Wenn man sich optisch optimiert, bedient man damit dann das gesellschaftliche Ideal?

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Das mag schon sein. Menschen sind oft so oberflächlich, dass sie nur nach dem Äußeren gehen und nur die Hülle sehen, nicht aber den Menschen darunter. Ich habe diese Erfahrung gemacht - in meiner Heimat wurde man als Anzugträger zum Inbegriff von Seriosität, in Freizeitkleidung galt man jedoch als Asozialer. Und das wollen viele nicht, deswegen machen sie irgendwas, um das Ideal zu bedienen und als gut, seriös, cool, sympathisch, angesagt usw. zu gelten - sie sind emotional nicht so stark, um über solchen Dingen zu stehen. Manch einer kompensiert solche negativen Gefühle sicher auch mit Kraftsport.

Ich erinnere mich noch gut an zwei Tage hintereinander, das ist Jahre her - freitags war ein Festakt, da kam ich mit Anzug und Krawatte und wurde dafür mehr oder weniger gerügt oder ausgelacht; tags darauf ging ich ganz normal mit einer guten Jeans und einem guten T-Shirt in den Aldi einkaufen und hatte statt meines damaligen "standesgemäßen" BMW 728i (weiß gar nicht warum) zufällig noch den alten Nissan meines Cousins dabei - und zwei Typen vom Lions-Club, die mich sonst immer überfreundlich, ja fast schon distanzlos bedrängt und per Du angebabbelt haben, guckten sowohl im Laden als auch auf dem Parkplatz ganz angewidert und grüßten kaum, so als sei ich irgendein dummer Asozialer, dabei wussten die genau, wen sie vor sich hatten und haben mich genau gesehen ... öhm, ja!

Dann sprach er über die Anerkennung, dass er gemerkt hat, dass er, als er noch ‚breiter‘ war, ganz anders und besser wahrgenommen wurde.
Jetzt bin ich mir unsicher was ich antworten soll. Einerseits kann es ja wirklich sein, dass Kraftsport wirklich das war worin er aufgegangen ist. Aber schließt das wirklich aus, dass man kaum andere Interessen hat?

Ich kenne diese Zwickmühle - man weiß nicht, was man sagen soll. Man will niemanden verletzen, man will aber auch nicht unehrlich sein.

Weil ich habe eher das Gefühl, dass er damit dem gesellschaftlichen Idealbild entsprechen will und es eher weniger für sich macht. Andererseits bin ich mir unsicher, ob ‚sich selbst  optisch optimieren‘ wirklich in den meisten Fällen auf die Beeinflussung durch das Ideal entsteht oder ob man das aus eigene Meinung macht.

Genau - man weiß es halt nicht und will es auch nicht besser wissen - so was ist immer Privatsache und es wäre wohl besser, wenn man es so stehen lässt.

Weil so würde ich ihm jetzt (etwas besser verfasst) sagen, dass es ihm egal sein kann wie er aussieht und dass ihn die Leute, die ihn nicht ernst nehmen sowieso aus dem Leben vergessen kann.

Ich bin heute wohl genau so, wie so ein Typ wäre, vor denen mich die Leute, die mich früher seriös fanden, immer gewarnt hätten und man würde mit dem Finger auf mich zeigen, so wie diese Leute mit dem Finger auf alle gezeigt haben, die in ihren Augen minderwertig waren und nicht standesgemäß und sonstiges. Aber das macht mir nichts aus, weil es mir nur gezeigt hat, auf welchem fragwürdigen "Niveau" sich diese Begegnungen abspielten mit diesen Personen. Es stimmt schon: Wer einen nicht ernst nimmt bzw. das nur unter bestimten Voraussetzungen tut, der hat einen gar nicht verdient und den kann man voll vergessen. Man muss aber emotional erstmal so weit sein, um das verstehen zu können.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung