Menschen denken darüber nach, sondern die meisten berühren niemals diese inneren Konflikte. Wenn sie jedoch zu stark berührt werden, kommt es zu depressionen, Anpassungskonflikten und so weiter...
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Was will man da tun? Da hilft nur, über diese geistige Behinderung hinwegzusehen. Ja und Amen sagen.
Wenn du so jemanden in die Realität zurückholen willst musst du ihn "brechen". Er kann dabei kaputt gehen, durchdrehen oder eine deutliche Persönlichkeitsveränderung durchmachen. Das ist eigentlich nichts, was man außerhalb von kontrollierten Laborbedingungen auslösen möchte - es sei denn, vielleicht, der "Behinderte" wäre ohnehin eine Gefahr für sich und seine Umwelt.
Hallo JaniXfX! Danke für Deine Antwort.
Ich hätte mich vielleicht ausführlicher äußern müssen. Mich stören nicht die Maximen anderer Menschen. Sie dürfen gerne nach ihnen Vorstellungen leben und sie dürfen mir diese auch gerne nennen.
Ich hätte - um bei den Beispielen zu bleiben - dazu schreiben sollen, dass der o.g. "Laktzritz-Mann" es nicht dabei belässt, zu sagen, dass die Schnecken ihm schmecken, sondern, dass er auch in der darauffolgenden Zeit mir diese anbietet, nach dem Motto: "ich werde dich noch zum Lakritz-Liebhaber machen!"
...und der Putzfreudige dem Umfeld furchteinflößend erklärt, wie viele Bakterien auf dem Boden sind, wenn man nur einmal putzt etc. - mit dem Ziel, dass auch andere ihre Putzrate erhöhen.
Ich erwarte nicht, dass andere mit dem Lakritzverzehr aufhören oder nur einmal reinigen, nur weil ich es so tue.
Es ist der autoritäre Wunsch, zu missionieren, der mich stört - nicht die Ansichten anderer.