Wie fühlt sich der Tod eines geliebten Menschen an?

11 Antworten

Ich hoffe, dass du es bis heute nicht rausfinden konntest.

Mein Vater ist vor 5 Jahren verstorben, in Folge eines Unfalls. Ich war damals Anfang 20.

Einen Tag vor seinem Tod, war es für mich vorerst der schlimmste Tag. Man hat mich telefonisch informiert, dass es nicht gut aussieht und er einen Herzstillstand nach einer OP hatte. An dem Abend habe ich auf der intensiv Station mich neben sein Bett gesetzt, meinen Kopf auf seinen Arm gelegt und Stunden lang geweint. Es hat mich zerrissen. Ich war sauer auf mich, weil ich die Situation nicht begreifen wollte. Es hat mich innerlich zerrissen, gefühlt Wort wörtlich, mein Körper schmerzte, weil ich so angespannt war.

Am Tag danach hatte ich ein ungutes Gefühl, ich habe meine Mutter (sie waren damals frisch geschieden, aber noch befreundet) gebeten, mich zu begleiten. Ich musste es Gott sei Dank nicht aussprechen, dass das ein Abschied für sie sein sollte. Der Gedanke bereitet mir Kopfschmerzen, aber emotional war ich abgestumpfter als am Tag zu vor.

An dem Tag starb mein Vater. Eine Stunde nach meinem eintreffen, vor meinen Augen. Mein Kopf war leer in dem Moment. Da war nichts, keine Gefühl, kein Schmerz, nichts. Die Ärzte haben versucht ihn zu reanimeren. In der Zeit habe ich nur gedacht "Wie soll ich darauf jetzt reagieren? Ich fühle nichts und was muss ich jetzt tun? Welche Aufgaben kommen auf mich zu? Muss ich mein Umfeld trösten?" "Warum schauen mich alle so komisch an? Wie muss ich jetzt für sie reagieren?" Später habe ich mich für diese Gedanken geschämt und die fehlende Trauer. Die Luft war einfach raus. Ein tiefer Atemzug und Stille. Ich kam mir vor wie ein Monster.

Die Zeit danach war innerlich recht ruhig. Ich habe To-dos abgearbeitet. Die emotionalen Ausbrüche und Beschimpfungen/Streitigkeiten in der Familie hingenommen (sie waren alle so voller Trauer und Wut durch die trauer). Manchmal gab es im ersten Jahr Momente, wo ich kurz starke Emotionen hat. Ich habe das Telefon ab und an mal quer durch den Raum gepeffert, weil die Bank meines Vaters mir das Leben schwer machte, im Auto für ein paar Minuten geweint, aber die Emotion war so schnell wieder weg das ich sie nicht mal begreifen konnte. Man Stand einfach neben sich.

Die Beerdigung war für mich gefühlt nur ein Termin, den ich für andere organisiert habe. Hauptsache sich konnten trauen und es verarbeiten. Die Beerdigung sollte ja immer der Wendepunkt sein. War es für mich nicht.

Und dann an Weihnachten fast ein Jahr später, des neben sich stehen, als die To-Do-Liste abgearbeitet war mit den ganzen Terminen. Schlug es auf mich ein. Ich bekam eine schwere Erkältung (die Anspannung der Monate zogen nicht spurlos vorbei), löste sich auch der Abstand zu meinen Gefühle. Ich war plötzlich am Boden zerstört. Nichts fühlte sich richtig an. Ich hatte keine Zweifel mehr am Broken-Heart-Syndrom. Mein Körper war ein einziger Schmerz über Monate hinweg. Ich hatte das Gefühl ein Faust großes Loch in der Brust zu haben, was ein beklemdes Gefühl ausgelöst hat, wodurch ich nicht richtig atmen konnte. Ich habe schlimmer weinen müssen als meine Mutter beim Film Titanic und nichts ging mehr. Die Gedanken an meinem Vater bereiten mir Schmerzen, als wäre ich von einem Laster überrollt worden. Und nein die Tränen haben nicht den Druck von meinem Körper und Seele genommen. Das war schlimmer als 100x Liebeskummer zur selben Zeit.

Jetzt 5 Jahre später, stoße ich auf deinen Post und ganz ehrlich. Das Gefühl des Lochs in meinem Herzen ist noch da. Es beklemmt mich und ich weine immernoch wie ein Schlosshund. Aber seltener, viel seltener. Mit der Zeit lernt man damit umzugehen, aber anfühlen tut es sich wie an Weihnachten, den ersten Zusammenbruch. 😅

Wenn jemand meinen Vater erwähnt oder die Zeit, fühlt es sich an als würde man mir 1000 Volt durch den Körper jagen und alles bricht wieder auf einen kurz ein, bis man die Fassung wieder aufnehmen kann.

Und bevor die Frage kommt. Ein normaler Alltag war möglich und ist möglich. Freude am Leben existiert weithin, aber der Moment wenn man an ihn kurz denkt. Die schlagen ein wie Granaten, aber das ist okay.

Ich hoffe man versteht ein wenig das Gefühl was hoch kommen kann.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Das ist bei jedem verschieden. Der eine verkraftets mehr, der andre weniger.

Ein großer Schritt ist immer die Beerdigung wie ich finde. Das ist so ein Punkt wo es realistisch wird, dass jemand nicht mehr da sein wird. Ich habe einen Freund bei einem Brand verloren da war ich selber dabei, eine Freundin bei einem Verkehrsunfall, einen Freund beim Tsunami in Thailand. Ein Freund lag tot neben seinem Auto nahmittags um drei, einfach so.

Ziemlich heftiger Schnitt ... aber so ist das Leben. Wenngleich man sich natürlich nie daran gewöhnt. Es ist jedesmal wieder so unecht ...

Direkte Verwandte habe ich noch keine verloren, ausser durch natürlichen Tod im Alter. Auch schrecklich, aber mit 96 darf die Oma auch mal gehen ...

Es ist für jeden Menschen anderst.

Bei mir was es so das ich am anfang gar nicht kapiert habe was das genau ausmacht (war 12 als mein vater starb). Ich wollte es einfach nicht war haben und jeden morgen wenn ich in die Küche kamm war ich entäust ihn nicht an seinem gewont Platz am Tisch zu sehen. Erst nach einem Jahr habe ich wirklich kapiert wie sehr och ihn wirklich vermisse und habe damals auch nächte lang geweint ohne es jemandem zu sagen,da ich dachte das es eh nimanden interessiert. Mit der Zeit habe ich angefangen mit meiner Besten Freundin darüber zu sprechen und es ging danach auch wieder einbischen besser. Inzwischen denke ich nicht merh so viel an ihn und ich vermisse ih  vorallem nach einem schlechten Tag oder wenn ich mich den ganz Tag "verstellen" musste.

Es hat sich am anfang aich irgentwie leer angefühlt für mich...es hat einfach etwas gefehlt.

Gut, dass du es noch nicht erlebt hast, wird aber irgendwann kommen.

Wenn ein geliebter Mensch gerade gegangen ist kommt man in eine Schockstarre und fühlt erst mal eine Leere.

Wenn dann die Starre ab fällt, spürt man dann einen Schmerz, der innerlich zerreißen kann. Es kommen Tränen und die Trauer fängt an.

Hunger, Appetitlosigkeit machen sich und die Gedanken kreisen sich um den Verstorbenen.

Aber man spürt noch einige Zeit seine Nähe und hat das Gefühl er ist noch da.

Das ist von Mensch zu Mensch verschieden.

Ich war besonders traurig als meine Lieblingskatze eingeschläfert worden ist... Auf einmal liegt man abends immer allein im Bett... niemand der einem in der Früh in die Zehe beißt... Sofern man jemanden kannte/gewohnt war fehlt einem das dann eben, was man schön zusammen fand...

Da war ich dann eine Zeit lang traurig deswegen... aber man gewöhnt sich auch daran wieder, dass die Katze jetzt eben nicht mehr da ist... und wendet sich wieder anderen Dingen zu... die lenken einen ab und das Leben geht weiter... In späteren Jahren erinnert man sich dann noch immer daran, dass man das schön gefunden hat... aber in meinem Fall gab es auch noch andere Dinge, die mir gefallen haben... Es ist z. B. nicht so, dass mit dieser Katze alles gestorben wäre was ich je an dieser Welt gemocht hatte...