Wie interpretierst du die Aussage, dass man Vater und Mutter ehren soll?
22 Antworten
Dieses Gebot stammt aus einer Zeit, in der die Kinder für die alten Eltern allein verantwortlich waren. Sie also - weil nicht mehr arbeitsfähig und somit nutzlos - in die wüste schicken war verboten. Da zu der Zeit (fast) alle Menschen nicht nur Kinder, sondern später auch Eltern waren, stellt dieses Gebot eine Art Altersversicherung dar.
Das kommt aus einem uraltem Rechtssystem das heute keine Gültigkeit mehr hat. Natürlich ist es okay, wenn man normale Eltern hat, diese zu "ehren". Leider ist es nicht immer so, es gibt auch schlimme Eltern, die muß man nicht ehren, weil sie ihr Kind auch nicht ehren. Den Zusatz "auf dass es dir wohl ergeht und du lange lebst auf Erden" scheint man heutzutage gerne weg zu lassen. Die Eltern durften ihre Kinder töten, sie waren ihr Eigentum und da tat man gut daran die Eltern zu "ehren"um ihnen dazu keinen Grund zu geben. Findet man heute ja auch noch in rückständigen Kulturen, dass Eltern "Ehrenmorde" begehen und dann auch noch straffrei ausgehen und bejubelt werden, weil sie die "Ehre" wieder hergestellt haben.
Ehrlich gesagt, genauso wie sie da steht.
Aber das heißt nicht, dass ich auch viel davon halte.
Erklärung:
Wenn die Eltern gut waren, dankbar sein. Aber ist man dann eh. Respekt sollt sowieso in jeder Beziehung vorhanden sein.
Wenn die Eltern Misshandler waren, muss man sie mMn nicht ehren. Sie hatten nämlich auch 0 Respekt vorm Kind und muss man nicht zuerst Respekt (nicht zu verwechseln mit Furcht) vor jemandem haben, um ihn ehren zu können?
Wie sollte dieses Kind je einen positiven Respekt den Eltern gegenüber entwickeln können? Ohne komplett gehirngewaschen zu werden?
Und wie kann man eine Person respektieren, die einen selbst nur respektlos behandelt hat?
Ich finde, man kann dankbar sein, wenn man Eltern hatte, die sich um einen kümmerten und die einen beschützt haben und das sollte man auch wirklich zu schätzen wissen.
In diesem Sinne kann ich dem Gebot noch irgendwie zustimmen.
Wobei ich aber nicht glaube, dass es dafür extra ein Gebot bräuchte.....ich denke, das wissen die Menschen auch so, die meisten zumindest. Und bei den anderen glaube ich auch nicht, dass dieses eine Gebot jetzt alles ändern würde.
Aber man muss vorsichtig sein, wem man es überstülpen will.
Es jemandem überstülpen zu wollen, dessen Eltern ihm Gewalt angetan haben, fände ich wiederum eine bodenlose Frechheit.
Und psycho auch irgendwie.
Für jeden normal/gesund denkenden Menschen wäre das hoffentlich auch psycho.
Hallo Liebello,
ich wage jetzt einen Schritt in die Opposition. Offenbar haben die meisten Antwortgeber eine glückliche, ziemlich angstfreie Kindheit hinter sich.
Zur Vorbereitung unserer Konfirmation hatten wir alle einen Gesprächstermin bei unserer Pfarrerin. Sie kannte mich und auch unsere Familienverhältnisse sehr gut. So kam das Gespräch plötzlich auf das 4. Gebot "Ehret Vater und Mutter". Ich muss plötzlich völlig blockiert gewesen sein, denn ich antwortete, ich könne meine Mutter nicht lieben. Wir schauten uns tief in die Augen. Dann erlöste mich ihre Antwort: "Es besteht ein grosser Unterschied zwischen lieben und ehren. Ehren kann man die Eltern für ein Dach über dem Kopf, genug zu essen, Kleider usw. Aber Lieben, das ist etwas ganz anderes. Das kann man von niemandem verlangen.
Meine Mutter ist schon lange tot. Ich habe heute viel Verständnis für ihre damalige sehr schwierige Situation. Ich trage Narben in meiner Seele. Verzeihen kann ich bis heute noch nicht ganz. Aber ich will eine Lernende bleiben.
So hat es die Pfarrerin wohl gemeint. Mich hat es zu dieser Zeit getröstet.
Du sollst Vater und Mutter ehren und wenn sie dich schlagen dann sollst du dich wehren.
Also die Eltern respektieren quasi aber sich nicht unterordnen. Ein Verhältnis auf fast Augenhöhe, wobei die Eltern etwas mehr zu sagen haben.
Zweiter Teil hab ich angefügt von einem Spruch meiner Mutter, passt sehr und ist Pädagogik-approved.
also beim Ehren der Eltern geht es um Dankbarkeit und Wertschätzung dafür, dass sie das eigene Überleben sichern?