Wie ist Goethe auf Faust gekommen?

3 Antworten

Doch, hatten sie! Und: Hat Goethe denn wirklich „genau den Johann Georg Faust“ genommen? Seiner ist doch nicht zufällig der Heinrich Faust, also ein Faust mit anderem Namen!
Allerdings hat der Johannn Georg sehr wohl die Anregung und auch das Teufelspaktmotiv für den Heinrich geboten

Weit über ein Dutzend versch. Faust-Schriften hat’s in D vor Goethes Geburt bereits gegeben, auch Engländer, vor allem Christopher Marlowe, haben mehrfach Faust-Stücke verfasst. Die aus England verjagten Komödianten und deren Nachfahren sind damit durch Deutschland gezogen, und die Puppentheater haben den Faust ebenfalls geliebt - auch Klein-Goethe hat übrigens eine solche Aufführung erlebt. Dieser populäre Faust war damals allerdings nicht weit vom Hans Wurst entfernt, ein Narr, ein richtiger Clown. Erst Lessing hat sich dann ernsthaft mit dem Problem-Faust bzw. dem Faustproblem auseinandergesetzt und ein paar Szenen verfasst ( da war Goethe 10 Jahre alt).

Goethe selbst berichtet, er sei auf den Gedanken, sich mit der Faust-Gestalt zu befassen, in Straßburg gekommen, wie er dort eingesehen habe, dass er gerade so wie die bekannte Sagengestalt viel Arbeit und Mühe von seinem wissenschaftlichen Streben habe und dass sein ebenso glühender und dürstender Geist ebenso schwer zufriedenzustellen sein würde. In „Dichtung und Wahrheit“ schildert er seine Schicksalsverwandtschaft mit der Sagenfigur : "Auch ich hatte mich in allem Wissen umhergetrieben und war früh genug auf die Eitelkeit desselben hingewiesen worden. Auch ich hatte es im Leben auf allerlei Weise versucht und war immer unbefriedigter und gequälter zuruckgekommen". Die Faustsage aber ließ nun einen Helden zu, der, statt sein unbehagliches Leben zu endigen und die ihm verächtliche Welt zu verlassen, im Bewusstsein geistiger Macht den Fuß auf diese Welt setzt und sich kräftig und frei erhebt, um sich in eine andere, weitere Atmosphäre zu schwingen, unbekümmert darum, wo er sie finde und ob sie von glühenden Flammen der Hölle oder von den milden Strahlen der himmlischen Sonne erhellt werde, wenn sie ihn nur der Enge der gewöhnlichen Straßen entziehen könne. Nun habe er drangehn können, den Helden ganz nach sich zu zeichnen, weil er in dem Streben des Faust sein eigenes Streben erkannte, zugleich jedoch konnte er in seiner Faustgestalt das Menschheitsdrama nachzeichnen konnte, das im Schöpfergott anhebt, sich in der Welt der sinnlichen Leiblichkeit fortsetzt und schließlich wieder in Gott endigt.

Lies nach (so du Fraktur zu lesen vermagst), was 1828 Johann Leutbecher „über den Faust von Göthe“ in seiner „Schrift zum Verständniß dieser Dichtung nach ihren beiden Theilen für alle Freunde u. Verehrer d. großen Dichters“ ab S. 204 gesagt hat. Es ist so wunderhübsch.

http://books.google.at/books?id=tYk6AAAAcAAJ&pg=PA201&dq=Geschichtliches+%C3%BCber+den+Faust+von+G%C3%B6the&hl=de&sa=X&ei=jQ2FUuanLMqUhQfXh4C4CA&ved=0CD4Q6AEwAA#v=onepage&q=Geschichtliches%20%C3%BCber%20den%20Faust%20von%20G%C3%B6the&f=false

Zum Fauststoff aber geh doch zum Wikipedia-Artikel mit diesem Titel. Interessant, du wirst sehen!

http://de.wikipedia.org/wiki/Fauststoff

Der Fauststoff, die Geschichte des Doktor Johannes Faustus und seines Pakts mit Mephistopheles, gehört zu den am weitesten verbreiteten Stoffen in der europäischen Literatur seit dem 16. Jahrhundert.