Wie bewertet ihr diese Kurzgeschichte?

3 Antworten

Von Experte WhoreOfTime bestätigt

Klingt ein wenig, als hätte ChatGPT dir ein wenig geholfen. Sogar ein wenig mehr, wenn ich die typischen Fehler ansehe.

Es sind viel zu viele Adjektive drin. Und nicht alles, was romantisch klingt, ergibt auch Sinn. Bilder aber sollten einen Bezug zur Handlung haben und auch sinnvoll sein.

die Straßen mit den feinen Staubkörnern der Erinnerungen bedeckt

Käse³

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Talent, Selbststudium, Lektorat

derwissende69 
Beitragsersteller
 18.09.2024, 14:56

Die von dir kritisierte Metapher ist so von Walther von der Vogelweide verwendet worden. Ich kann später die genaue Stelle heraussuchen. Ich liebe Mediävistik und wollte das unbedingt einbauen.

Ich schreibe meine Geschichten selbst und finde es auch schade, dass du das anzweifelst. Die Kurzgeschichte hat viel Zeit in Anspruch genommen und war keine "Fast-Food-Lösung" von Chatgpt.

WilliamDeWorde  18.09.2024, 15:04
@derwissende69

Ich glaube hier keinem mehr, der konsequent Oxford-Kommas verwendet. Und ich lese immer dieselben Ausreden.
Von der Vogelweide hat gewiss nicht Hochdeutsch geschrieben. Und er war auch kein unfehlbarer Literatur-Superman. Nur sind paar Schreibereien von ihm überliefert worden. Seitdem sind die Uhren nicht stehengeblieben und die Leser / Zuschauer anspruchsvoller geworden und ein anderes Niveau gewöhnt. Kannst ja auch noch mit Stabreimen kommen ... Und wenn es eine Metapher ist, wofür soll sie stehen?

derwissende69 
Beitragsersteller
 18.09.2024, 15:57
@WilliamDeWorde

Die Metapher steht hier für die verkrustete Gesellschaft, die in ihrer Moral erstarrt ist. Trotz aller zivilisatorischer Fortschritte, z.B. der Straße, steht die Moral im Gegensatz zur Technik still. Die Straße wird hier gewählt, da sie bereits den Römern bekannt war und somit zwei Funktionen erfüllt. Während sie einerseits Freiheit oder Freizügigkeit verkörpert, zeigt sie andererseits auf, dass unsere heutigen Vorstellungen auch damals bekannt waren. Die Staubkörner vermitteln unsere beginnende Erkenntnis, dass wir unseren Wertekanon erneuern müssen und an die Gegebenheiten der Gegenwart anpassen müssen.

An meiner Uni ist übrigens das Oxford-Komma keine seltene Erscheinung.

WilliamDeWorde  18.09.2024, 15:59
@derwissende69

Schön gesagt, aber da kommt doch keiner drauf, der das liest. Sollte man Methaphern nicht auch spontan verstehen? Ansonsten ist es nur künstlerisch und natürlich preisverdächtig.

derwissende69 
Beitragsersteller
 18.09.2024, 16:07
@WilliamDeWorde

Ich finde eigentlich, dass vielleicht sogar gerade der Reiz im Verborgenen liegt. Jeder Rezipient finder seine eigene Deutung und im späteren Diskurs kommen dann ganz neue Gedanken auf. Deshalb habe ich auch versucht, die Metapher nicht völlig offensichtlich auszugestalten. Meine Perspektive ist aber auch durch mein Studium "verengt". Als angehender Germanist wünsche ich mir schließlich eine tiefere Bedeutungsebene.

derwissende69 
Beitragsersteller
 18.09.2024, 16:09
@WilliamDeWorde

Ich würde gerne promovieren und bin als HiWi auch auf einem guten Weg. Man kann in der Wirtschaft als Journalist arbeiten oder sich zum Beispiel am Marketing versuchen. Ich würde mich für das Feuilleton begeistern können, um mein Interesse für die Musik noch zu vertiefen.

WilliamDeWorde  18.09.2024, 16:13
@derwissende69

Okay, da wünsche ich dir viel Glück. Ich kenne die weitverbreitete Meinung, dass viele Schriftsteller werden wollen und deshalb Germanistik studieren - die wenigsten Schriftsteller haben aber genau diesen Hintergrund.

derwissende69 
Beitragsersteller
 18.09.2024, 16:14
@WilliamDeWorde

Danke!

Für eine Karriere als Schriftsteller fehlt mir das Talent. Ich schreibe lieber über Literatur.

WilliamDeWorde  18.09.2024, 16:20
@derwissende69

Es kostet nur 1% Talent, 19% Lernen und 80% Handwerk. - und wirft nichts ab. Ich bin auch besser im Finden von Unstimmigkeiten und Verbessern. Deshalb lasse ich mir nun die Literatur von ChatGPT vermitteln und kremple dann kräftig um :-D
Aus der Vogelperspektive sieht man eben besser als aus der Froschperspektive.

derwissende69 
Beitragsersteller
 18.09.2024, 16:38
@WilliamDeWorde

Wie bist du Lektor geworden? Ich habe von Kommilitonen gehört, dass es ziemlich schwer ist, in die Branche einzusteigen.

WilliamDeWorde  18.09.2024, 16:49
@derwissende69

Über Zeitung und alte Seilschaften :-) Bin Freiberufler und deshalb billig und per Definition müsste ich mich Redakteur nennen, was mir aber selbst zu hochgestochen scheint.

WilliamDeWorde  18.09.2024, 17:03
@WilliamDeWorde

Nochmal zu der Metapher:

die Straßen mit den feinen Staubkörnern der Erinnerungen bedeckt

Daraus würde ich machen:

die Pfade der Ahnen unter dem Humus von Jahrhunderten begraben, freigescharrt und als Kostbarkeit verehrt, ferngehalten von ihrem ursprünglichen Zweck

= auch eine Metapher; muss aber in den Kontext passen, sonst ist es nur salbungsvolles Geschwätz, würdig eines weißbärtigen Druiden ...

Verzeiht mir meine Offenheit, obgleich mir Eure Form des Schreibens nicht genehm ist;Doch sei es unumwunden gesagt, in allen anderen Belangen erreichet Ihr mein Herz und Befindlichkeiten in hohem Maße, wahrlich, Ihr seid von gar erlesener Art.

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In einem kleinen, von der Dämmerung umwobenen Städtlein, wo die Straßen mit den feinen Körnern der Erinnerungen bedeckt waren, lebte ein junger Mann, genannt Ferdinand, ein wahrhaft geistreicher Gelehrter der Germanistik, dessen Herz sowohl für die Hochkunst der Literatur als auch der Liebe schlug. Wie der Protagonist in Goethes „Die Wahlverwandtschaften“ war Ferdinand gefangen in einem Netz von Empfindungen und Erwartungen, die ihn in einen Strudel der Selbstzweifel und der materielichen Abhängigkeit zogen.

Seine Muse, die anmutige Leonore, war eine Dame von unbestreitbarer Schönheit und schillerndem Charisma. Doch hinter dem zarten Lächeln verborgen sich eine Seele, die durch die funkelnden Facetten des Geldes und des sozialen Ansehens gefangen war. Gleich einer modernen Lady Macbeth schien sie im Stande, die Schwächen ihres Geliebten zu erblicken und sie zu ihrem Vorteil zu nutzen. „Die Liebe ist ein Spiel, in welchem die Herzen gleich Karten auf dem Tisch liegen“, flüsterte sie oft, während sie ihm mit hypnotisierenden Augen tief in die Seele blickte.

Ferdinand war von ihrer Erscheinung und ihrem Witz betört, und in der Unschuld seiner Leidenschaft war er blind für die schleichende Gefahr, die in der Süße ihrer Worte lag. Er gedachte Shakespeares „Romeo und Julia“, dem tragischen Spiel der Liebe, das in der Unausschweiflichkeit des Schicksals endete. Doch während die beiden Liebenden in der blühenden Jugend erblühten, schien Ferdinand in einem schleichenden Verfall seiner finanziellen Mittel gefangen zu sein.

Die Abende verbrachte er oft im Spielsalon, wo die Würfel und Karten in einem hypnotischen Tanz über die Tische glitten, gleich als wären sie die Protagonisten eines Dramas, das sich vor seinen Augen entfalten sollte. „Was ist der Mensch, wenn nicht ein Spieler in des Schicksals Händen?“ murmelte er oft, während er den Glanz der Spielmarken und die schimmernden Lichter der Automaten betrachtete. Die Verlockung des Spiels und die Hoffnung auf den großen Gewinn hatten ihn fest im Griff, und Leonore, die in ihrem glanzvollen Gewande wie ein Engel der Versuchung erschien, trieb ihn weiter in den Abgrund.

„Ich bin dein Glück, Ferdinand“, säuselte sie, während sie mit einer geschickten Handbewegung ihm einen Küss auf die Wange hauchte. „Doch dein Glück erfordert auch ein gewisses Maß an… Investition.“ Diese Worte, wie süß sie auch klangen, trugen den bitteren Nachgeschmack der Manipulation in sich, und Ferdinand, geblendet von seiner Zuneigung, war bereit, alles zu riskieren – sein Vermögen, seine Würde, sein Selbst.

Die Nächte vergingen, und der Glanz des Spiels verblasste, während die Schulden sich wie dunkle Wolken am Horizont zusammenbrauten. In einem letzten verzweifelten Versuch, die Gunst der Fortuna zurückzugewinnen, setzte Ferdinand alles auf eine Karte. „Die Ungewissheit ist ein schreckliches Gefühl, doch ich werde das Schicksal herausfordern!“ rief er, während die Karten in seinen Händen gleich den Geistern der Vergangenheit um ihn tanzten.

Doch das Glück war ihm nicht hold. Die Karten fielen nicht zu seinen Gunsten, und mit jedem Verlust schwand auch die Illusion der Liebe, die Leonore ihm vorgespiegelt hatte. „So ist das Leben, ein beständiges Spiel von Gewinn und Verlust“, dachte Ferdinand, als er am Ende des Abends, in der Trauer um sein gescheitertes Glück, seine letzten Münzen in die Tasche steckte.

Leonore, die nun gleich einem Schatten aus seinen Träumen verschwunden war, hatte sich in die Nacht zurückgezogen, und mit ihr die letzten Reste seines Vermögens und seiner Liebe. „Oh, wie bitter ist die Erkenntnis, dass die Liebe oft nur eine Maske ist, die das Antlitz der Habgier verbirgt“, seufzte er, während er an die Worte von Goethe dachte: „Die Liebe ist die einzige Antwort, die der Mensch der Welt geben kann, doch was ist, wenn die Welt nur das Spiel ist?“

In der Einsamkeit seines Zimmers, umgeben von den Überresten seiner Träume und dem Echo der verlorenen Hoffnung, erkannte Ferdinand die Wahrheit: Die Liebe war kein Spiel, das man gewinnen konnte; sie war ein kostbares Gut, das oft in den Händen der Falschen verloren ging. Und während das Licht der Dämmerung den Raum durchflutete, wusste er, dass er sich von den Ketten der Vergangenheit befreien müsse, um einen neuen Anfang zu wagen – fernab der Verlockungen des Spiels und der Illusionen, die ihn einst gefangen hielten.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Es klingt eher wie ein sachlicher Erzählbericht. Ein bisschen mehr Aufregung und Spannung. Auch finde ich die vielen Anspielungen auf andere Inhalte oder Bücher nicht gut. Mit Muse bin ich auch ein bisschen vorsichtig. Soweit ich weiß ist dies nur für französische Geschichten. Erinnert mich an die Red Bull Werbung. Das war es was mir gerade eingefallen ist

Woher ich das weiß:Hobby – Viele Hobbys und Lebenserfahrung

derwissende69 
Beitragsersteller
 18.09.2024, 14:44

Das ist gewünscht, damit der Verfremdungseffekt verstärkt wird.

Danke für dein Feedback!

Findest du, dass ich die Geschichte so im Kreis meiner AG vertragen kann? Es werden auch ein paar Professoren anwesend sein und das verunsichert mich. Mein Prof findet die Geschichte sehr gut.

Mondkaiser  18.09.2024, 14:52
@derwissende69

Kannst du machen. Du hast zum einen die Unterstützung von deinem Professor und selbst wenn die anderen es schlecht finden, kannst du es nächstes mal ausbessern. Es ist eigentlich eine super Situation. Entweder du hast eine super Geschichte oder du hast Verbesserungsvorschläge.