Wie beliebt war August Bebel oder Rosa Luxemburg in der DDR?

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Die SPD war zu jener Zeit schon eine ganz andere als zu ihrer Gründung und eine völlig andere als heute.

Das ist die Partei, die die schmerzlichsten Transformationen seit ihrer Gründung durchlaufen hat. Die wesentlichste: Sie ist schon lange keine Arbeiterpartei mehr!

Am 23. Mai 1863 gründete sich in Leipzig der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV) unter dem Vorsitz von Lassalle. Erklärtes Ziel des ADAV war die Vertretung der sozialen Interessen der deutschen Arbeiter. Als Hauptgegner betrachtete der ADAV das liberale Bürgertum.

Heute ist die SPD Sprachrohr von weiten Teilen eben dieses Bürgertums.

Bebel und Luxemburg waren Vertreter des linken Flügels und haben die Kommunistische Partei 1918 gegründet, wofür sie dann auch ermordet wurden.


Stier1240  13.05.2022, 20:07

Danke für den Stern!

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Der Normalbürger interessierte sich in keiner Weise für diese Personen. August Bebel vielleicht noch etwas ausgenommen, aber Luxemburg und Liebknecht wurden lediglich von der SED-Propaganda als Ikonen dargestellt.

Grundsätzlich ehrt jeder Staat bedeutende Persönlichkeiten seiner Geschichte.
Im Fall der DDR muss man wissen, dass die führende Einheitspartei SED 1946 als (forcierter) Zusammenschluss von SPD und KPD entstanden ist.

August Bebel war Mitbegründer und längjährige Vorsitzende der SPD im Kaiserreich. Karl Liebknecht u Rosa Luxemburg (beide zunächst SPD) waren Mitbegründer der KPD.

Die DDR verstand sich als Antwort auf die Erfahrungen des Nationalsozialismus und des 2.WK als "Sozialistischer Arbeiter- und Bauernstaat" und in Abgrenzung zur BRD als "Deutscher Friedensstaat".

Insofern zählte August Bebel als zentrale Figur der Arbeiterbewegung und der sozialen Errungenschaften der SPD zur "Traditionslinie" der DDR.
Dasselbe gilt für Liebknecht und Luxemburg, deren KPD streng antimilitaristische und antikapitalistische Positionen vertrat.

Zur "persönlichen Verehrung":
Ich denke, dass Liebknecht, aber v.a. Luxemburg sowohl von den Menschen in der DDR als auch in der BRD verehrt werden/wurden.

Ihre radikalere politische Position, die philosophischen Schriften ("Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden") und nicht zuletzt ihre Ermordung sind
besonders für junge Menschen, die "etwas anderes suchen", attraktiv.
(So wie Che Guevara "Pop" ist ,-)

______________ hier das Ganze etwas ausführlicher _______________________________

In der Frage ist etwas "durcheinander" gekommen ,-)

Eine Partei "SPG" gibt es nicht; falls Du die SGP (Sozialistische Gleichheitspartei) meinst: die ist erst 2017 gegründet worden - in der Nachfolge des 1971 gegründeten BSA (Bund Sozialistischer Arbeiter).

Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht (beide geb.1871, beide ermordet † 1919) gehörten zunächst der von August Bebel (geb. 1840 † 1913) mitbegründeten SPD an.

Der 30 Jahre ältere Bebel wollte als Parteivorsitzender der SPD im Kaiserreich (1871-1918) vor allem die "politische Mitte" der SPD stärken und ging davon aus, dass der Kapitalismus sich qua "Naturgesetz" selbst abschaffen werde. Deshalb hielt er eine Revolution nicht für nötig und konzentrierte sich darauf, die Lebensumstände der Arbeiter im Hier und Jetzt zu verbessern.

Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht dagegen gehörten anfangs zum sog. linken Flügel der SPD. Hier war man überzeugt, dass eine gerechte Gesellschaft nur durch eine herbeigeführte Revolution geschaffen werde könne.

Zum ersten Bruch kam es 1914 (Beginn 1.WK):
Die SPD stimmte im Parlament für die Aufnahme von Krediten zur Finanzierung des Krieges und forderte zugleich die Arbeiter auf, für die Dauer des Krieges auf Lohn und Streikrecht zu verzichten. (sog. "Burgfrieden").

Daraufhin gründeten Luxemburg u Liebknecht wegen ihrer revolutionären, internationalistischen und streng pazifistischen Position 1915/16 den Spartacusbund, aus dem 1918/19 die KPD hervorging.

Infolge des sog. Hungerwinters von 1916/17 formierte sich in D mit zunehmender materieller Not breiter Widerstand gegen die Fortsetzung des Krieges, der Ende 1918 in die Novemberrevolution mündete und zur Absetzung der Monarchie bzw. Kaiser Wilhelm II. führte.

Im diesem Kampf um die neue Staatsordnung konkurrierten SPD und KPD:
Die SPD strebte eine demokratische Republik und Wahlen für ein verfassungsgebendes Parlament an, arbeitete aber aus Angst vor einem Bürgerkrieg mit den "alten" militärischen Eliten des Kaiserreichs weiterhin zusammen.

Die KPD dagegen wollte die Novemberrevolution fortführen und für einen grundlegenden Umbruch nutzen: Ziel war eine sozialistische Republik und das "bürgerliche" Parlament sollte durch Arbeiter- und Soldatenräte ersetzt werden.

Die Medien veröffentlichten daraufhin Mordaufrufe gegen Liebknecht u Luxemburg. Sie wurden beide am 15.01.1919 von Offizieren der kaiserlichen Armee - mit Billigung der SPD-geführten Übergangsregierung - ermordet.

Quellen:

Heinrich Potthoff, Susanne Miller: Kleine Geschichte der SPD 1848-2002. Darstellung und Dokumentation 1848-1990. Bonn: 2002.

https://weimar.bundesarchiv.de/WEIMAR/DE/Content/Virtuelle-Ausstellungen/Raete-Revolution-Republik/gruendung_kpd.html

https://weimar.bundesarchiv.de/WEIMAR/DE/Content/Virtuelle-Ausstellungen/Raete-Revolution-Republik/ermordung_liebknecht_luxemburg.html

Die Kommunisten haben sie für sich vereinnahmt, die Bevölkerung hatte keinerlei Interesse an diesen Personen der Geschichte.


Stier1240  07.05.2022, 08:55

"Die Bevölkerung"??

Ganz schön großkotzig!

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Bebel wurde mit seinem Werk "Die Frau und der Sozialismus" verlegt.

Liebknecht und Luxemburg waren die Gründer der Kommunistischen Partei Deutschlands. Auch ihre Werke wurden verlegt, wenn auch nicht alles, so z. B. die Kritik an Lenins Diktatur in Russland.