Ist das Bewusstsein dauerhaft an den Körper gebunden?

10 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Nach einer Hochrechnung der Entwicklung der Digitaltechnik, sollen Computer angeblich in 20 - 30 Jahren die Verarbeitungskapazität des (genutzten) Gehirns erreichen.

Selbst wenn das passiert - was aufgrund physikalischer Probleme absolut nicht sicher ist - bedeutet das noch lange nicht, dass ein Computer gebaut werden kann, der nicht nur schnell rechnen, sondern auch kreativ und intuitiv "denken" kann - von Fühlen ganz zu schweigen. Das Hirn arbeitet nämlich nicht digital, sondern quer vernetzt und diese Vernetzung ändert sich ständig.

Selbst wenn man vielleicht in 50 oder 100 Jahren die Vorgänge im Gehirn wirklich komplett simulieren kann, so wird man damit einen embryonalen Bewusstseinszustand erzeugen können, der sich wie ein menschlicher entwickelt und ein eigenständiges Wesen darstellt.

Ein "Auslesen" der Daten und Verknüpfungen eines bestehenden biologischen Gehirns wird meiner Ansicht nach nie möglich werden, da man dazu das Gehirn "anhalten" müsste um einen kopierbaren Zustand zu schaffen. Damit zerstört man allerdings das Bewusstsein.

Ja, das Bewußtsein bleibt immer dem Körper verhaftet, dem es dient. Es dient, weil es eine Funktion hat. Das Bewußtsein dient der Orientierung im wörtlichen wie übertragenen Sinne. Mit dem Körper stirbt auch das Bewußtsein, es geht aus wie man eine Lampe ausschaltet oder als wäre die Glühbirne defekt. Jedenfalls ist alles aus und vorbei mit dem Hirntod.

Physikalisch betrachet, ist das Bewußtsein ein energetisch informationeller Prozeß, der aus verschiedenen ineinander transformierbaren Energieformen besteht und beim Menschen vor allem im akustischen System (VIII. Hirnnerv) generiert wird. Dieser VIII. Hirnnerv reicht von den Wahrnehmungsorganen bis zum Hirnstamm und dem Thalamus, und von hier bis in die Großhirnrinde und zurück zu den Wahrnehmungsorganen.

In der Großhirnrinde sind die wesentlichen Erfahrungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten gespeichert, worauf das Bewußtsein beständig Zugriff haben muß, um inhaltlich richtig zu funktionieren.

Die Wahrnehmung unserer Gedanken, Vorstellungen u.s.w. erfolgt im Corti-Organ der Cochlea. Hier haben wir auch einen Höreindruck, selbst wenn andere dies nicht hören können. Unser Bewußtsein bleibt immer akustisch bestimmt, auch wenn die Energieform wechselt in rein mechanische Energie, Gleichstrom, Wechselstrom und elektromagnetische Energie und wieder Gleichstrom.

Wegen dieser akustischen Bestimmung im VIII. Hirnnerv und da unser Hirn wegen des Wechselstroms im Hirnstamm eine elektromagnetische Strahlung emittiert und mit ihr auch den jeweils aktuellen Bewußtseinsinhalt veräußert, kann diese Strahlung radiotechnisch empfangen werden und in rein akustische Energie transformiert werden, die also gehört werden kann, d.h. man kann und hört unsere Gedanken ab. Damit löst sich trotzdem nicht das Bewußtsein vom Körper, dem es bis zum Lebensende dienen wird aufgrund seiner oben angedeuteten Funktion.

Ich habe gestern eine Meldung gelesen, nach der ein Unternehmen in 30 Jahren soweit sein will, dass es nach dem Tod das Gehirn eines Menschen auslesen und in eine Simulation hochladen kann. Die Hinterbliebenen könnten sich dann mit der Simulation unterhalten.

Da hast Du absoluten Nonsens gelesen. Das Bewußtsein ist schon als Prozeß nicht simulierbar, denn aufgrund seiner Funktion, die in jeder Sekunde des Lebens eine spezifische ist und auf die jeweilige Lebenssituation zugeschnitten sein muß, geht das einfach gar nicht. Ferner ist es ja wohl Mumpitz, das Hirn von Toten "auslesen" zu wollen. Wenn wir tot sind, dann ist unser Gedächtnis ausgelöscht aufgrund der Veränderung der chemoelektrischen Bedingungen. Im Leben werden unentschlüsselbar unsere Erfahrungen, Fähigkeiten, Fertigkeiten nur abstrahiert und fragmentiert gespeichert. Niemand kann das Gedächtnis eines Menschen mit technischen Mitteln abschöpfen. Den fortlaufenden jeweils aktuellen Bewußtseinsinhalt kann man hingegen schon abschöpfen.

Entsprechend ist alles andere, was Du dann weiterfabulierst Science Fiction und nicht mal einer Betrachtung wert.

Ich könnte mir vorstellen, dass das Bewustsein erst durch das Zusammenspiel von "Hard-" und "Software" im Gehirn entsteht. Die Daten kann man auslesen, aber ob sich dadurch so einfach ein Bewustsein erschaffen lässt, welches identisch (also eine Kopie) mit dem Original ist, halte ich für fraglich.

Es sei erst einmal gesagt, dass das der ewige Traum der künstlichen Intelligenz Forscher ist (AI). Man könnte sozusagen die Unsterblichkeit erreichen. Ich stelle mir das eher vor wie in the 6th Day, wo das Bewusstsein einfach in ein bestehendes Hirn, evtl sogar deines eigenen Klons wieder zurückgespielt wird.

So eine Technologie sollte es aber imho niemals geben! Das einzige, was die Menschheit und den Planeten vor Diktatoren und der herrschenden Klasse schützt ist die Gewissheit, dass sie alle sterben und jedes Reich sowie jede Dynastie geht irgendwann zu Grunde, und wenn es 1000 Jahre braucht!

Nein, nur vorruebergehend. Das Bewusstsein, also, das was du bist, macht vorruebergehend eine Erfahrung, Mensch zu sein. Im Gehirn wird gar nichts gespeichert, das ist nur das Vehikel, welches dein Bewusstsein benutzt, um sich ausszudruecken, um Erfahrungen zu sammeln. Eine Simulation ist immer eine Nachahmung des Wirklichen, also nicht die Relaitaet selbst, denn die spielt sich immer im Jetzt ab. Du brauchst dich nicht einfrieren zu lassen, denn du lebst sowieso fuer immer, deswegen sind solche Bestrebungen sinnlos. Du bist ein Bewusstsein, nicht ein Koerper. Der Koerper segnet das Zeitliche, du wirst die Ewigkeit ueberstehen. Viel Erfolg!.


riedochse 
Fragesteller
 28.11.2015, 09:54

Eine sehr schöne Antwort, vielen Dank. Könnte nicht auch das, was wir als Realität empfinden, eine Simulation sein? Eine Simulation kann auch im Jetzt ablaufen.
Manchmal denke ich, es wäre tatsächlich möglich, dass wir uns mit unserem Bewusstsein nur mal kurz in diese "Simulation" einklinken, um eine Erfahrung als Wesen "Mensch" zu machen. Aber ich glaube nicht, dass wir solche Annahmen jemals beweisen können. Ausser nach unserem "Tod" natürlich ;-)

2
Georg63  29.11.2015, 00:14
@riedochse

Die Matrix lässt grüßen  ;-)

Wobei Stanislaw Lem diese Theorie schon in den 1960ern in seinen Sterntagebüchern  beschrieben hat.

2
riedochse 
Fragesteller
 29.11.2015, 11:13
@Georg63

Oha, ein Blick auf die Wikipedia Seite über Stanislaw Lem hat mir gerade verraten, dass ich auf jeden Fall für Monate neue Lektüre habe! ;-)
Seit dem Lesen von Arthur C. Clarkes "9 Milliarden Namen Gottes" bin ich laufend auf der Suche nach ähnlich fantastischen Geschichten. :-)

1