wie hat sich das konzertwesen zwischen Barock und Klassik verändert?

1 Antwort

Hallo melsabenzer

Barock und Klassik sind Epochenbezeichnungen aus heutiger Sicht. Tatsächlich hat sich wenig und langsam etwas verändert und die Epochen gehen ohne Bruch ineinander über.

Wenn es sich um Schulaufgaben handelt richte dich also eher nach dem was du an Materialien hast.

Barock: Musiker sind in der Regel an Höfen angestellt, zudem als Kirchenmusiker, und es gibt die Zünfte in den Städten. Vieles was an Konzerten abläuft ist exklusiv an den Höfen, also nicht frei zugänglich. Repräsentative öffentliche Auftritte gibt es auch, ebenso ist die religiöse Musik in der Kirche jedem zugönglich, sie erfüllt in der Regel einfach liturgische Zwecke, ist also in den Gottesdienst eingebunden und kein Konzert.

Was gibt es graduell immer mehr je weiter man in Richtung Klassik geht: Religiöse Musik in Form von Oratorien als Konzerte, also nicht im Gottesdienst und nicht unbedingt in der Kirche, zudem gibt es zunehmend auch ein öffmentliches Musikleben an den Universitäten, es entstehen erste Laienorchester (das aber viel mehr erst in der Romantik). Beethoven schließlich schafft es, ohne Anstellung am Hof zum Teil von öffentlichen Konzerten und der Veröffentlichung seiner Musik zu leben- wie die romantischen Genies nach ihm zunehmend, das ist aber gegen Ende der Wiener Klassik.

Die Oper... da ändert sich nicht so viel, aber aucn die wird zunehmend öffentlicher und zugänglicher für weniger hochstehende, die Häuser werden größer.

Besonders gegen Ene der Klassik verschiebt sich das Konzertleben immer mehr in öffentliche, große Konzertsäle, die extra für die Musik gemacht sind und öffentliche Musikvereine und zugehörige Konzertgebäude sowie auch grundsätzkich für den Konzertbetrieb, und zwar nur für den Konzertbetrieb, bestehende Orchester entstehen in der späten Klassik/Romantik.

Ein kleinerer Hof um 1700 stellt ein paar Musiker ein, ein kleines Orchester von 10, 20 Leuten ist schon viel, das dann viele verschiedene Aufgaben erfüllen muss. Das bleibt zunächst auch so in der frühen Klassik, um 1800 ist das Orchester für ein ganz normales öffentliches Konzert mit oft über 50 Spielern bereits so groß wie vorher allenfalls am Hof in Versailles oder in den größten italienischen Opernorchestern oder bei großen königlichen Festivitäten. Dies setzt sich in der Romantik fort, mit der Teilhabe von Laienchören werden ab dem frühen 19. Jahrhundert Chöre mit 100 und noch mehr Sängern absolut üblich- nur 100 Jahre früher im Barock hätte man sich unter einem Vokalchor vielleicht 8 oder höchstens 20 Profisänger vorgestellt.

Es wird alles öffentlicher, mehr Menschen können an der "hohen" Musik teilhaben, und das aufstrebende Bürgertum interessiert sich für die neuste Musik. Das Konzert etabliert sich als eine öffentliche Institution. 

....dabei findet diese Entwicklung aber nicht strikt zwischen Barock und Wiener Klassik statt- sie beschleunigt sich eher gegen Ende der Wiener Klassik.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – in der Schule haben wir Lieder gesungen (z.B. über Ponys)

Grobbeldopp  04.11.2017, 02:14

PS Das Wort Konzert bedeutet im Barock etwas ganz anderes als heute, es ist eine Gattung von Instrukentalstücken.

Eine richtige Trennung zwischen Kammermusik und orchestraler Musik gibt es im Barockzeitalter zunächst auch nicht, die meisten vollstimmigen Werke, also mit zumindest 3 oder 4 Instrumentalstimmen, können ebenso mit einfacher Besetzung in der "Kammer" gespielt werden wie in größerer Besetzung.

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Grobbeldopp  04.11.2017, 02:27
@Grobbeldopp

PPS

Das Konzept "Konzert" existiert so im Barockzeitalter noch nicht.

Wenn man heute Musik macht ist es doch Standard, dass man "ein Konzert geben will" oder soll. Also vor der Öffentlichkeit spielen will, an einem Ort wo es Konzertveranstaltungen gibt.

In früheren Zeiten ist das gar nicht so selbstverständlich. Man spielt für sich , mit dem Auftraggeber oder für den Auftraggeber, in geschlossenen Kreisen, oder vor der Öffentlichkeit, oder im Gottesdienst, oder zum Tanz, oder als Militärmusiker.... klar das alles gibt es heute noch, aber der Anteil, den das Spielen vor der allgemeinen Öffentlichkeit ausmacht, ist immer mehr gestiegen. Entsprechend war quch der Anteil qn "Gebrauchsmusik" im Leben eines barocken Musikers höher.

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