Wie schreiben Satiriker ihre Texte, wie finden sie Gags und welchen Humor verwenden sie?
Zum Beispiel: Die Anstalt, Till Reiners, Florian Schroeder, Sarah Bosetti, Jan Böhmermann, ZDF Magazin Royale, Sarah Bosetti, Philipp Walulis, Titanic, Neue Frankfurter Schule
4 Antworten
Nicht in der Art, die Du möglicherweise im Kopf hast: Es gibt keine Regalwand mit verschiedenen Kategorien von Witzen, in die man hineingreift und sich den aktuellsten, noch nicht abgelaufenen Gag greift und in den Einkaufswagen legt.
Man hat einfach Einfälle und hält sie auf Papier in Stichworten fest, liest sie mehrfach über längere Zeiträume und reichert sie mit Geschichten an, welche zum Teil auch der Realität entstammen. Liest sie wieder, arbeitet sie um und irgendwann probiert man sie einfach am Klatschvieh aus. Und lernt aus den Reaktionen.
Von einem Kabarettisten, den man auch aus dem TV kennt, kann ich sagen: er hat immer einen kleinen Block und Zettel dabei und wenn was witziges passiert und jemand was witziges sagt, schreibt er es sich auf. "Dem Volk aufs Maul schauen" nennt man das.
Ansonsten ist es harte Arbeit, die Ideen in einer Geschichte zu verbinden und die Pointen richtig zu setzen bzw. Wortakrobatik einzubauen. Aber da lässt er sich nicht in die Karten schauen. Das weiß ich also von seiner Familie. Auch probiert er vor ihnen die ersten Gags aus und wenn sie nicht lachen, fliegt es raus.
Er spielt ein Jahr lang ein Programm, dann fängt er mit dem schreiben des nächsten an. Somit überschneidet sich im zweiten Jahr das schreiben des neuen und das Aufführen des alten Programms. Zum Text lernen vor einer Premiere, hat er mal erzählt, braucht er ca. sechs Wochen. Da darf sonst nichts anderes sein - ist nicht mehr der Jüngste. Er ist so 2-3 Mal im Monat im TV zu sehen und macht dafür meist tagesaktuelle Kurzbeiträge (was ihn über Corona gerettet hat).
Er ist nicht in der Anstalt aufgetreten, macht mehr Gesellschaftskritik. Einfach Pointen aneinanderreihen ist langweilig. Er erzählt eine Geschichte, ein Erlebnis mit seinen Freunden oder sowas und verbindet so seine Inhalte, damit man einen Abend lang zuhört.
Ich würde es nur gerne wissen, damit ich mir auch ein Bild von seinen Inhalten machen kann und sich meine Frage somit noch besser beantwortet.
So willst du das entscheiden? Na ja, die Kategorie "hilfreichste Antwort" ist wohl meistens nur ein dümmliches Launenspiel.
Vielen Dank für diese ausführliche Antwort. Ist also eine Satire unbedingt mit einer Geschichte verbunden? Wenn ja, mit welcher? Alltagsgeschichten? Wie heißt denn der von dir genannte Kabarettist?
Alltagsgeschichten, Klischees, menschliche Fehler, Marotten usw.
Die Welt - auch draußen, im Bekanntenkreis, auf der Arbeit beobachten. Interessantes notieren (Notizbuch immer dabei und neben der Nachttischlampe liegen (Falls man nachts im Traum einen Geistesblitz hat).
Viele Komiker schreiben von ausländischen Kollegen ab (englisch und US-amerikanisch), da fällt es nicht so auf, dass der Gag schonmal da war. ;-)
Sobald man ein kleines Programm zusammen hat, mal im kleinen Kreis auftreten und sehen, wie die Leute reagieren.
VIel Spaß.
Um ordentlich Satire betreiben zu können, muss man sich entsprechend gut auskennen. Denn dann kannst Du entsprechende Themen verbinden.
Weil eine Satire kritisiert ja auch etwas wie Politik, Gesellschaft usw. Ohne Kritik und nur drüber Lustig machen, wäre es ja Comedy.