Wie kann es sein, dass unser Bewusstsein bis zum Tod "konstant" bleibt?

5 Antworten

So viel Text, den ich mir übrigens durchgelesen habe, der auf einer (selbst ausgedachten?) Fehlinformation beruht:

Das Gehirn "erneuert" sich nämlich nicht ständig selbst, in dem Sinne, dass sich neue Zellen bilden. Bestandteile der Zelle, Proteine v.a., werden ständig erneuert, aber nicht die Zellen selbst. Die Zellen können sich in reifem Zustand, der m.W. schon um die Geburt erreicht ist, neu verknüpfen, wobei auch da eher Verknüpfungen bei Nichtgebrauch gelöst als neu gebildet werden, aber hauptsächlich werden Verknüpfungen modifiziert.

Das Dogma, dass Nervenzellen im reifen Gehirn nicht mehr neu entstehen, sondern höchstens noch absterben, gilt nicht mehr uneingeschränkt. Im Hippocampus entstehen auch neue Nervenzellen aus Stammzellen, und der Hippocampus ist nicht ganz zufällig das Zentrum oder eines der Zentren des Gedächtnisses.

Ich wage auch mal die steile und etwas unausgegorere These, dass das Gehirn nicht sauber zwischen Hardware und Software unterscheidet. Als Beispiel nehme ich das Konzept "Nummer". Jeder macht in seinem Leben damit Bekanntschaft, und zwar anhand eines Beispiels. Anhand dieses Beispiels werden Gehirnbereiche dafür eingerichtet und es gibt erst mal keine saubere Trennung. So kenne ich noch die erste Telefonnummer und die ersten Autonummern des elterlichen Haushalts, aber frag mich nach meiner aktuellen Festnetznummer oder nach meiner letzten Autonummer, Pustekuchen! Erfahrungen werden nicht einfach abgespeichert, sondern prägen auch die Strukturen, und damit die Persönlichkeit, wenn man weniger banale Erfahrungen als Nummern betrachtet.

Ob es möglich sein wird, den kompletten Aufbau eines Gehirns und den Zustand jeder Synapse post mortem zu rekonstruieren und zu extrahieren, da bin ich für die nähere und mittlere Zukunft skeptisch.


whydoweexist 
Beitragsersteller
 21.07.2024, 10:33
Ob es möglich sein wird, den kompletten Aufbau eines Gehirns und den Zustand jeder Synapse post mortem zu rekonstruieren und zu extrahieren, da bin ich für die nähere und mittlere Zukunft skeptisch.

Wenn es aber möglich wäre, wären wir dann wieder am Leben oder wäre es eine andere Person sozusagen? Darum ging's mir bei der Frage mit diesem Text 😂

Ohne mir das alles durchzulesen kann ich Dir versichern das unser Bewusstsein nicht bis zum Tod "konstant" bleibt!

Da brauchst Du nur einen Alzheimer- oder Schlaganfallpatienten fragen(oder eben nicht).

Drogen und Alkohol beiseite, verändert sich auch so das menschliche Bewusstsein jeden Augenblick.

So etwas wie "das" Bewusstsein gibt es im Prinzip überhaupt nicht.

Es wäre im Sinne deiner Frage eventuell möglich das Bewusstsein eines Menschen zu einem exakt bestimmten Zeitpunkt zu kopieren und zu reproduzieren.

Zumindest ist es sehr wahrscheinlich aber noch in weiter Zukunft, denn die nötigen Kapazitäten und vor allem die Schnittstelle sind noch lange nicht erreichbar.


whydoweexist 
Beitragsersteller
 21.07.2024, 03:59
Ohne mir das alles durchzulesen kann ich Dir versichern das unser Bewusstsein nicht bis zum Tod "konstant" bleibt!
Da brauchst Du nur einen Alzheimer- oder Schlaganfallpatienten fragen(oder eben nicht).

Das habe ich damit nicht gemeint und versucht zu verhindern, dass es so missinterpretiert wird.

Trotz allem wachen diese Personen morgens mit demselben Bewusstsein auf, es ist nur getrübt bzw. beeinträchtigt. Es ist nicht ein anderer Mensch oder sie sind nicht "unbewusst/bewusstlos", sie erleben bis zu einem gewissen Grad noch ein eigenständiges Bewusstsein welches nur ihnen zuzuordnen ist.

Es scheint fast so, als hätte jeder Mensch eine eigene Seele. Das, was dieses Gefühl von: Warum bin "ich" ich? beschreibt.

Ich weiß nicht, wie ich sonst erklären kann, was ich meine. Aber dann ist das eben so. Vielleicht verstehst du es ja trotzdem etwas.

Schwarzcore  21.07.2024, 04:17
@whydoweexist

Und das ist schon ein fundamentaler Irrtum.

Dein Bewusstsein das den o.g. Beitrag verfasst hat ist schon ein anderes, als das ggf. jetzt antworten würde.

Es scheint eben fast so als hätte jeder Mensch eine Seele, aber die Neurowissenschaften sind davon heutzutage abgerückt. Ebenso wie vom Konzept des Freien Willen.

Man konnte in Experimenten nachweisen das der Körper reagiert bevor man sich "bewusst" dafür entscheidet.

Auch dieses "Ich"-Gefühl ist nicht mehr aktuell, und kann eben ohne weiteres zerschmettert werden. Dafür mögen schizophrene Krankheiten ebenso sorgen wie eine Überdosis psychoaktiver Substanzen. Glaube mir ich habe dergleichen schon erlebt.

Natürlich sind noch längst nicht alle Geheimnisse des menschlichen Verstandes entschlüsselt, aber die Konzepte Seele und Freier Wille, sind, egal wie man dazu stehen mag, ad Acta gelegt.

whydoweexist 
Beitragsersteller
 21.07.2024, 05:20
@Schwarzcore
aber die Konzepte Seele und Freier Wille, sind, egal wie man dazu stehen mag, ad Acta gelegt.

Das weiß ich beides, deswegen meinte ich das mit der Seele nicht im Sinne dass ich daran glaube, sondern es kommt mir vor als müsste es etwas geben, was unser Bewusstsein ermöglicht. Deswegen die Hypothesen in meiner Frage, inwieweit man das eigene Bewusstsein nach dem Tod wieder zum Leben erwecken könnte, wenn die nötige Technologie dafür existieren würde um z. B. ein totes Gehirn zu "reparieren". Es könnte ja bereits stark zerfallen sein, würde man es jedoch schaffen es irgendwie zu rekonstruieren, würde ich dadurch wieder Bewusstsein erlangen? Im Endeffekt: was macht dieses (mein) Bewusstsein aus, woran ist es im Endeffekt geknüpft dass ich es erlebe und nach einem Hirntod durch Restauration wieder erleben könnte, zu leben und "ich" zu sein wie in diesem Moment.

Schwarzcore  23.07.2024, 01:46
@whydoweexist

Theoretisch könnte es so sein, vieles spricht dafür, daß im Universum keine Information verloren geht. In unserem beschaulichen Universum wird eigentlich immer nur ein Zustand in einen anderen transportiert. Immer. Dementsprechend gibt es auch Theorien wie z.B. die Omegapunkttheorie, die wenn auch von einem namhaften Experten auf seinem Gebiet, Frank Tipler, formuliert, eher auf wenig Zustimmung gestoßen ist.

Nichtsdestotrotz erlaubt seine Theorie, wenn keine Information jemals wirklich verloren geht, daß diese Informationen auch wieder hergestellt werden können müssen.

Was natürlich auch das menschliche Gehirn mit einschließt. Und da daß menschliche Gehirn (und ich bin geneigt dem zuzustimmen) sich, wie jede andere Turingmaschine, in einer Kombination aus Speicherkapazität und Rechenoperationen ausdrücken lassen könnte, müsste es eben auch möglich sein diese Zustände zu replizieren, zu kopieren, wenn auch nicht zu reparieren.

Die meisten Antworten zu Deinen Fragen kannst Du bestimmt auf Neurologie-Seiten im Internet finden. Es ist sehr komplex. Ich kann es nicht erklären.

Wir und unser Gehirn bestehen aus Atomen und unser Gehirn ist für unser Bewusstsein verantwortlich, auch wenn das Bewusstsein an sich noch ein Mysterium zu sein scheint.

Also zunächst einmal wir sind nicht unser Gehirn sondern wir HABEN ein Gehirn. Das Bewusstsein wirkt nur auf das Gehirn ein.

Denn obwohl sich alle Zellen unseres Körpers immer wieder erneuern, "erneuert" sich unser Bewusstsein scheinbar nicht. Damit meine ich, dass "Ich" immer noch "Ich" bin, egal ob mit 10, 30 oder 50 Jahren auf dem Buckel

Zellen sterben nicht alle auf einmal ab sonst wäre das Organ ja tot und deine Persönlichkeit verändert sich ja im laufe der Zeit.

Weshalb bin "ich" mein ganzes Leben mit "demselben" Bewusstsein bewusst? Vielleicht bin ich das gar nicht und es kommt mir nur so vor, weil die Erinnerungan die Vergangenheit vom "alten, toten" Bewusstsein gespeichert ist?

Erinnerungen entstehen ja erst im Gehirn und werden mit dem Lernen verknüpft und die Persönlichkeit entsteht ja auch erst dadurch. Es gibt auch kein altes oder totes Bewusstsein weil es erst mit der DNA erzeugt wird.

Ich denke damit erübrigen sich auch die anderen "SCI-FI" fragen. Ein Bewusstsein kann weder dupliziert noch erzeugt werden, weil es auch immer mit unseren biologischen Merkmalen verknüpft ist.

Was könnte eine Voraussetzung für eine Wiedergeburt von "unserem eigenen" Bewusstsein sein?

Ich glaube nicht an eine Wiedergeburt im Sinne der Reinkarnation. Ich glaube nicht, dass man nach dem Tod in einem anderen Körper ein anderes Leben auf der Erde hat (z. B. als Tier oder in einer anderen Familie). Ich glaube aber an die Auferstehung. Ich bin Christ, ich glaube an ein ewiges Leben nach dem Tod. Ich glaube an ein Wiedersehen im Himmel.

Wenn Du einiges wissen möchtest, was mich überzeugt, dass es Gott und ein ewiges Leben nach dem Tod gibt, dann kannst Du mich z.b. fragen oder auf mein Profil gehen.