Wie konnten die Studentenproteste Links sein 1968? Studium war doch für Reiche?

Rheinflip  27.04.2024, 21:29

Weißt du ob es 1968 Studiengebühren gab?

WasZum09 
Beitragsersteller
 27.04.2024, 21:33

Nein aber weiss das studieren nicht immer kostenlos war, so vor 2000 ZB

7 Antworten

MMn hast Du da eine grob falsche Vorstellung von Zusammenhängen und Zuständen!

Es stimmt zwar, dass quasi alle Studenten damals aus 'gutem Haus' waren, aber nicht weil die Gebühren so hoch waren!

1. hat man nur wenige aufs Gymmie geschickt und nicht unbedingt, nur nach der Leistung ausgewählt! FJ Strauß hatte vor 100 Jahren das beste Abi Bayerns, wäre aber fast nicht aufs Gymmie gegangen, weil sein Vater 'nur' MetzgerMeister war!

2. Verdient ja ein Student nichts, sondern kostet eher etwas, nämlich Kost&Logis ggf. in einer fremden Stadt! Wer arm war konnte sich das nicht leisten, schon 13 statt 8 oder 10 Schuljahren können ein Kostenfaktor sein. Bafög gab es nicht von Anfang an!

3. In den 60er war die ganze Gesellschaft noch erzkonservativ! Viele hatten schon Karrieren in der NaziZeit, Frauen hatten wenig zu sagen, Kinder wenig Rechte, ...ALLES was dem entgegen stand war quasi links!

Wenn man sich mal anschaut, aus was für Elternhäusern einige RAF Terroristen kamen, müssen die Eltern ja recht despotisch gewesen sein.


WasZum09 
Beitragsersteller
 26.04.2024, 16:06

Okay das ist sehr einleuchtend danke

In den 70er Jahren gab es mehr Studenten aus Arbeiterfamilien als heute.

Die haben sich allerdings mehrheitlich um ihr Studium gekümmert anstatt Revolution zu machen. Die meisten RAF-Terroristen kamen aus dem gut situierten bürgerlichen Milieu.

Und es gab keine hohen Studiengebühren.

Was ich bedenklich finde ist, dass Du scheinbar überhaupt nicht nachvollziehen kannst dass jemand Ideale hat - ob nun richtige oder falsche.

Aus Deinem Kommentar:

das macht dann wirklich keinen sinn gegen kapitalismus sein aber reiche eltern haben die alles und das studium zahlen

Es soll noch Menschen geben die eine bessere Welt für alle wollen und nicht nur an sich selbst denken.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung in der Parteipolitik und als Reporter

Der Unterschicht ist doch das Klassenbewusstsein weitestgehend abhanden gekommen oder weshalb sonst wählen so viele rechts und so wenig links? So herum ist die Frage viel interessanter, denn die AfD vertritt vom Programm her eben NICHT die kleinen Leute.
Die gebildete Oberschicht erkennt wohl noch am ehesten soziale Missstände und hat in der Regel so viel, dass man sich das soziale Gewissen auch leisten kann.
Der Pöbel, geplagt von Sozialneid hackt da lieber auf Migranten und Flüchtlingen herum und merkt gar nicht, dass er von der Politik der Rechten gar nicht profitiert sondern einfach nur mit Hass und Missgunst geködert wird.


Da die Frage bereits sehr klug beantwortet wurde, möchte ich bloß noch eine Sache sagen:

Ist die Analyse und Kritik des Kapitalismus von Friedrich Engels nicht mehr links weil er erfolgreicher Unternehmer war und in einer industriellen Familie groß wurde?

Ist die Aufklärung nicht mehr sozial links weil viele der Vordenker aus gut situierten Familien kamen? Sind Soziologen wie Michael Hartmann falsche Sozialisten weil sie in Elitefamilien groß wurden?

Bedenke bitte, dass Philosophie, Systemkritik und linkspolitische Ideen und Bewegungen schon in der Geschichte von privilegierten Menschen angetrieben wurden. Glaubst du, dass Arbeiterrevolutionen allein von den armen Bauern getragen wurden? Es waren immer die Intellektuellen, die die soziale Ungleichheit untersucht haben, politische Theorien entwickelten und an Revolutionen beteiligt waren. Weil das einfache Bürgertum einfach auch nicht den Zugang zur Bildung hatte.

Es ist in der Tat so, dass reiche Menschen in der Regel eher kapitalistisch und neoliberal sind. Nur sollte man nicht vergessen, dass die linke Politisierung der Gesellschaft nicht ausschließlich im Proletariat stattfindet. Oder muss man deiner Auffassung nach hungern und obdachlos sein um links sein zu können?

Es gibt genug Menschen, die aus reichen oder zumindest bürgerlichen Verhältnissen kommen und erst dadurch ein politisches Interesse entwickeln - zum einen aufgrund des breiteren Zugangs zu Bildung und zum anderen, weil Privilegien ja auch als solche wahrgenommen werden, wenn man sie selbst genießt.

Friedrich Engels war beispielsweise ein ziemlich privilegierter Mann, aber selbst er war sich bewusst, dass es eine Klasse gibt, die im Gegensatz zu ihm für den Reichtum andere ausgebeutet und gesellschaftlich unterdrückt wird. Man beginnt ja je nach Umfeld anders auf Probleme zu schauen. Sich in einem privilegierten Umfeld zu befinden bedeutet nicht automatisch, dass man sich diesen nicht bewusst ist oder sie sogar missbraucht. Es kann auch bedeuten, dass man sieht: oh da geht es einem Großteil der Menschen schlechter als mir - woran kann das liegen? Vielleicht ist es ja gar nicht selbstverschuldet, vielleicht sind wir als reiche Menschen doch am Leid verantwortlich.

Woher ich das weiß:Hobby – Beschäftige mich gern mit philosophischen Themen

So hoch waren die Studiengebühren nicht.

Links weil sie Hồ Chí Minh riefen? Mao für einen friedlichen Revolutionär hielten, sich gerne mit seiner "Bibel" zeigten, ..., gegen die Kriege der Amerikaner waren.