Wie begründet Adam Smith seine Forderung nach wirtschaftlicher Zurückhaltung des Staates?

4 Antworten

Man kann kein Werk, auch nicht das von Adam Smith, außerhalb des historischen Rahmens angemessen beurteilen. Adam Smith, ein Moralphilosoph und Freund von David Hume, dem bekannteren engl. Aufklärer, hat mit Wohlstand der Nationen eine STREITSCHRIFT gegen den zu seiner Zeit herrschenden Merkantilismus, die Wirtschaftsform des Feudalismus, geschrieben. Zur Zeit des Adam Smith war man auch in England erst auf dem streitbaren Weg in eine bürgerliche Demokratie. Seine Schrift will zeigen, dass freies Handeln freier Bürger auch ökonomisch mehr Wohlstand bringt als der feudalistische Dirigismus. In dieser ideologischen Auseinandersetzung mit den Vertretern des Feudalismus tritt Smith nicht, wie heute einige Egozentriker meinen, für eine freie, d.h. ungeregelte Wirtschaft ein, in der jeder machen kann, was ihm gerade passt. Smith wie seine Kollegen von der aufklärerischen Philosophie sind großenteils an Aristoteles und Epikur orientiert, sahen den Menschen als gesellschaftliches Wesen. Dass jemand für sich allein gegen alle anderen und unkooperativ glücklich werden könnte, war ihnen fremd.

Auch Smith wusste als Moralphilosoph, dass Menschen keine geborenen Heiligen sind. Ihm war klar, dass es nicht reichen würde, den diktatorischen Feudalstaat aufzuheben, sondern dass an seine Stelle ein demokratischer Bürgerstaat treten musste, der für einen fairen Umgang aller miteinander Regeln setzen und deren Einhaltung garantieren sollte. Schon in "Wohlstand der Nationen" ist zu lesen, dass freie Marktwirtschaft nur für private Güter gelten sollte. Smith kannte bereits öffentliche Güter wie z.B. die Bildungsaufgabe, die Aufgabe der äußeren und inneren Sicherheit. Über die öffentlichen Güter sollte nicht auf privaten Märkten sondern in demokratischer Diskussion und Abstimmung entschieden werden. Das Werk von Smith beschränkt sich auf die ökonomische Seite, ist kein Buch einer Staatsutopie. Das war damals erst in Bewegung und am Scheitern der späteren Franz. Revolution kann man erkennen, wie brüchig das noch alles war.

Smith hätte der Großvater, ja fast der Urgroßvater von Lassalle sein können, mindestens zwei Generationen Unterschied in einer Zeit des Umbruchs machen viel aus. Lassalle bezieht sich einseitig ideologisch als SPD-Verantwortlicher auf den Preußischen Staat, der sich einseitig auf die Seite der Kapitalisten gestellt hätte und als "Nachtwächterstaat" gewaltsam für Ruhe in den sozialen Unruhen sorgte. Während Smith den marxschen Begriff der Klassen noch nicht kannte lesen wir bei Lassalle bereits eine Darstellung in Klassenkampf-Manier. Das hat mit den Staatsvorstellungen von Adam Smith nichts zu tun.


W4hrheitsf1nder  28.08.2018, 17:26

Da du ja von Aristoteles redest und dies im Bezug auf Smith als was „gutes“ darstellst solltest du vllt auch dazu sagen dass Aristoteles schon das Kernproblem der Demokratie erkannte und die Vorstellung die er von Demokratie hatte unmöglich umzusetzen war und noch immer ist

Und wir sollen diese, Deine Aufgabe für Dich lösen? ;-)

Nagut.

Die "freie Wirtschaft" (und frei ist sie nur bei Zurückhaltung des Staates) beewirkt nach Smith

a) eine zweckmäßigere örtliche und zeitliche Verteilung von Kräften und Mitteln, da der Einzelne die einzelnen Bedürfnisse besser verstehen und sich ihnen flexibler anpassen kann, als eine zentrale Planungund

b) die beste Preisfindung und sogar

c) die beste Förderung des Gemeinwohls. Da der allgemeine Wohlstand duch den optimierten Einsatz der Ressourcen am besten wächst.

Smith war übrigens nebenher Zollkommissar und sprach sich für Aussenhandelsbeschränkungen aus. Ein Problem mit seiner eigenen Theorie sah er darin nicht, weil es eben nicht immer nur um Wohlstandsoptimierung geht - sondern in dem Fall um um die "nationale Sicherheit" (hat man damals noch nicht so genannt aber sieh mal, wie aktuell das gerade in den USA ist - wobei das Argument hier wohl eher missbraucht wird, wenn es um Autos und so geht)...

Der "Nachtwächterstaat" ist ein Staat, der sich darauf beschränkt "Sicherheit und Ordnung" aufrecht zu erhalten und sich ansonsten aus den Belangen seiner Bürger komplett heraushält - wie ein Nachtwächter eben.

Wenn ich mich nicht irre, ist Adam Smith einer der Urbegründer der freien Marktwirtschaft, die selbstregelnd ist durch Angebot und Nachfrage. Wenn dem dann so ist, so ist natürlich die Forderung nach wirtschaftlicher Zurückhaltung des Staates darin begründet, dass der Staat in die Selbstregulierung des Marktes nicht, oder so wenig wie möglich, eingreifen sollte, um die Marktmechanismen nicht zu verzerren. Die Realität der sog. sozialen Marktwirtschaft in DE sieht hingegen ganz anders aus, was sozialpolitische Gründe hat. Zum Nachtwächterstaat kann ich ohne weitere Recherche nichts sagen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Als Smith lebte und wirkte, bestanden mithin diverse Privilegien des alten Adels und königlich sanktionierter Monopolgesellschaften (etwa die "East India Company") noch fort.

Diese Privilegien waren in früherer Zeit mitunter Sinnvoll, um den eigenen Handel aufzubauen und die eigene Wirtschaft vor der ausländischen konkurrenz abzusichern, nachdem sich England/Großbrtiannien aber als Handelsmacht Nr. 1 in der Welt etabliert und ausländische Konkurrenz auf Grund seines technischen Fortschritts nicht mehr zu fürchten hatte, waren diese alt hergebrachten Rechte und Einschränkungen für die Entwicklung der Wirtschaft ein Hindernis, dass Smith dementsprechend beseitigt sehen wollte.

Wobei auch Smith, was man hier nicht übersehen darf nicht für eine vollständige Abstinenz des Staates eintrat, sondern dieser in seiner Denke, die auf die freie Konkurrenz abziehlte sowohl der Staatlichen Einmischnung gegen die Bildung von Kartellen und Monopolisierung, als auch peripher (erstaunlicherweise) im Hinblick auf die Herstellung rudimentärer Arbeitsschtzvorchriften.

Vorwiegend ging es bei Smith aber noch darum die alten aristokratischen Vorrechte entlich los zu werden, die etwa bestimmte Wirtschaftszweige monopolisierten, bestimmten Gruppen den erwerb bestimmten Landes untersagten und mitunter die Mobilität potentieller Arbeitskräfte duch Schollenbindung und semi-patriachalische oder vollwertig patriachalische Geselslchaftsverhältnisse auf dem Land zu beenden, denn die langsam entstehenden frühindustriellen betriebe brauchten vor allem Absatzmärkte, auf denen sie frei aggieren und Arbeitskräfte, die sie anziehen konnten.