Wie geht der Text von Sensiebble Wege von reiner Kunze?

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Reiner Kunze

Sensible Wege

Sensibel ist die erde über den quellen: kein baum darf gefällt, keine wurzel gerodet werden

Die quellen könnten versiegen

Wie viele bäume werden gefällt, wie viele wurzeln gerodet

in uns

Textherkunft: Der Text stammt von Reiner Kunze. Er entstand etwa um 1954. Rainer Kunze lebte in der DDR. Textart: Es handelt sich um ein Gedicht. Textlänge: Das Gedicht umfasst nur 10 Zeilen. Informationsgehalt: Das Gedicht beschreibt die Gebote, welche bestehen, wenn es beispielsweise um die Rodung von Bäumen in Quellgebieten geht. Es erklärt die Gefahren, die bei der Nichtbeachtung bestehen und schließt die Frage an, wie viele solcher Eingriffe beim Menschen vorgenommen werden (im übertragenen Sinne), ohne dass sich jemand darum kümmert. wesentliche Aussage: Das Gedicht sagt im wesentlichen aus, dass der Mensch für die sichtbare Natur Rgeln des Umgangs gefunden hat, jedoch zuwenig auf Eingriffe in die "innere Natur" des Menschen in ihrer Verletzbarkeit achtet. sprachliche Mittel: Die Beschreibung der Eingriffe in die Natur erfolgt in drei Aussageblöcken von vier, zwei und drei Zeilen. Die Wendung auf die menschliche Situation erfolgt durch das abgesetzte "in uns". Damit wird der Leser zu einer zweiten Durchsicht angeregt. Die Wortwahl weist keine Besonderheiten auf. Es handelt sich um die Hochsprache. Addressaten: Der Dichter spricht alle Menschen an, die irgendeinen erzieherischen Umgang mit anderen Menschen haben, gleich ob aktiv oder passiv. Absicht: Vermutlich will der Dichter darauf aufmerksam machen, dass wir alle mehr darauf achten müssen, wie viel durch frühzeitiges oder vorzeitiges Eingreifen in die menschliche Natur an Entwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten verschüttet wird. formale Gestaltungsmittel: Der Dichter schreibt außer den Anfängen jeder Aussage alles klein und setzt ans Ende der Aussagen keinen Punkt oder kein sonstiges Satzzeichen. Es findet sich außerdem kein Reim. Die Aussagen werden in ihren Abschnitten recht willkürlich in Zeilen eingeteilt. Bei der Abhebung von "Sensibel" am Anfang des Gedichtes ergibt sich eine logische Funktion: es soll besonders betont werden. Ähnliches ist über die Einzelstellung des "in uns" zu sagen, das die Frage abschließt und neu stellt. Wirkung: Der aufmerksame Leser wird die Verbindung zwischen Natur und Mensch verstehen und das Anliegen des Dichters als berechtigt anerkennen. Manchen steht allerdings die Kleinschreibung des Dichters im Wege, da sie nicht zum Verständnis beiträgt. Meinung: Der Text hat mich sehr nachdenklich gestimmt. Ich finde die Aussage in doppelter Hinsicht treffend. Einerseits hat wohl Rainer Kunze seine Situation in der DDR dargelegt: alles ist durch die Partei vorbestimmt ohne Rücksicht auf Begabungen. Andererseits trifft mich die Aussage. Ich finde hier die Dauerfrage wieder, die ich mir immer wieder stelle, ob ich nämlich durch Vorzeichnen von Lösungswegen nicht die Kreativität des einzelnen einenge, der es allein schaffen würde, während ich der Mehrheit durch diese Wege überhaupt erst eine Lösungsmöglichkeit eröffne! Rainer Kunze drückt diesen Sachverhalt kurz und bündig in wenigen Zeilen aus.