Wer waren mit "Die Rehlein beten zur Nacht" gemeint?
Waren es die Moslems?
Das war von Christian Morgenstern. Wollte er versteckt Moslems beschreiben?
Denn er hatte fünf Zeiten genannt, und die Moslems müssen fünf mal am Tag beten.
Christian Morgenstern, 1871-1914
Die Rehlein beten zur Nacht, hab acht! Halb neun! Halb zehn! Halb elf! Halb zwölf! Zwölf!
Die Rehlein beten zur Nacht, hab acht! Sie falten die kleinen Zehlein, die Rehlein.
4 Antworten
Das ist ein Nonsensvers, ähnlich wie "Fisches Nachtgesang".
Moslems hat man zu damaliger Zeit eher mit den Märchen aus "Tausendundeiner Nacht" oder mit der Eroberung Europas durch die Osmanen (die kamen allerdings nur bis Wien, nicht nach Deutschland) in Verbindung gebracht, nicht mit dem deutschen Alltag.
Ich hab noch etwas vergessen - nämlich Karl May. Seine erfundenen Orient-Erzählungen wurden damals von vielen gelesen und prägten lange Zeit die europäischen bzw. deutschen Vorstellungen von Moslems. Für uns (auch später noch) Exotik pur.
Allerdings glaube ich nicht, dass Christian Morgenstern vor Verfassung der "Galgenlieder" Karl May gelesen hat. Die Lieder entstanden auf dem Galgenberg bei Werder/Havel (das wurde uns zumindest vor Ort erzählt), wohl vorwiegend unter dem Einfluss des Werderaner Obstweins, und werden von der Örtlichkeit wohl ihren Namen bekommen haben.
Es heißt auch "hab acht!" und nicht "halb acht", so beten die Rehlein insgesamt nur viermal.
http://books.google.de/books?id=TFGuSorfvGQC&pg=PA357&lpg=PA357&dq=Die+Rehlein+beten+zur+Nacht,+hab+acht!+Halb+neun!+Halb+zehn!+Halb+elf!+Halb+zw%C3%B6lf!+Zw%C3%B6lf!+Die+Rehlein+beten+zur+Nacht,+hab+acht!+Sie+falten+die+kleinen+Zehlein,+die+Rehlein.&source=bl&ots=lgjEZz1xR5&sig=4YHJOHDwJOlSDntS1g4YCOSiJqs&hl=de&sa=X&ei=9VxBU_mkOcje7AaI0oDQDQ&ved=0CFAQ6AEwBw#v=onepage&q=Die%20Rehlein%20beten%20zur%20Nacht%2C%20hab%20acht!%20Halb%20neun!%20Halb%20zehn!%20Halb%20elf!%20Halb%20zw%C3%B6lf!%20Zw%C3%B6lf!%20Die%20Rehlein%20beten%20zur%20Nacht%2C%20hab%20acht!%20Sie%20falten%20die%20kleinen%20Zehlein%2C%20die%20Rehlein.&f=false
Ich habe noch eine viel verstiegenere "Interpretation" gefunden:
"Für Morgenstern ist die tiefe Nacht der Ewigkeit ein Beschützer der Geschöpfe des Waldes. Das Wortespiel: "hab acht! Halb neun!", die Zählung der Stunden bis Mitternacht, scheint ein Angstespiel (sic!) zu sein, aber es ist auch komisch. Wenn die Uhr Mitternacht schlägt, fuelen(sic!) sich die kleinen Tiere sicher und schlafen ein."
http://www.christian-morgenstern.de/dcma/index.php?title=Das_Gebet_(aus_Galgenlieder)
ich lach mich tot... deine Ironie wird nur noch davon übertroffen, dass dieses Gedicht aus den "Galgenliedern" stammt.. und sich eigentlich gegen die Verkitschung des "Jesulein-Kults" zu Morgensteins Zeiten wendet.
Nix mit "gegen die Moslems"...
LG
o.O!
Ist das so schwer zu verstehen?
Man muss versuchen, Gefühle zu haben!
Wo habe ich gesagt, dass er gegen die Moslems sein sollte, im Gegenteil!
Er war bestimmt sehr raffiniert, und wusste schon damals, dass viele, wie Du, es so verstehen werden, sonst wäre sein Gedicht nicht durchgekommen, wobei damals es noch schlimmer mit der Islamophobie war, sodass man, mit Absicht, nichts davon hören wollte, was ihn sympathisch macht.
Unfug, der vom Text an keiner Stelle gestützt wird.
Es geht um Rehlein.
hier mit Bild:
http://img4.wikia.nocookie.net/__cb20130107162654/wildtier/de/images/0/04/Reh_mit_Kitz_01.jpg
nirgends ein "versteckter Moslem"!!
"Dem Kinde im Manne" sind die Galgenlieder daher gewidmet. Zur 15. Auflage im Jahr 1913 schreibt Morgenstern dazu:
"In jedem Menschen ist ein Kind verborgen, das heißt Bildnertrieb und will als liebstes Spiel- und Ernst-Zeug nicht das bis auf den letzten Rest nachgearbeitete Miniatür-Schiff, sondern die Walnußschale mit der Vogelfeder als Segelmast und dem Kieselstein als Kapitän. Das will auch in der Kunst mit-spielen, mit-schaffen dürfen und nicht so sehr bloß bewundernder Zuschauer sein. Denn dieses 'Kind im Menschen' ist der unsterbliche Schöpfer in ihm [...]."
Quelle: http://www.xlibris.de/Autoren/Morgenstern/Werke/Galgenlieder
Und Hermann Hesse kommentiert das so: "Die schönste Widmung, die je vor einem humoristischen Buche gestanden hat: Dem Kind im Manne. Damit ist alles meisterhaft gesagt ..."
Andrea, paß jetzt aber bitte auf!
Sonst könnte gar noch jemand auf die Idee kommen, mit dem "Kind im Manne" wolltest Du einen Muslim beschreiben ...
Bring ein Kind und lese ihm den Quran mit Übersetzung, und sehe, ob er was dagegen hätte, im Gegenteil.
Jedes Kind wird Gläubig geboren, und seine Eltern bzw. die Gesellschaft machen ihm zum Gegenteil.
Widerspruch! - Kein Kind, kein Mensch wird gläubig geboren. - Im Gegenteil, jeder Mensch ist von Geburt an von "Gott getrennt" und "gegen" jede Göttlichkeit eingestellt. - Wo lebst du Morgenlaender, um zu deiner These zu kommen?
Die "Interpretation" des Autors empfinde ich fast schon als Realsatire ...