Wer die Vergangenheit nicht kennt ist gezwungen, sie zu wiederholen
Wer hat das gesagt. Ich habe es als Zitat von Goethe gefunden (weiß aber nicht woher es stammt) und auch von einem George de Santayara. Weiß jemand genaueres?
2 Antworten
Der Grundgedanke (Lernen aus Erfahrung ist eine Chance, das Wiederholen von Fehlern zu vermeiden) ist wahrscheinlich in verschiedener Form vorgetragen worden.
Das Zitat bei Santayana (im Original englisch) kann belegt werden. Von Goethe gibt es Zitate zu dem Vergangenen/derVergangenheit. Inhaltlich ein wenig Nähe hat Maximen und Reflexionen 167 „Wir alle leben vom Vergangenen und gehen am Vergangenen zugrunde.“ Der in der Frag erwähnte Satz ist dies aber nicht. Vielleicht kann das Suchen in einem Zitatelexikon zu Goethe noch einige weitere Zitate mit zumindest etwas ähnlichen Gedanken liefern.
Der Satz ist von dem amerikanischen Philosophem, Schriftsteller und Literaturkritiker George Santayana (1863-1952; spanischer Herkunft, daher sein Name eigentlich Jorge Augustín Nicolás Ruiz de Santayana), geprägt worden. Er stammt aus dem 1905 erschienen ersten Band (volume) seines Werkes „The Life of Reason“, der "Reason in Common Sense" heißt und steht dort im Kapitel (chapter) 12 („Flux and Constancy in Human Nature"), im Abschnitt „Continuity necessary to progress“.
Wörtlich steht dort: „Those who cannot remember the past are condemned to repeat it.” Deutsch heißt dies: „Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt/verurteilt, sie zu wiederholen.“
Die Textstelle im Zusammenhang: „Progress, far from consisting in change, depends on retentiveness. When change is absolute there remains no being to improve and no direction is set for possible improvement: and when experience is not retained, as among savages, infancy is perpetual. Those who cannot remember the past are condemned to repeat it. In the first stage of life the mind is frivolous and easily distracted; it misses progress by failing in consecutiveness and persistence. This is the condition of children and barbarians, in whom instinct has learned nothing from experience.”
Der Satz ist beim Zurückgreifen auf das Zitat teilweise etwas abweichend wiedergegeben worden, z. B. am Anfang „Those who dont learn from history“ oder „doomed“ statt „condemned“. Auch deutsche Wiedergaben gibt es in verschiedenen Varianten.
Der amerikanische Journalist und Historiker William Lawrence Shirer hat ein Buch über den Nationalsozialismus in Deutschland geschrieben:
William L. Shirer, The rise an fall oft he Third Reich : a history of Nazi Germany. New York, Simon and Schuster, 1960
Davon erschien bald eine deutsche Ausgabe.
William L. Shirer, Aufstieg und Fall des Dritten Reiches. Aus dem Amerikanischem von Wilhelm und Modeste Pferdekamp. Köln ; Berlin : Kiepenheuer & Witsch. 1. - 30. Tausend, 1961.
Der Autor stellt nach dem Inhaltsverzeichnis seiner Darstellung mehrere Zitate voran, darunter den Satz von Santayana (in der englischsprachigen Ausgabe S. VII, mit den Abweichungen „do not remember“ und „relive“ = noch einmal durchleben/erleben). In der deutschen Ausgabe steht auf S. XI: „Die sich der Vergangenheit nicht erinnern, sind dazu verdammt, es noch einmal zu erleben.“
Der Ausspruch wird (gewöhnlich mit „Geschichte“ statt Vergangenheit) auch Bertolt Brecht zugeschrieben, aber ohne Belegstelle (daher stark anzuzweifeln und auf keinen Fall der Ursprung, da Santayana früher ist).
Die Textstelle bei George Santayana: http://www.gutenberg.org/catalog/world/readfile?fk_files=169068&pageno=115
"Wer die Geschichte nicht kennt, ist gezwungen sie zu wiederholen." Goethe
Was spricht Goethe mit diesem Gedanken an? Es sagt, daß Denken eine Geschichte hat. Die Geschichte unserer Kultur gibt uns Auskunft darüber, wie wir zu dem geworden sind, der wir heute sind! Unsere bisherige Denkgeschichte stellt ein wichtiges Fundament in der Geschichte des Denkens dar! Mit unserer Denkfähigkeit stehen wir heute nicht am Anfang unserer Bewußtseinsbildung, sondern können uns auf die Schultern unserer Väter stellen und mit ihrem Bewußtsein - das unser kulturelles Erbe ist - weiter in die Zukunft blicken, als sie es selbst jemals vermochten! Ein weiterer sinnvoller Denksatz verdeutlicht den Sinn des Denkens nur mit den 3 Worten, "Zukunft braucht Herkunft"!
Geschichte bietet also die Möglichkeiten zu erfahren, wo wir herkommen und wie frühere Zeiten mit den Problemen umgegangen sind, die die gleichen waren wie die heutigen (z.B. Krieg und Frieden, Mangel und Überfluss, Arm und Reich, Stillstand und Revolution).
Bekannte Persönlichkeiten definierten aber auch: Geschichte ist Lüge, auf die man sich geeinigt hat. - Napoleon Bonaparte Eine neuere Version der moralischen Geschichtsbetrachtung hat Gorbatschow ungewollt mit seinem Ausspruch propagiert: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!
Zu Deiner Frage des Zitates, es stammt von Johann Wolfgang von Goethe, * 28. August 1749 in Frankfurt a. M., † 22. März 1832 in Weimar! George Santayana (* 16. Dezember 1863 in Madrid; † 26. September 1952 in Rom. George Santayana ist also 114 Jahre nach Goethe geboren und hat folglich dessen allgemeingültigen Denkspruch verwendet!