Wie schnell kann ein relativ großes Haus realistisch gebaut werden?
Ein Freund und ich sind, ich weiß nicht mal wie, in eine Diskussion geraten, und wir sind uns uneinig in diesem Thema. Meine Großeltern haben ihr Farmhaus damals praktisch selbst gebaut, mit Hilfe von einigen Freunden. Sie hatten erzählt, dass das Fundament erst einige Wochen mindestens ruhen muss, und die Ziegelwände auch bevor Putz usw draufkommt, damit das ganze wetterstabil wird. Sie haben fast ein Jahr gebraucht dafür, und erzählten, dass auch wenn sie mehr als 9 Helfer gehabt hätten, sie hätten nur 1-2 Monate sich gespart.
Mein Freund hingegen behauptet, dass ist quatsch, dass theoretisch, wenn Geld keine Frage wäre, könnte man sogar ein großes Haus von Grund auf mit z.B. 10 Schlafzimmern, einer Industrie-großen Küche und mehreren Wohn- und Badezimmern in weniger als 2 Monaten bauen und es wäre trotzdem Erdbeben-fest.
Wer hat hier recht? Wie lange dauert es tatsächlich, ein Erdbeben-festes Haus zu bauen, sei es normalerweise oder auf die "Geld ist keine Frage" Art?
Denn für mich macht die "Fundament und Wände müssen ruhen wetterfest zu werden" Argumentation schon sind. Und auch wenn man unwahrscheinlich viele Bauarbeiter hätte, irgendwann sind sie sich doch gegenseitig im Weg wenn's zuviele sind. Ganz zu schweigen von den gesetzlichen Uhrzeiten wo Bauarbeiten gemacht werden dürfen.
2 Antworten
Man macht heute kaum mehr Fundamente, sondern biegesteife Bodenplatten. Beton erhält seine Nennfestigkeit nach 28 Tagen. Das bedeutet aber nicht, dass man zwangsläufig für alle Arbeiten die mit Beton zu tun haben, nun 28 Tage mit der Weiterarbeit warten muss. Wenn z.B. die Decke abgestützt und betoniert ist, geht es am nächsten Tag sofort mit den Mauerarbeiten weiter.
Erdbebenfest... das ist eine ganz andere Geschichte und ein dehnbarer Begriff und kann ganze Bibliotheken füllen. Es kommt auf die Erdbebenzone an und auf ganz viele weitere Dinge.
Fundamente und Wände müssen ruhen wetterfest zu werden... Früher hat man Setzrisse abgewartet. Eigentlich braucht man das nicht, wenn Geologe, Statiker und Maurer ihren Job gut gemacht haben.
Es gibt verschiedene Bausystem die schnell oder langsam sein können. Irrtümlicherweise meint man immer dass z.B. Fertighäuser so schnell sind. Das stimmt nicht wirklich. Klar, die Wändezusammenschrauben vor Ort geht schnell, aber die Wände wachsen ja auch nicht auf den Bäumen, die müssen ja auch zuerst einmal geplant und im Werk mit allem drumherum gefertigt werden und wenn man fairerweise diese Zeit hinzu rechnet, ist das Fertighaus garnicht mehr schnell.
Eine Bauzeit kann hier keiner sagen, schließlich schreibst du nur "ein relativ großes Haus". Ganz sicher haben wir beide da unterschiedliche Vorstellungen was Größe bedeutet. Bei dir sind vielleicht 1.200 m³ schon groß, bei mir fängt das bei 20.000 m³ an...
2 Monate geht jedenfalls nicht, unter 9 Monaten schafft man es kaum ein Haus fertig zu bauen, egal wie klein oder groß. Es sei denn man fragt die Chinesen, die das vermutlich mit auspeitschen in 2 Monaten schaffen.
Okay, das stimmt. Fertighäuser haben den Ruf, schnell zu sein, und teilweise auch flimsig und von minderer Qualität zu sein. Diesen Vorurteil muss ich eingestehen. Und auch muss ich einräumen, dass mein durchaus mageres Wissen rund ums Hausbau nur aus zweiter Hand kommt, vom Zuhören früher, wenn Fachleute darüber gesprochen haben. Mein Freund, der die Diskussion angefangen hat, hat noch weniger Ahnung (daher seine sture Überzeugung, dass er es besser wisse, wie es so üblich ist, kennst bestimmt).
Mein Gedanke, als ich diese Frage gepostet hatte war, herauszufinden ob das mit der Setzungszeit für das Fundament und die Wände richtig ist. Denn wenn man allein schon fürs Fundament mehrere Wochen warten muss, ist ja der Rest der Argumentation für "2 Monate oder weniger" unsinnig, nicht?
Aber wenn du schon sagst, dass es Techniken gibt, die diese Wartezeit unnötig machen, dann kommt es wieder darauf an, wie groß das Gebäude sein soll und wie viele Arbeitskräfte eingesetzt. Hab ich das richtig verstanden?
Ja, wenn dein Maßstab für groß bei 20.000m² beginnt, haben wir wirklich unterschiedliche Vorstellungen. 😁 (Zumal das kein Haus mehr ist, sondern regelrecht Villa.) Unser Beispielhaus in unserer Diskussion waren bescheidene 980m² Wohnfläche, gerade genug dass mehrere Generationen komfortabel Platz haben.
Aber gut zu wissen, dass du es bestätigst, dass 2 Monate Blödsinn sind. Danke! 😁
Zuinächst einmal: Ein frisch geschüttetes Fundament muss zwangsläufig mehrere Wochen ruhen, damit es aushärten kann und belastbar ist. Dabei ist es unerheblich, welcher Beton verwendet wird.
Ansonsten ist die Baudauer von der Bauart abhängig. Die klassischen gemauerten Steinwände dauern natürlich wesentlich länger als ein Haus als Bausatz, bei dem die Wände usw. schon vorgefertigt sind und nur noch zusammengesetzt werden. Dann steht zwar der Rohbau, aber die Innenarbeiten / Fassadenarbeiten usw. sind noch nicht berücksichtigt und dauern ebenfalls entsprechend.
So ein normales Bausatzhaus kann durchaus in 14 Tagen stehen (im Rohbau).
Nein, keine modernen Bausätze. Alles komplett klassisch und stabil, und sogar mit Schalldämmung in den Innenräumen damit auch eine große Familie miteinander in Ruhe leben kann. Das ist unser Beispielhaus.
Also wenn's ein klassisches Haus ist, mit Steinwänden für Außenwand und Ziegelwände und dicke Schalldämmung für Innenräume? Was ist da ein realistischer Zeitraum?
Danke! Das ist sehr interessant und informativ!
Aber das bedeutet also was genau? Ich dachte immer, ein gutes Fundament, mit Stahl und Beton und was weiß ich was, ist unabdingbar für die Stabilität des Gebäudes. Und gilt das "Warten ist nicht nötig" auch für die Mauern?
Was ist der tatsächliche Zeitrahmen der realistisch möglich ist, wenn man heutzutage ein großes Haus wie in meinem Beispiel bauen will?
Und okay, Erdbeben-fest mag zwar ein zu breiter Begriff gewesen sein. Ich meinte damit eigentlich nur, stabil genug, dass es nicht bei jeder kleinsten Naturkatastrophe sofort horrende Schäden hat wie man's von so einigen Fertighäusern hört. Vielleicht hilft es eher wenn ich auf Gegenden in Norddeutschland hinweise, die öfter Schaden durch Orkane usw. tragen?
In unserer Diskussion ging's hauptsächlich darum, ob neue Technologien und mehr Arbeitskraft die man sich bei einem höheren Budget leisten könnte die Bauzeit tatsächlich so unglaublich viel verkürzen können, dass ein großes Haus wie in meinem Beispiel in 2 Monaten oder weniger gebaut werden könnte in Deutschland ohne dass die Qualität des Gebäudes darunter leidet.