Wie schädlich kann Einsamkeit sein?

8 Antworten

Es hängt mit Selbstbewusstsein zusammen. Selbstbewusstsein empfinden wir, wenn unser Hirn Serotonin ausschüttet. Dafür gibt es ein paar Trigger, von denen eigentlich alle nennenswerten damit zu tun haben, dass ein Mitmensch dir positives Feedback gibt. Je weniger Mitmenschen, desto weniger Feedback, desto weniger positive Empfindungen, Selbstbewusstsein und Mut. Schlimmer noch: Dieser Mechanismus, der Serotonin ausschüttet, schaltet sich irgendwann ab, wenn er zu wenig benutzt/nicht mehr gebraucht wird und wird generell immer unsensibler, je weniger man ihn gebraucht. Das führt sogar irgendwann dazu, dass auch dein Stoffwechsel umschaltet, sodass du neurotischer (schreckhafter, risikobedachter, empfänglicher für negative Empfindungen, emotional instabiler) wirst. Dein Unterbewusstsein denkt dann nämlich irgendwann, dass du ganz alleine bist (kein positives Feedback = keine Menschen um dich herum), und da Teile deines Unterbewusstseins ein paar zehntausende Jahre alt sind, denkt, es du bist alleine im Urwald und musst aufpassen, nicht von Spinnen oder Schlangen überrascht zu werden, daher rüstet es auf "Gefahren erkennen" und "Aufspringen und wegrennen" um. Daher der Neurotizismus. Und als letztes wird dann noch dein Immunsystem geschwächt, um mehr Energie für die Gefahrenerkennung zu haben. D.h., du wirst eher/schneller krank und brauchst länger um wieder gesund zu werden.

Hast vielleicht schon mal einen Film gesehen, wo einer vorkommt, der seit vielen Jahren allein irgendwo auf einem Berg oder in einer Hütte lebt. Solche Leute werden dann immer sehr schreckhaft, paranoid und kauzig dargestellt. Das hat seine Gründe. Sowas passiert irgendwann mit jedem, der keinen menschlichen Kontakt hat. Wir sind biologisch auf soziale Interaktion gepolt.

Das heißt nicht, dass jeder 1000 Freunde braucht (man kann sowieso nur mit maximal 200 Menschen gleichzeitig befreundet sein...zu mehr ist das Hirn nicht fähig), denn auch da ist jeder unterschiedlich veranlagt. Du klingst jetzt nicht so arg extrovertiert, also reichen dir sicher ein paar wenige, aber gute Freund- und Bekanntschaften. Oder meinetwegen auch welche, die man kaum oder gar nicht persönlich sieht, sondern mit denen man nur telefonisch, per SMS oder Internet kommuniziert. Oder aus nem Forum kennt.

Es ist aber ziemlich überlebenswichtig für dein Unterbewusstsein, von anderen Anerkennung dafür zu bekommen, was du tust. Das ist auch der Grund, warum man von zuhause wegzieht, sich seine eigene Freunde aussucht, etc. Weil man eben ein soziales Umfeld braucht, was das belohnt, was man selber gerne tut und für richtig hält.


knallpilz  30.04.2019, 22:29

Ein paar Freunde und Bekannte brauchst du also schon. Vielleicht kannst du ja auch dadurch kompensieren, dass du dir ein paar small-talk-skills antrainierst. Dann kannst du versuchen, beim Einkaufen ein bisschen belangloses Zeug mit Leuten zu quatschen. Nette Gespräche (mit Augenkontakt, Lächeln <- gute Serotonin-Trigger) können dabei helfen, das Selbstbewusstsein aufrechtzuerhalten.
Das praktische an Freunden ist bloß, dass man die besser einschätzen kann als Fremde. Also ein effizienteres Selbstbewusstsein-Abholsystem hat. Nicht, dass auch die besten Freunde einen nicht hin und wieder mal überraschen. Aber bei Fremden tritt man öfter in Fettnäpfchen oder verschätzt sich als bei Menschen, die man gut kennt.

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Trotz E-Mail, SMS und Smartphone fühlen sich immer mehr Menschen einsam und sozial isoliert. Warum verhungern Menschen seelisch, haben Angst vor Einsamkeit und empfinden eine unstillbare Sehnsucht nach emotionaler Nähe und Beziehung..... Das schreibt ein junger 19-jähriger Student, dem es genau so geht.

Schon Nitzsche 1844 - 1900 schreibt über Einsamkeit: Die Einsamkeit liegt im Trend der Zeit. Die Einsamkeit ist heutzutage eine der gängigsten Ursachen menschlichen Leidens. Wer lange und unfreiwillig alleine lebt und an Beziehungen verarmt, den werden Sätze und Bilder wie F. Nitzsche sie in seiner Geschichte über Einsamkeit schreibt, aus der Seele gesprochen.

Lass niemanden merken, dass dein Herz schmerzt, dass du dich mit jeder Faser nach einem warmen Wort, einem freundlichen Blick, nach Beziehung sehnst. Lass niemanden merken, dass du die ersehnte Beziehung auch fürchtest, denn die Enttäuschungen lösen neuen Schmerz aus.

Und die Einsamkeit ist heute für viele Menschen gewiss noch schlimmer geworden, selbst an der Uni - wie Du schreibst - was es früher nicht so gab. Alle Gute

Woher ich das weiß:Recherche

freiburg2  02.05.2019, 06:41

Ich bin auch sehr viel alleine, weil man die passenden Menschen einfach nicht findet. Und noch etwas.

Für intelligente Menschen ist es wohl schwerer ein Gegenüber zu finden, das sie versteht und ihre Gedanken zu teilen vermag. So bleiben viele dieser Menschen meist ihr Leben lang Einzelgänger oder sie werden es nach unzähligen unbefriedigenden Beziehungs- und Kontaktversuchen.

Viele große Denker haben für sich gelebt, nicht weil sie sich als etwas Besseres verstanden, nicht aus Gründen der Arroganz, sondern weil sie schlicht vom Pöbel unverstanden blieben. Das ist heute nicht anders oder noch schlimmer geworden.

Michelangelo - so steht zu lesen - war einst ein geselliger Mensch, doch änderte sich das, als die lieben Mitmenschen erkannten, was für ein Genie er war und ihm mit Neid und Missgunst begegneten. Erkennend, dass er der Masse nicht wirklich willkommen war, wurde er zum Einsiedler.

Mir hilft das immer - ich sehe, dass ich mit dem Alleinsein nicht alleine bin und dass selbst große Denker usw. diesen Zustand ertragen haben, in meinem Buch wurde ja alles gut erklärt.

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Ob es Dir schadet, kannst nur Du wissen! Das würdest Du dann fühlen. Ich kann zuweilen sehr gut mit mir allein klar kommen - mich würde ein Mehr an Leuten dann eher nerven und somit schädigen! Wenn es bei Dir genau so ist, dann ist doch alles in Butter.

Ich glaube, dass bezieht sich nur darauf, wenn man tatsächlich nicht alleine sein möchte, es aber ist. "Einsamkeit" bezieht sich damit nicht auf den Zustand, sondern eher auf das Gefühl. Dieses Gefühl hat man, wenn man einsam ist und dies einen bedrückt.

Wenn Du ein absoluter Einzelgänger bist und vor Allem Glücklich damit bist, dann wird es dir nicht schaden.

Trauer und Wut ist Gift für den Körper und Geist. Ich bin auch ein einzelgänger ich unternehme hin und wieder mal was mit Freunden aber darnach brauch ich immer etwas zeit bis ich mich wieder bereit fühle was zu tunen.

Nur was fühlst du wen Du alleine bist, fühlst du dich wohl oder unwohl alleine das ist auch wichtig.