Wie kann ich mich aus meiner gegenwärtigen Phase der Depression befreien? Und wäre es notwendig, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen?
Bitte vor dem Antworten, den kompletten Text lesen. Und falls euch das zu viel ist, dann antwortet bitte nicht.
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Meine Kindheit verlief keineswegs unbeschwert, und auch meine Persönlichkeit war stets von Komplexität geprägt. Das Verhältnis zu meinen Eltern war herausfordernd, obwohl ich sie innig liebte, fühlte ich mich selten in der Lage, ihnen meine Gedanken zu offenbaren, aus Angst vor ihren Reaktionen. Dies führte dazu, dass ich viele Dinge vor ihnen verbarg. Es wurde mir oft verdeutlicht, dass ich das "schwarze Schaf" in der Familie sei und man insbesondere von meinem Vater enttäuscht sei. Trotz dieser Hürden schloss ich mit erheblicher Anstrengung die Hauptschule ab, besuchte dann die Realschule und erwarb schließlich im Alter von 22 Jahren mein Abitur.
Anschließend studierte ich bedauerlicherweise erfolglos Bauingenieurwesen für 2,5 Jahre. Mit fast 25 Jahren stand ich wieder arbeitslos bei meinen Eltern. Wie schon zuvor wurde mir klar gemacht, dass ich im Vergleich zu meinen Geschwistern eine Enttäuschung sei. Nach einem Jahr des Jobwechsels und zahlreicher Bewerbungen begann ich im Alter von 26 Jahren eine Ausbildung. Diese schloss ich erfolgreich im Jahr 2020 ab. Aufgrund der pandemiebedingten Unsicherheiten wurden zu diesem Zeitpunkt keine Auszubildenden übernommen, sodass ich erneut arbeitslos war.
Ich entschied mich entschieden dagegen, von staatlicher Unterstützung abhängig zu sein, und nahm jeden verfügbaren Job an, während ich mich gleichzeitig um eine Position in meinem Ausbildungsberuf bemühte. Finanziell war dies eine belastende Zeit, weshalb ich vorübergehend bei meinen Eltern lebte. Die Atmosphäre war äußerst gespannt, da ich nahezu täglich den Druck verspürte, endlich eine Familie zu gründen, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt alleinstehend war.
Ende 2020 lernte ich meine zukünftige Frau kennen, und Mitte 2021 zogen wir zusammen. Ich zog zu ihr, etwa 500 Kilometer von meiner Heimatstadt entfernt, und fand dort eine vielversprechende berufliche Perspektive. Alles schien gut zu laufen, was uns dazu bewog, Mitte 2022 zu heiraten.
Exakt vier Wochen nach unserer Hochzeit verstarb meine Frau unerwartet. Ich geriet in eine Phase der Depression, die sich auch auf meine berufliche Leistungsfähigkeit auswirkte. Anfangs zeigte mein Arbeitgeber Verständnis für meine Situation, doch nach fast einem Jahr, in dem sich die Lage nicht verbesserte, trennten wir uns. Ich fand zwar rasch eine neue Anstellung, doch die Firma geriet schon nach weniger als einem halben Jahr in Schwierigkeiten, wodurch viele Mitarbeiter während der Probezeit entlassen wurden.
Seitdem bin ich erneut arbeitslos und kämpfe mit einer Vielzahl von belastenden Gedanken. Einerseits wegen des tragischen Verlusts meiner Frau und andererseits, weil ich das Gefühl habe, mit über 30 Jahren im Leben gescheitert zu sein.
Zusätzlich sei erwähnt, dass ich bereits zwei Erstgespräche bei verschiedenen Therapeuten wahrgenommen habe. In diesen Sitzungen habe ich lediglich die Geschichte um den tragischen Verlust meiner Frau und die daraus resultierenden emotionalen Belastungen dargelegt. Beide Therapeuten kamen zu dem Schluss, dass eine weiterführende Therapie nicht erforderlich sei. Dies liegt nun etwa zwei Monate zurück, doch bedauerlicherweise hat sich mein emotionaler Zustand seither nicht verbessert.
6 Antworten
Sehr unprofessionell von den Therapeuten! Es ist ganz normal, dass man in der 1. Stunde nicht alles sagt. Außerdem geht es ja nicht darum, wer die schlimmste Kindheit hatte, sondern darum dass du Symptome hast die deine Lebensqualität massiv einschränken.
Beispiel: Wenn einer wegen einer misslungenen Prüfung in eine Depression rutscht , hat ein Therapeut das genauso ernst zu nehmen, wie z.B schlimme Gewalterfahrungen in der Kindheit, die in eine Depression führen.
Es geht um deinen Leidensdruck und Einschränkung/Auswirkung im Alltag.
Ich finde das sehr fahrlässig.
Also ja unbedingt weiter suchen nach Therapeuten.
Im Übrigen sind es meistens nicht die, die in der 1. Stunde erzählen was sie alles erlebt haben und wie schlecht es ihnen geht, denen es wirklich schlecht geht.
Sondern es sind meistens eher die, die viel verschweigen.
Zusätzlich sei erwähnt, dass ich bereits zwei Erstgespräche bei verschiedenen Therapeuten wahrgenommen habe. In diesen Sitzungen habe ich lediglich die Geschichte um den tragischen Verlust meiner Frau und die daraus resultierenden emotionalen Belastungen dargelegt. Beide Therapeuten kamen zu dem Schluss, dass eine weiterführende Therapie nicht erforderlich sei. Dies liegt nun etwa zwei Monate zurück, doch bedauerlicherweise hat sich mein emotionaler Zustand seither nicht verbessert.
Dein Text klingt aber so, als wäre da wesentlich mehr. Vor allem der Umgang mit den Erwartungen deiner Eltern und es scheint irgendwie im weitesten Sinne um Selbstwert zu gehen (wann bin ich eine Enttäuschung, wann nicht? Für wen muss ich was "abliefern"? Was für ein Konzept habe ich vom "Scheitern" und tut mir dieses Konzept überhaupt gut? usw.). Also ja ich sehe da schon psychotherapeutische Ansatzpunkte. Vielleicht lieber zu jemandem gehen, der tiefenspsychologisch fundiert anstatt verhaltenstherapeutisch arbeitet, da die sich eher damit beschäftigen, wie man durch vergangene Beziehungen geprägt wird (in deinem Fall durch die Beziehung zu deinen Eltern).
Ich denke, professionelle Hilfe wäre gut, wenn das finanziell geht. Eine schwierige Kindheit/Jugend und der Tod einer geliebten Person sind Erlebnisse, die nur sehr schwer zu verarbeiten sind, da kann man sich ruhig Hilfe holen;)
Wegen deiner verstorbenen Frau würde ich dir - auch wenn es schon etwas her ist - eine professionelle Trauerbegleitung empfehlen.
Diese arbeitet etwas anders, als es gängige Therapeuten machen.
Deine Familie kannst du im Grunde vergessen, denn die interessieren sich nur für Leistungen und wie gut sie bei anderen dastehen.
Vielen Dank! Ist eine Trauerbegleitung nicht mit erheblichen Kosten verbunden?
Und übrigens... Meine Familie werde ich keinesfalls vergessen. Obwohl meine Eltern oft sehr kritisch mit mir umgingen, haben sie mich dennoch stets unterstützt.
Hallo depri2,
mir scheint, deine "Pechsträhne" begann so richtig heftig, nachdem du das Studium zum Bauingeineur abbrechen musstest.
Offenbar hast du seitdem wie ein Magnet auf alles gewirkt, das sich wie Kummer anfühlt.
Du hast Anspruch auf eine Psychotherapie, bei der dir ein Therapeut hilft, all diese negativen Erfahrungen zu deuten und aufzuarbeiten, ohne sie weghaben zu wollen, denn sie sind sozusagen dein Schicksal.
Wenn es ohne Medikamente gar nicht geht, würde dein Therapeut einen Psychiater mit ins Boot nehmen, doch den Weg würde ich erst gehen, wenn die Psychotherapie bei dir nicht hilfreich sein sollte.
Ich schaue freundlich in deine Richtung....
Ist es nicht auch möglich, sich an einen Psychiater zu wenden, der diese Dienstleistungen auch für gesetzlich Versicherte anbietet?