Wie kann man erreichen, einen alkoholkranken Menschen "einweisen" zu lassen?

8 Antworten

bei meinem Vater (62) haben wir das Problem, dass er mittlerweile shitsophren ist vom ganzen Alkohol, er trinkt seit ugf. 50 Jahren durchgehend, kein Geld mehr zum saufen zur Verfügung hat und heute mal wieder eine Morddrohung an meine Mutter gerichtet hat, diese ich mal wieder mitbekommen habe. Leider unternimmt der angebliche Freund und Helfer überhaupt nichts. Einmal hat er meiner Mutter das Nasenbein gebrochen vor lauter Wut darauf, dass er kein Geld mehr hat. Die Wut auf andere ist ja bekannt bei Alkoholikern. Mein Vater sagt selber von sich dass er nicht mehr lange zu leben hat, weil sein Hauptnahrungsmittel der Alkohol ist. Das weiß er selber. Noch dazu sagen muss ich, dass er in unserem Dorf als nicht zurechnungsfähig gilt und er deshalb auch nirgends mehr an sein Ziel kommt, Gottseidank. Allerdings beherrscht er die Lügerei so gut, dass er es sogar schafft ohne Absicherung an einen höheren Dispo an der Bank zu gelangen, weil er und der Bankmensch sich schon so lange kennen. Mein Mutter muss jedes Mal alles rückgängig machen, aus Angst, sie müsse nach seinem Ableben seine Schulden übernehmen.

Morgen werden wir mal wieder zur Polizei fahren und ihn anzeigen (meine Eltern leben getrennt, aber im selben Haus wegen Eigentumstreiterei) obwohl wir jetzt schon wissen dass es nichts bringt. So ist das leider in Deutschland. Ich hoffe nur dass es nicht so weit kommt dass er seine Drohungen war macht. Vielleich habt ihr ein paar Tips was wir tun können um andere Menschen vor ihm zu schützen? Mit 4 Promille im Blut fährt er übrigens auch Auto. Erwischt wurde er öfter schon, seltsamerweise hat die Polizei noch nie etwas unternommen. Er wurde immer samt Auto und Führerschein nach Hause geschickt!?

So schlimm es in dem Fall klingen mag: Man darf sich nicht über die Person eines Anderen stellen und ihn entmündigen lassen. Es ist die Freiheit jedes Einzelnen, so zu leben, wie es ihm Spass macht, wenn er niemanden damit schädigt. Und wenn er sich zu Tode trinkt, ist das sein gutes Recht. Wie würde es einem der Antwortenden gefallen, wenn morgen jemand zu ihnen käme und sagte: "Dein Leben gefällt mir nicht, deshalb lasse ich dich entmündigen"?

Ich kann Andrea1204 auch nur zustimmen! Habe die Hälfte meines Lebens(12Jahre) nichts anderes gesehen wie das meine Mama getrunken hat! Habe jahrelang versucht alles mögliche zu unternehmen, aber es hatte leider nichts geholfen! Die Ehe meiner Eltern zerbrach und sie hätte fast ihre 2 Töchter verloren! 2004 hatte sie dann einen schweren Herzinfarkt, ihr Nachbar hatte sie gott sei Dank rechtzeitig gefunden! Bin dann sofort 600Km nach Hause gefahren und mich darum gekümmert das sie endlich eine Therapie macht! Es war zwar ziemlich hart die Tage, möchte es auch kein 2. Mal erleben, aber toi toi toi sie ist seit 3 Jahren trocken und ich habe endlich meine Mama zurück....Ich wünsche Dir/euch ganz viel Kraft....


Andrea1204  22.05.2007, 13:17

Das freut mich wirklich für Dich, daß Du es geschafft hast. Wünschte, ich hätte es auch hinbekommen :-(

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ETEAM  22.05.2007, 14:04
@Andrea1204

ja das kann ich nachvollziehen...ich muß aber auch sagen das die 12 Jahre schon Spuren bei mir hinterlassen haben!Alles Gute für dich...

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Für jede Form der Hilfe ist Krankheitseinsicht des Betrofenen unabdingbare Voraussetzung. Es nützt überhaupt nichts, die Leute in den Entzug und die Therapie zu "schicken" (in welcher Form auch immer), sie müssen selbst davon überzeugt sein, dass es so nicht mehr weitergeht.

Eine Zeit lang gab es das Programm "Therapie statt Strafe", bei denen straffällige gewordene Alkohol- und andere Drogenabhängige sich den Knast oder eine ganze Ecke Haftzeit sparen konten, wenn sie in Therapie gingen. Die Rückfallquoten haben dem Programm keine besondere Effizienz bescheinigt.

Wie also mit einem Alkoholabhängigen umgehen? Wenn er keinerlei Krankheitseinsicht zeigt oder immer nur verspricht, aber nichts hält, da hilft nur eins: ihm die Unterstützung entziehen, ihm zeigen, das man ihn auf seinem Weg nicht stützt. Nichts verdeckt, nichts beschönigt, ihm notfalls den Stuhl vor die Tür setzt und ganz notfalls zuschaut, wie er Stück für Stück immer tiefer sinkt. Bis es ihm reicht. Das ist ganz sicher sehr hart, wenn es sich um einen nahestehenden Menschen handelt, aber alles Andere hat überhaupt keinen Zweck. Die Hilfe kann man dem Menschen nur dann geben, wenn er sie auch wirklich will. Dann sollte aber auch das Umschwenken kommen und ihm Hilfe geboten werden!

Ein ganz anderes Problem ist aber oft der sogenannte "Co-Alkoholiker": dann stützt das Umfeld aus verschiedenerlei Gründen die Sucht. Was sich da abspielt, würde den Rahmen hier sprengen und ist von außen oftmals nur schwer zu erkennen. Auch wenn diejenigen, die so etwas betrifft, dem Überbringer der Botschaft häufig am liebsten die Gurgel rumdrehen würden, bleibt doch oft die Frage, durch welches Verhalten man den Alkoholismus des Betroffenen offen oder versteckt stützt...


suheyl2005 
Beitragsersteller
 23.05.2007, 09:47

Danke für diese Antwort. Sie hilft mir sehr weiter - bzw. bestätigt meine Ansicht. Nochmals danke! Suheyl

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Leider kann ich Andrea nur zustimmen.

Allerdings war bei meinem Onkel der Entzug erst dauerhaft wirksam, als er das zweite Mal aus Überzeugung, dass es so nicht weitergeht, in die Klinik gegangen ist. Das erste Mal hielt gerade mal 2 Jahre, das zweite Mal jetzt über 20 Jahre.