An die Menschen, die eine überaus geliebte Person verloren haben?

14 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Es braucht oft einige Zeit, bis man emotional bereit ist, sich auch davon zu trennen.

Eine Empfehlung von mir wäre, ein paar Lieblingsstücke aufzuheben, die die geliebte Person getragen hat, und sich von den Dingen zu trennen, die ihr eh nicht so lieb waren. Das macht es einfacher. Und oftmals hilft es auch, es einer wohltätigen Organisation zu geben und es nicht einfach in die Kleiderspende zu stecken.

Bei Eltern, die alt geworden sind, ist das sicher einfacher, als wenn der/die Geliebte die Ebenen gewechselt hat...

Vergiss nie, warum Du so traurig bist: Weil da so viel LIEBE war und ist! Erinnere Dich in aller Trauer an das große Glück, das Du gehabt hast. Und sei von Herzen dankbar dafür.

Alles Liebe und Gute für Dich und fühl Dich mal ganz herzlich gedrückt.


Tommyleinchen59 
Beitragsersteller
 21.07.2023, 14:29

Muss grad heulen.

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Von Experte Margita1881 bestätigt

Es war sehr belastend, da ich auch die komplette Wohnung auflösen musste. Man hat die Bilder aus Fotoalben im Kopf, wo diese Sachen getragen wurden und dann die Kleidungsstücke in der Hand.

Belastend war hier allerdings der Umstand das dies zu Lebzeiten (wegen dauerhafter stationärer Pflege) geschah und man so immer an den aktuellen hoffnungslosen Gesundheitszustand als Schwerstpflegefall erinnert wurde.
Geholfen hat es mir dann allerdings bei der späteren Sterbebegleitung.

Bei einem normalen Todesfall hätte ich dies zur Erinnerung an ein erfülltes Leben genutzt auch um meinen Frieden mit der Situation und den Prozeß des Loslassens zu machen.

Die Kleidung war das kleinste Problem, bei den Fotos, obgleich die oft Personen zeigten, die ich nicht kannte, hatte ich das Gefühl, die Person jetzt richtig "zu töten".

Von Experte Raoul Zanzara, UserMod Light bestätigt

Ich hatte einen Gedanken, den ich mit meinem Bruder auch ausführte als unser Vater verstorben ist.
Wir haben dessen wichtigste Kleidung (u.a. Tracht und Berufskleidung mit Zubehör für eine bestimmte Sache) genau diesen Leuten in unserer Verwandtschaft zukommen lassen, die es weiter tragen und in Ehren halten werden.
So haben wir uns mit weinenden, aber auch getrösteten Herzen davon trennen können - im Wissen, daß es weitergebraucht und gelebt wird.
Es ist nun da, wo es sein soll. Und wir wissen, daß, wenn es getragen wird, diejenigen an unseren Vater denken werden in Dankbarkeit.

So können wir gut damit umgehen, denn selbst hatten wir keine Verwendung dafür - und für den Keller oder Schrank wären diese für unseren Vater so wertvollen Kleidungsstücke viel zu schade gewesen.

Alltagskleidung wurde entsorgt. Da allerdings kamen wieder Tränen, denn man sah diese Kleidung ja in Gedanken an ihm.


Ich erinnere mich hier an meinen Großonkel Rudi, der mehr als "nur" ein Verwandter war, sondern auch ein Freund. Er spielte in meinem Leben eine dominierende Rolle von Kindheit an, weil er ein besonderer Mensch war in jeder Hinsicht. Wir haben sehr viel Zeit miteinander verbracht.

Ich war sein Alleinerbe (Kinder hatte er keine und war schon lang Witwer; er hatte die Schwester meiner Oma geheiratet, die vor meiner Geburt schon starb) und musste mich demzufolge um alles kümmern, was er besaß. Meine heutige Wohnung besteht zum Großteil aus seinen Möbeln, ich habe sogar seine Zinnsammlung 1:1 bei mir aufgehängt und aufgestellt und seine ganzen privaten Gegenstände da, die man noch brauchen konnte. Mein Cousin, mein Onkel und meine Tante haben auch einiges bekommen, in fremde Hände ging nichts außer seinem Auto.

Bei Kleidung war es auch nicht einfach - nicht nur, weil er sehr hochwertige und teure Sachen hatte. Ich habe wirklich nur das weggeworfen, was alt und schlecht war und wo ich selber kein Interesse hatte und auch niemand anders aus der Familie interessiert war oder eben Unterwäsche; die Hosen waren mir zu lang und meinem Cousin zu kurz. Vieles blieb bei mir und ist heute noch da - die Größe passte und ich hatte den Vorteil, dass ich mir dann keine Business-Sachen für viel Geld kaufen musste, sondern Rudis hochwertige Hemden und Sakkos trug, seine Krawatten und Ähnliches. Es fällt nicht auf, weil er sehr zeitlos eingekauft hat. Es fiel mir tatsächlich sehr schwer, auszuräumen und die Dinge wegzuwerfen, am Ende habe ich es nur geschafft, weil mein Cousin dabei war und mit mir ein ganzes Wochenende lang in kleinen Etappen den Kleiderschrank durchkämmte. Einiges hat er auch mitgenommen. Es beruhigte mich, dass alles in der Familie blieb und nur das, was keiner brauchen konnte, weg flog. Mir war es extrem wichtig, dass das Zeug dann auch entsorgt wird, das keiner braucht, weil Rudi so ein Typ war, der sehr kritisch Fremden gegenüber war und es nicht gewollt hätte, dass jemand seine Kleidung trägt, der nicht zur Familie gehört und ihn nicht kannte.

Beim Entsorgen selbst muss ich sagen: Es war dann "neutral" bzw. ich wusste, dass Onkel Rudi mir sagen würde, richtig so, wenn es keiner brauchen kann oder kaputt ist, fliegt es halt weg und da müsst ihr euch keine Sorgen machen. Was er aber besonders gern trug, hätte ich NIE wegwerfen können, z.B. seine Pullunder und bestimmte Krawatten und Sakkos.

Es war sogar nicht einfach, sein altes Auto zu verkaufen; das war ein damals 20 Jahre alter BMW. Ich war dabei, als er ihn im Sommer 2000 als vierjährigen Gebrauchten kaufte. Obwohl es nur ein altes, durchschnittliches und eher mäßig erhaltenes Auto für 1500 Euro mit um die 250.000 Kilometern war, wollte ich es nicht einfach schnell verkaufen. Ich legte extremen Wert drauf, dass das Auto in der Gegend bleibt bei jemandem, der seriös ist und Freude dran hat. So ist es auch gekommen, was mich etwas beruhigt hat - ein Familienvater aus dem Nachbarort ist den Wagen noch fünf Jahre gefahren und ich sah ihn immer wieder, bis es keinen TÜV mehr gab und der BMW dann verschrottet wurde.

Ich wünsche dir von Herzen alles Gute.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung