Was hat sich von der Barock Zeit auf die Klassik verändert?

1 Antwort

Die Klassik basiert im Vergleich zum Barock auf einem neuen Denken mit den Maximen der Schönheit der Musik, leichten Verständlichkeit, Klarheit, Ebenmäßigkeit, Leichtigkeit und Natürlichkeit. Die Musik ist nicht mehr so sehr eine "Wissenschaft" und ein künstliches Abbild "göttlicher Ordnung der Schöpfung", sondern kommt "bei der Menschheit" an, wird im Lauf der Klassik zunehmend auf den Menschen und seine Seele/Gefühle bezogen, die sie direkt ansprechen möchte. Die Musik hat den Anspruch, als Universalsprache von allen Menschen verstanden zu werden. In der Klassik steht der "galante" melodische Ausdruck in den Mittelpunkt und entfernt sich vom barocken Ideal einer "gelehrten", kunstfertigen Polyphonie:

Besondere Änderungen vollziehen sich vor allem in der ästhetischen Grundhaltung und in der Art der formalen Gestaltung. Ansonsten wird im Wesentlichen auf die gleiche Art und Weise weiterkomponiert, wenngleich die Musik anders zu klingen beginnt. Das harmonische Denken basiert weiterhin (und teils, vor allem in der Kirchenmusik, bis weit in das 19. Jahrhundert hinein) auf der Generalbass-Praxis des Barock und entwickelt sich im Grunde zunächst nicht signifikant weiter. Das Formdenken aber etabliert den Dualismus auf vielen Ebenen, im Bereich der Motivik wie in der Affektdarstellung. Infolgedessen entfernt sich die Auffassung weg von der barocken Monothematik hin zum Themendualismus sowie zur Darstellung von mehreren Affekten in einem Stück.

Es entstehen hieraus in erster Linie die klassischen Sonatengattungen, Solosonaten, Sinfonie, Streichquartett u.a. Der weltliche Gesang wie (Kunst-)Lied und Chorlied blüht auf, vor allem das Lied erlebt einen ersten Höhepunkt mit der Berliner und der Schwäbischen Liedschule und dem Liedrepertoire der Wiener Klassik (Mozart, Beethoven) auf die dann Schubert aufbaut.

Zentrale Gattungen der Klassik sind Klaviersonate, Streichquartett, Sinfonie, Oratorium, Oper/Singspiel, Lied und Kirchenmusik (v.a. Messen).

Neuerungen sind die Entstehung zyklischen Denkens in mehrsätzigen Sonatengattungen, die Normierung des Orchesters, aus dem die Generalbassgruppe allmählich verschwindet, und sich neben der vollen Streichergruppe auch die Holz- und evtl. Blechbläsereinheit als annähernd gleichwertige Kontrastgruppen etablieren. Damit geht auch eine Verbesserung der Orchesterbehandlung einher und die Entfernung von Terassendymanik zugunsten des Crescendo/Decrescendo.