Wie kann ich das sechste Gebot gut verstehen?

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Das 6. Gebot lautet: Du sollst nicht ehebrechen.

Nur derjenige hat ein Problem mit dem 6. Gebot, der auch die Ehe bricht. Punkt.

Natürlich sind die 10 Gebote Komprimierungen von komplexen Lebens- und Glaubensregeln. Deshalb kann da schon mal etwas mehr darunter fallen, was nun nicht in einem einzigen Satz gesagt wird. Fang an, das zu leben, was du verstehst und du wirst verstehen. Mark Twain (US-amerikanischer Schriftsteller; "Tom Sawyer und Huckleberry Finn") hat mal gesagt, ihn beunruhigen nicht die Abschnitte der Bibel, die er nicht versteht, sondern die er sehr wohl versteht. Ein Problem mit der Sünde hat nur der, der sie tut. Alles andere sind Verständnisfragen, aber keine Probleme. Über ein bestimmtes Verständnis kann man diskutieren und Stellung dazu nehmen. Ein persönliches Problem kann es erst werden, wenn jemand bestimmte moralische Maßstäbe für sich übernimmt und feststellt, dass die eigene Lebensweise nicht dazu passt und sich dann weigert, sich zu ändern. Das Problem ist aber dann nicht das Gebot, sondern die andere Lebensweise.


Ichthys1009 
Beitragsersteller
 21.01.2014, 12:45

Danke für deine Antwort.

"Ein persönliches Problem kann es erst werden, wenn jemand bestimmte moralische Maßstäbe für sich übernimmt"

Ja, so ist es. Und wenn ich eine bestimmte kirchliche Gemeinschaft schätze, dann bemühe ich mich, deren moralische Maßstäbe zu übernehmen. Heißt das aber, dass es keinen objektiven moralischen Maßstab gibt und doch jeder selber mit seinem Gewissen vereinbaren muss, was er in Ordnung findet und was nicht? Und wie kann ich dann erkennen, ob ich mich selbst betrüge oder einfach noch nicht weit genug gedacht habe, wenn ich lockerere Maßstabe anlege?

Auf deine Frage bezogen: verstehen kannst du es, wenn du es laut liest. Verstehen hat mit hören zu tun.

Speziell auf deine Frage bezogen: Ehe-Bruch. Das Wort erklärt es eigentlich selbst. Wenn man eine Ehe eingeht, verschmelzen zwei Körper zu einem Ehekörper.

Würde man eine geschlechtliche Beziehung (auch geistig) mit einer anderen Person haben, verschmilzt man ja mit dieser Person. Also bricht die Ehe auseinander.

Korrekter weise muss man sagen, dass dieses Gebot eigentlich so formuliert ist, dass es heisst "Du wirst nicht ehebrechen". Die Bedeutung ist etwas anders, als das "deutsche" sollst.

Tatsächlich ist es so, dass echte Christen die Ehe nicht brechen, weil das bei echten Christen eigentlich nicht geht. Deshalb ist das "wirst" da auch viel logischer...

Also nochmal: Fusion zweier Körper, Spaltung (Bruch) bei Fusion mit anderem Körper. Das ist Ehebruch, der aber nicht passiert, weil man es nicht machen wird.

Das 6.Gebot (2.Mose 20,13) verbietet das Töten.

Du meinst sicher das 7. ?

Da genügt es völlig, sich an Jesu Mahnung zu halten (Mt.5,28).

Alles andere wurde von der "Weltkirche" (2.Kor.4,4) erfunden und zugefügt (Offb.22,18).


wolfruprecht  21.01.2014, 11:23

Er geht von der Zählung der Gebote nach der Weise der großen Konfessionen aus (kath., orth. und evang.) im Gegensatz zu einigen kleineren freikirchlichen und evangelikalen Kirche sowie einiger Sekten. Bei den einen werden das erste und zweite Gebot zusammengefasst und das neunte und zehnte unterschieden, bei den anderen wird das erste Gebot in zwei aufgegliedert und das neunte und zehnte Gebot zusammengenommen. Daher kommt es zu unterschiedlichen Nummerierungen zwischen dem 2. und dem 8. Gebot.

Nach deiner / eurer Zählung meint er das 7. Gebot.

Du kannst das so streng auffassen, wie Du möchtest. Ich würde mich da nicht von anderen beeinflussen lassen.


KaeteK  20.01.2014, 10:39

Ich würde mich da nicht von anderen beeinflussen lassen.

Richtig, denn das Maß aller Dinge für einen Christen ist Gottes Wort!

LSdiethylamid  20.01.2014, 14:25
@KaeteK

Maß aller Dinge für einen Christen ist Gottes Wort!

Schlimm genug, das man nicht sein eigenes Maß hat/ kennt.

Hallo Ichthys1009!

Du fragst:

Wie streng soll man nun das sechste Gebot auffassen? Bitte helft mir, die christlichen Positionen besser zu verstehen.

Das 6. Gebot lautet: Du sollst nicht ehebrechen.

Ehebruch bedeutet, dass ein Verheirateter Geschlechtsverkehr außerhalb seiner Ehe hat, oder dass jemand GV mit dem Ehepartner eines Anderen hat.

Die bekanntesten Fälle über die in der Bibel berichtet wird, sind David und Bathseba (beide begingen Ehebruch) und als Positivbeispiel Josef und Potifars Frau, wobei sie Ehebruch begehen wollte, Josef sie jedoch zurückwies mit den Worten aus 1. Mose 39:9:

"Wie könnte ich da ein so großes Unrecht begehen und gegen Gott sündigen?"

Josef handelte untadelig sogar ohne geschriebenes Gesetz. Aber auch im NT gibt es eine Anzahl Texte, die uns deutlich zeigen, was unter Ehebruch zu verstehen ist.

  • Mt 5,28 Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
  • Mt 5,32 Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
  • Mt 19,9 Ich sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, und eine andere heiratet, der begeht Ehebruch.
  • Mk 10,11 Er antwortete ihnen: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch.
  • Mk 10,12 Auch eine Frau begeht Ehebruch, wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt und einen anderen heiratet.
  • Lk 16,18 Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht Ehebruch; auch wer eine Frau heiratet, die von ihrem Mann aus der Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
  • Röm 7,3 Wenn sie darum zu Lebzeiten des Mannes einem anderen gehört, wird sie Ehebrecherin genannt; ist aber der Mann gestorben, dann ist sie frei vom Gesetz und wird nicht zur Ehebrecherin, wenn sie einem anderen gehört.
  • 1Kor 6,9 Wisst ihr denn nicht, dass Ungerechte das Reich Gottes nicht erben werden? Täuscht euch nicht! Weder Unzüchtige noch Götzendiener, weder Ehebrecher noch Lustknaben, noch Knabenschänder,
  • Hebr 13,4 Die Ehe soll von allen in Ehren gehalten werden und das Ehebett bleibe unbefleckt; denn Unzüchtige und Ehebrecher wird Gott richten.

Das sollte im Rahmen einer allgemeinen Behandlung des Themas reichen, und zwar für alle Christen.


Ichthys1009 
Beitragsersteller
 19.01.2014, 19:36

Danke für deine ausführliche Antwort.

Zwei Fragen noch zu Mt 5,32 "obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt":

Heißt das, wenn Unzucht vorliegt, wäre es KEIN Ehebruch?

Wenn man wissen will, was "Unzucht" ist und was in Ordnung ist, muss das alles in der Bibel schon aufgelistet sein oder kann/muss man sich beim Konkreten besser an einen Katechismus halten?