Wie lange kann es dauern bis man einen Kampfsport perfekt beherrscht?

10 Antworten

Es dauert im Aikido ungefähr 5 Jahre, bis zum 1. Dan-Grad, dem 1. Schwarzgurt-Grad. Dann ist man technisch soweit, dass man mit strukturiertem Lernen und etwas mehr Einsatz beginnen kann. Dann dauert es ungefähr weitere 15 bis 20 Jahre bis zum 4. Dan-Grad. In den japanischen Kampfkünsten ist der 4. Dan jene Stufe, die man mit technischen Prüfungen ablegt. Danach folgen mit dem 5. und den höheren Graden jene Stufen, die man aufgrund seiner Arbeit verliehen bekommt. Sie werden nicht mehr geprüft. (Ob das durchgängig so gehandhabt wird, weiss ich nicht. Ist aber das traditionelle System).

Mit dem 4. Dan-Grad hat man nach ungefähr 20 - 25 Jahren, manche vielleicht etwas früher, viele brauchen länger, also erst mal die Technik durchdrungen und das technische System begriffen und kann es situativ technisch korrekt anwenden.

Aber das ist von perfekt weit entfernt. Perfekt ist es dann, wenn der Kontrahent nicht mal merkt, was abläuft. Wenn die Gegenmittel im Aikido so angewandt werden, dass der "Angreifer" meint, er hätte die Kontrolle über die Bewegung. Dabei fliesst NULL Information zum Angreifer zurück. Er spürt keinen Widerstand, keine Gegenkraft. Er denkt, er sei Herr der Lage. Nur so verlässt er sich auf seine Eindrücke und sein Gespühr - und liegt doch festgenagelt am Boden.
Dabei gibt es Techniken, die in einer Form ausgeführt werden, dass dem "Angreifer" schlicht der Film reisst. Eben noch hat er angegriffen - dann war sekundenlang gar nichts - und er findet sich in einer Festhaltetechnik am Boden festgenagelt. Das hat auch viel mit seinen Reflexen zu tun, die man beim Angreifer auslösen können muss. Andere laufen so ab, dass der Angreifer ständig angreift und sein "Opfer" drückt und schiebt - und liegt doch plötzlich selber bäuchlings am Boden.

Daran, an diesem Gefühl, arbeiten wir im Aikido unser Leben lang. Und deshalb wechseln wir die Rollen von Verteidiger auch zum Angreifer, um zu erfahren, wie sich das anfühlt. Dann denkt man: "Oh! Geil! Genau so will ich es auch können!"

Und dann üben wir weiter.

Woher ich das weiß:Hobby

Perfekt wirst du einen Kampfsport nicht beherrschen.

Man sagt immer so ab 10.000 Stunden kann man einen Kampfsport gut!

Also 10.000 Lehrstunden!

Woher ich das weiß:Hobby – Mehr als 10 Jahren Krafttraining (Massephase u. Definition)

Ewig!

Perfekt, das ist das unerreichbare Ideal.


Enzylexikon  03.04.2020, 16:46

Richtig - selbst im Wettkampfsport gilt schließlich der Satz:

"Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein"

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Traditionelle Kampfkünste sind ein Lebensweg - eine Disziplin, in der man sein ganzes Leben übt, ohne jemals "Perfektion" zu erreichen, weil es eben um mehr geht, als nur eine technisch perfekte Durchführung von Bewegungen.

Das ganze Leben ist ein Lernprozess, der erst mit dem Tod endet - und das gleiche gilt für das ernsthafte Training einer solchen Disziplin. Wer meint, alles erreicht zu haben, weil er irgendein Großmeister-Diplom erhält, hat den Sinn nicht verstanden.

Dazu eine Zen-Geschichte

Ein junger Mann kam zu einem Meister der Schwertkunst und fragte ihn direkt: "Wie lange brauche ich, um die Schwertkunst zu beherrschen?"
"Zehn Jahre", sagte der Meister.
"Was? Das ist viel zu lange! Wenn ich Tag und Nacht trainiere, sogar im Dojo schlafe und esse und nichts anderes als Schwertkampf übe - wie lange brauche ich dann?"
"Zwanzig Jahre", sagte der Meister.
"Das macht doch gar keinen Sinn??!!!! Ich würde wirklich ALLES tun, um so schnell wie mögliche die Schwerkunst zu beherrschen!!!"
"In diesem Fall", sagte der Meister, "wirst du sogar 30 Jahre benötigen - jemand der es so eilig hat, ist ein schlechter Schüler!"

Ich selbst trainiere nun schon ein paar Jahre Aikido und würde niemals behaupten, irgendeine Form von "Perfektion" erreicht zu haben - weil es das nicht gibt.

Woher ich das weiß:Hobby – Seit etwa 40 Jahren Training des Aikido

tenno5034  04.04.2020, 08:14

Sensei Ikeda sagt mal "Iriminage: 10 Jahre, bis man die Technik kann - Shihonage: 20 Jahre, bis man sie kann - aber Ikkyo übt man sein Leben lang.". Dabei sieht sie so einfach aus.
Und vom blossen Hingucken meint man: "Ach, cool! Ich weiss, wie's geht!" - Und wenn man sie dann einmal, nur einmal korrekt anwendet, hat der Partner einen Filmriss und den Schock fast für's Leben, weil er hinweggespühlt wird, wie von einer grossen Welle im Meer.
Null Widerstandsmöglichkeit.

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Die Chinesen sagen, daß man etwas tausend mal üben muß, bevor man es gut kann. Nun übe schön jede Technik und jede Kata 1.000 mal. Perfekt ist es dann aber immer noch nicht.