Wie spreche ich folgende Wörter richtig aus?
Eigentlich fällt es mir als Luxemburger nicht sonderlich schwer, Deutsch zu sprechen. Dennoch bin ich mir häufig unsicher, ob ich auch alles richtig betone. Diese Unsicherheit ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass im Deutschunterricht nicht wirklich viel Wert auf akzentfreies Sprechen gelegt wird, weshalb ich auch nicht der Einzige bin, der sich da unsicher ist. Das Problem ist allerdings auch, dass jeder Wörter anders auszusprechen scheint, was wahrscheinlich auf regionale Dialekte/Akzente zurückzuführen ist. Ich würde das jetzt gerne ein für alle Mal geklärt haben. Hier einige Beispiele:
- "schwarz" (Als Luxemburger würde man das "a" nur kurz betonen, das "r" dagegen eher rollen, also quasi "schwarrz". Allerdings sprechen es viele "schwaarz" ("a" lange betont) aus oder lassen das "r" fast komplett weg. Wie wird es richtig betont?"
- "Kerker" (Auch hier würde ich, was sehr wahrscheinlich falsch ist, "Kerrker" sagen. Spricht man es stattdessen "Kährker" aus?)
- "Kirche" (Die Abgrenzung zu "Kirsche" ist hier recht schwer. Ich habe manche Leute schon "Körche" hören sagen, aber eben auch "Kiehrche". Der Unterschied wird hier nicht wirklich deutlich.
- "die Würde" / "würden" (Viele sprechen "die Würde" als Nomen "Würrde" aus, "würde" als Verb aber "wüürde" oder "wüede" (quasi ohne "r"). Was denn nun?)
- "Charme" / "Scham" (Viele sprechen "Charme" nicht französisch aus, sondern wie "Scham", als ohne "r". Ist das richtig?"
7 Antworten
Was ist schon richtig? Aber wenn es Dir so wichtig ist Hochdeutsch zu sprechen und dabei "keine Fehler“ zu machen, empfehle ich Dir Sprecherziehung; nicht bei einem Logopäden, sondern der Art wie sie Schauspieler bekommen.
in diesem kurzen Video kommen auch einige von Dir angesprochende Wörter vor.
Hier geht es um Sprecherziehung.
https://www.youtube.com/playlist?list=PLsJroMRQG_Cx6CI0202aHou_oZ7hLNwuA
Gruß Matti
[ʃvaʁʦ] = schwarz, das wird standardmäßig kurz gesprochen, und in meiner Aussprache unterscheide ich "schwarz" von "Schwaz" (das ist übrigens eine Stadt in Österreich)
Die meisten Deutschen rollen das r dabei nicht, man kann das aber machen. Bayern rollen das r eher als manche andere Dialekte. Moselfranken mögen das r so sehr, das auch manche "d" zu "r" werden (Leder > Lerer), "Rhotazismus".
Auch "Kerker" und "Kirche" werden kurz gesprochen, und man hört das r schon (wenngleich - wie oben - meist nicht gerollt). Ebenso "würde" und "Charme", kurz, mit hörbarem r.
Der Unterschied "Kirche"/"Kirsche" macht mir nun keine Probleme, obwohl ich auch im moselfränkischen Raum geboren bin (Nord-Saarland, Kreis Merzig). Bei uns hieß es (in etwa): "Wemma em Summer morriens de Viejelscher päifen hiert, gäht et eäm scho vill bessa o ma gëft mondta wie de nopisch Katz."
Vögelchen > Viejelscher; diese Verschiebung ch > sch kenne ich auch, allerdings hatte man bei uns dennoch oft eine ch/sch Unterscheidung (Kërch = Kirche, Kiirsche = Kirschen).
Noch eine Frage zum Lëtzebuergesch: wie sprichst du "eng Kierch" aus? Mit "sch" wie in hochdeutsch "Kirsche" oder mit "ch" wie in hochdeutsch "ich"/"Kirche"?
Und in welcher Region Deutschlands hast du das alles gehört? :)
Also erstmal vielen Dank für die ausführliche Antwort! Um deine Fragen zu beantworten: Tatsächlich spreche ich das Wort "Kierch" mit einem "sch"-Laut aus. Zwischen dem "ch" in "eng Kierch" und dem "sch" in "eng Kiischt" besteht demnach kein Unterschied. Das ist wahrscheinlich in diesem Fall auch das Problem. Ich und auch viele Leute in meinem Umfeld verzichten fast komplett auf den "ch"-Laut im Luxemburgischen. Auf Deutsch klingt das dann leider immer etwas blöd. Was nun die andere Frage anbelangt: Ich studiere ja eigentlich in Trier. Nun würde man ja annehmen, dass die Sprache der Kommilitonen wenigstens im Ansatz moselfränkisch geprägt wäre. Das ist allerdings (meistens) nicht der Fall. Welcher Akzent/Dialekt das sein soll, kann ich leider nicht sagen. Einige kommen auch aus NRW oder dem Saarland.
Ja, an einer Uni sind natürlich auch viele Leute von außerhalb. Das war in Saarbrücken auch so. :)
Ganz ruhig bleiben, rogerhash.
Deine Ausprache wird niemals falsch sein, denn irgendwo in Deutschland wird jemand die Worte genauo betonen, wie du es tust = Dialekt.
Bemüh dich nicht stressbehaftet sondern rede einfach wie dir der Schnabel, Schnü, Schnüs, Gosh, Gusche, Mul etc. gewachsen ist.
Versteht jemand etwas nicht, wird er einfach fragen, lG.
Das stimmt. Im Nord-Saarland (Nachbarn zu Luxemburg) spricht man einen recht ähnlichen Dialekt. Und in Trier und entlang der Mosel. Sogar im Westerwald findet man noch einen verwandten Dialekt ("Siegerländer Platt").
Wie hier schon gesagt gibt es in jeder Region andere Aussprachen. Ich kann dir nur schreiben was es bei uns (Niedersachsen) für Aussprachen der Wörter gibt:
SCHWARZ: wird meist ohne R und mit etwas längerem A ausgesprochen (SCHWAAZ)
KERKER: wird meist wie KÄHRKA gesprochen da viele Deutsche die Endungen -ER nicht sauber sprechen.
KIRCHE: das Wort wird überall anders ausgesprochen ;) manche sprechen das I übertrieben aus wie KIIIRCHE manche KÖRCHE oder eine Mischung aus beiden...
CHARME: wird bei uns im besten Fall SCHARRM ausgesprochen. Denn wenn man es wie SCHAAM ausspricht redet man meist von Scham (von sich schämen). Da es aber kein deutsches Wort ist wird es leider oft falsch ausgesprochen...
Ich hoffe ich konnte dir etwas helfen. Aber wie gesagt wenn man in andere Regionen kommt (zB. Sachsen oder Bayern) da gibt's dann wieder ganz andere Aussprachen :)
Was du gehört hast, war eben niemals hochdeutsch, sondern immer regionale, sprachliche Färbungen.
Hier spricht niemand lupenreines Hochdeutsch und in die Kirche gehen kann lautmalerisch von Kerche-Kersch-Kirsche-Kierche sonstwie ausgesprochen werden.
Üblich ist auch, bei Wörtern, die auf -er enden, dieses nicht korrekt auszusprechen. So wird aus Kerker ein Kerka.
Korrekt betont wird in keinem der Wörter ein Buchstabe besonders herausgestellt, die Betonung liegt auf der ersten Silbe.
Spaßeshalber habe ich mal eine Passage in Lëtzebuergesch in meinen Dialekt übersetzt:
Eng Kierch bezeechent engersäits eng chrëschtlech reliéis Communautéit an
anerersäits d'Gebai, an deem d'Mass gehale gëtt. (Lux.)
E Kërch hääscht äänerseits e chrischtlech religiés Gemäänschaft un
anererseits dat Haus, in deem de Mess gehall gëft. (Saar.)
Das Passiv mit gëtt bzw. gëft verwenden wir also auch.