Wie sahen die Wohnungen in der DDR aus?

10 Antworten

Wir lebten mir meinen Großeltern in einem Einfamilienhaus. Da war es sehr eng. Aber überall herrschte Mangelwirtschaft: an Baumaterial, an Wohnungen...

Trotzdem hatte ich ein kleines eigenes Zimmer.

In jedem Raum stand ein Kohleofen, da mussten wir Kohlen schleppen, auch war das ziemlich schnell dreckig.

Da es auch Mangel in der Versorgung gab, diente unser Haus auch zum Schlachten von jährlich zwei Schweinen. Da wurde im Haus Wurst gemacht, Fleisch auch, das Haus hatte eine Wurstekammer. Ansonsten hätte man sich beim Fleischer anstellen müssen, da gab es nur einmal pro Woche Fleisch.

Fernseher waren teuer. Unseren Farbfernseher Mitte der 80er erstand mein Vaer auch nur durch Beziehungen.

Waschmaschinen waren Standard, wir hatten eine WM 66, unsere Schleuder wackelte immer im Bad. Dort hatten wir keine Fliesen, denn die gab es nicht zu kaufen. Nur unter der Hand gegen Westgeld, was wir aber nicht hatten. So hatten wir Plastikteile an den Wänden, die wie Fliesen aussahen.

Wir hatten eine Badewanne, keine Dusche.

Fürs Kochen gab es Propangasflaschen. Die holte man an einer extra Stelle.

Ein Telefon hatten die allerwenigsten. Wir bekamen unseren Festnetzanschluss 1993, obwohl wir den zu DDR-Zeiten 20 Jahre beantragt hatten. Unser Dorf hatte nicht mal eine Telefonzelle. Die privaten, die einen Anschluss hatten, mussten den sich sogar noch mit einem anderen teilen.

Deko hatten wir deutlich weniger als heute. Einen Schwibbogen aus dem Erzgebirge hatten wir in den 80ern durch Beziehungen bekommen. Den Adventskalender befüllte meine Mutter in den Folgejahren immer wieder mit Schokolade, denn im Konsum gab es keine neuen.

Du musst die zeitlichen Phasen im DDR-Bau beachten. Zuerst mussten Trümmer beseitigt werden, die Menschen hausten zusammengedrängt ohne Komfort in alten Häusern, die Fensterverglasungen fehlten lange. Es gab in jedem Ort das Wohnungsamt, das bis zum Ende der DDR über die Zuteilung einer Wohnung entschied. Es ging da streng nach Norm: z.B. 2 Personen erhielten eine Einraum-Wohnung nach Dringlichkeit und Wartezeit. Es gab daher in der Zeitung massenhaft Tauschwohnungsangebote (Altbau gegen Neubau) zu lesen. Besonders nach Scheidungen musste man aus der Wohnungsenge heraus. Das Wohnungsbauprogram (mit Plattenneubau) wurde erst in den 70-er Jahren forciert. Die Inneneinrichtung der Altbau-Wohnungen war zuerst primitiv, häufig mit uralten Möbeln ausgestattet. Als Komfort galt schon ein kohlebeheizter Badeofen und eigene Toilette. Mit den Neubauwohnungen, auch Komfortwohnungen genannt, wurde es besser. Die Tapete und der Bodenbelag waren beim Einzug kunterbunt, so dass man erst einmal renovierte. Noch in den 80-er Jahren gab es die Rauhfasertapete nur selten im Handel. Es gab schöne Anbaumöbel und auch schon Farbfernseher und Waschmaschine, aber keinen Geschirrspüler. Die Fernheizung schuf tropische Wärme im kalten Winter, die verschwendet wurde, da die Miete einschließlich Wärme sehr niedrig war.

70er Jahre Niveau, ein 66 cm Röhren-TV in Farbe im Wohnzimmer aber bestimmt kein Markenprodukt (Grundig, Philips, Telefunken) wie in der BRD, schlichte Ausstattung in Plattenbausiedlungen

guck dir mal den Film "Good Bye Lenin" an, der spielt auch viel in eine Wohnung und die wurde auch ganz gut nachgerichtet


eka45  25.01.2014, 14:47

Ein DDR-Markenprodukt ist auch ein Markenprodukt - nur eben eine DDR-Marke. Wobei man ohne Kapitalismus im Prinzip ÜBERHAUPT KEINE MARKEN braucht - eigentlich nicht mal Werbung dafür.

3

Da ist ein typisches DDR Wohnzimmer, http://www.berlin.de/orte/museum/museumswohnung/ allerdings sieht man den typischen Kachelofen nicht, der in den meisten Altbauwohnungen stand. Heizung gab es nur in den Plattenbauten, die aber schwer erhältlich waren. Das mag in Berlin oder anderen Großstädten anders gewesen sein, bei uns in der Kleinstadt war es so. In der Küche und im Bad hatten wir einen Dauerbrandofen.

Nun ja, die Wohnungen waren genauso unterschiedlich wie deine und meine. Leute mit Geld hatten ein Haus mit allem drum und dran, Leute ohne Geld hatten eine Wohnung im Plattenbau - mit Nasszelle, d. h. ein gaaaanz kleines Badezimmer - wenn man es so nennen darf - ohne Fenster.


beangato  25.01.2014, 14:27

Ähm - nöö.

Es gab durchaus auch normale Badezimmer;)

1
eka45  25.01.2014, 14:59

dU SCHREIBST. " Leute mit Geld hatten ein Haus mit allem drum und dran, Leute ohne Geld hatten eine Wohnung im Plattenbau"

VÖLLIG falsch ! Die alten Vorkriegshäuser hatten meist Ofenheizung, teils noch Wasser und Toiletten im Treppenhaus (das kenne ich noch aus Westberlin in 1980).

Deshalb wollten ALLE DDRler in die modernen neuen Hochhäuser mit Zentralheizung, Bad/Dusche/Toilette einziehen die zudem i.R. eine gute Verkehrsanbindung; Kindergärten, Einkausmöglichkeiten etc. kriegten.

Der abwertende Negativ-Begriff PLATTE wurde erst später erfunden, insbesondere zwecks Wohnraumvernichtung, um die viel zu niedrigen Mieten im Osten hoch zu treiben.

1
eka45  25.01.2014, 15:23
@eka45

Uund eine Neubauwohnung konnte man als guter Handwerker genauso kriegen und mit Kindern oder sonstigem Sozialbonus (NICHT GELD-BONUS!) schneller kriegen als ggf. ein Studierter.

Wegen dieser Gleichbehandlung bzw. in Vergliech zum kapitalistischen Westen einer fehlenden relativen Bevorteilung von Studierten oder sowie qualifizierten sind ja auch viele in den Westen ausgewandert - zumal es schöne Begrüßungsgelder gab.

1
Nunuhueper  29.01.2014, 11:43
@eka45

Geldwerte AWG Wohnungen gab es und Handwerker wurden da nicht bevorzugt!

0