Welches Gymnasium in Berlin für hochbegabtes Kind?

2 Antworten

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Es gibt in Berlin einige Gymnasien, die ein besonderes Profil für Hochbegabte anbieten, u. a. mit Schnelllernerklassen, Enhancement und so weiter.

So auf Anhieb fällt mir das Humboldtgymnasium ein mit einem allgemeineren Profil, das Herdergymnasium mit einem MINT-Schwerpunkt etc. etc.

Hier (https://www.berlin.de/sen/bildung/schule/foerderung/begabungsfoerderung/begaschule/)

gibt es Stadtpläne mit den ganzen sog. Bega-Schulen in Berlin. Ihr müsst Euch für den Übergang jetzt kümmern, es finden gerade zahlreiche Tage der offenen Tür und Beratungsgespräche statt. Bei einigen der Begaschulen gibt es richtige Aufnahmetests, bei anderen hängt es am Zeugnis bzw. manchmal auch an Begabungsgutachten.

Evtl. ist durch das altsprachliche Profil eure Auswahl eingeschränkt oder eure Tochter muss evtl. die Sprache wechseln, vielleicht ist das für sie sogar eine willkommene Challenge.

Viel Glück!


FataMorgana2010  09.11.2021, 09:33

Eventuell wäre das Goethe-Gymnasium in Wilmersdorf etwas für sie/ihn (ich habe gerade gesehen, dass du ja gar nicht schreibst, ob es sich um ein Mädchen oder einen Jungen handelt). Hochbegabte Kinder kommen tatsächlich gerne unter die Räder, da tut eine Umgebung gut, in der gute und sehr gute Leistungen nicht abschätzig behandelt werden.

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Shulamith 
Beitragsersteller
 10.11.2021, 11:49

Vielen Dank! Unser Kind hat bis jetzt als 1. Fremdsprache Englisch, als 2. Latein und als 3. möchte sie Französisch nehmen. Unser Kind ist im Moment in einem ähnlich leistungsstarken Gymnasium vgl. dem Goethe-Gymnasium, das wir auch kennen und schätzen. Sie möchte am liebsten auf das Bach-Musikgymnasium wechseln, da es auch musikalisch sehr leistungsstark und begeistert ist, was mir ein bißchen Sorgen bereitet, weil ich befürchte, dass da ev. die anderen schulischen Fächer da für sie noch einfacher sind als in ihrem jetzigen altsprachlichen Gymnasium. Sie ist leider extrem schnell unterfordert und braucht dem Unterricht auch jetzt schon kaum zuzuhören, um trotzdem lauter Einsen zu kriegen, mündlich und schriftlich. Das ist ein großes Problem, weil sie sich so sehr langweilt im Schulalltag, da logischerweise die Lehrer alles so oft wiederholen müssen. Sie hat schon jetzt überhaupt keine Lust mehr, zur Schule zu gehen, sie würde lieber alles viel schneller im Homeschooling lernen und dann 1-2x/Jahr Externenprüfungen ablegen, damit sie mehr Zeit hat für alles, was mehr Spaß macht, wie Spielen, Musik und andere Hobbys. Deswegen bin ich echt ratlos zur Zeit, was man machen soll.

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FataMorgana2010  10.11.2021, 11:58
@Shulamith

Habt ihr denn mit den Lehrern mal gesprochen? Ich weiß, ist nicht immer ganz einfach - nicht alle haben für hochbegabte Kinder Verständnis. Aber an einer Bega-Schule, also einer Schule, die die Förderung dieser Kinder ausdrücklich im Schulprogramm hat, sollte es genug Varianten geben, um auch dein hungriges Kind beschäftigt zu bekommen. Da gibt es Drehtürmodelle (Unterricht in bestimmten Fächern in einer höheren Klassenstufe), Enrichement-Kurse und vieles mehr. Ich kenne jetzt das Bachgymnasium nicht, aber die sind meines Wissens wirklich komplett auf die musikalischen Fächer ausgerichtet (hat sie denn schon Instrumentalunterricht auf diesem Niveau?) und suchen sich die Schüler sehr genau aus.

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Shulamith 
Beitragsersteller
 10.11.2021, 12:11
@FataMorgana2010

Nein, wir haben nicht mit Lehrern gesprochen, das möchte sie auf keinen Fall, weil sie sein möchte, wie alle anderen Kinder auch. Und ja, die musikalische Vorausbildung hat sie und das dazu notwendige kompetitive Bewusstsein und Lust dazu auch ;o). Die Frage die ich mir stelle, ist nur, ob da ev. nicht die anderen Fächer deutlicher abfallen als an ihrer jetzigen Schule. Ich möchte auf jeden Fall vermeiden, dann wieder vor dem Ausgangsproblem zu stehen und noch einmal wechseln zu müssen.

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FataMorgana2010  10.11.2021, 12:21
@Shulamith

Mit einem IQ von 145 ist man anders. Natürlich will sie nicht anders sein, aber sie ist es - und das geht auch nicht weg. Daher ist es um so wichtiger, dass sie andere Kinder kennenlernt, die so sind wie sie. Ich würde euch dringend raten, euch Hilfe zu suchen. Einen Überblick gibt bei der DGhK Berlin-Brandenburg https://bb.dghk.de/beratung/, die kennen auch die Schulen in Berlin und die staatlichen Beratungsstellen. Alles Gute!

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Shulamith 
Beitragsersteller
 10.11.2021, 11:59

Dankeschön.

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FataMorgana2010  10.11.2021, 12:04
@Shulamith

Wichtig ist, dass die Schule sich ausdrücklich zur Förderung von Hochbegabten bekennt und dort auch ausdrücklich solche Programme anbietet. Aus meiner Erfahrung ist es schön und gut, wenn die Schulen sagen: ach ja, da finden wir schon was für das Kind. Fällt dann nämlich ein Lehrer aus, ist die Hochbegabtenförderung das erste, an dem gespart wird ("Andere haben es ja nötiger."). Nur wenn das Teil des Schulprogramms ist, funktioniert es dauerhaft. Außerdem zieht eine Schule mit einem solchen Programm natürlich auch die entsprechenden Kinder an. Plötzlich stellt dann auch dein Kind fest, dass es auch noch andere Kinder mit den gleichen Fähigkeiten gibt. Das ist zum einen oft eine große Erleichterung, zum anderen auch ein Ansporn. Man ist nicht mehr so allein, muss sich nicht verstellen (von "Streber" zu "ah, super, noch jemand, mit dem man reden kann").

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Ich finde die von Dir ausgedrückte Verachtung für das Verhalten der Mitschüler Deines Sohnes/Deiner Tochter traurig. Kinder übernehmen solche Einstellungen. Vielleicht ist das tatsächliche Problem nicht der "hohe IQ" - auch intelligente Menschen sind emotionale Wesen und auch sie unterliegen den Entwicklungsschritten, die jeder Jugendliche durch macht.

Ansonsten könntest Du Dich eventuell auch an die Mensa e.V. wenden und dort um Hilfestellung oder konkrete Kontakte bitten.


Shulamith 
Beitragsersteller
 10.11.2021, 11:55

Vielen Dank, es gibt hier keinerlei Verachtung, mein Kind ist sehr sozial, hilfsbereit und liebevoll zu allen Mitmenschen, ich beschreibe in den Worten meines Kindes die Problematik, damit uns geholfen werden kann. Mein Kind interessiert sich nicht für die üblichen Teenagergespräche, sondern unterhält sich gern tiefsinniger und liest ansonsten locker zusätzlich zur Schule mehrere Bücher pro Tag in rasanter Geschwindigkeit. Deswegen suchen wir dringend ein Gymnasium, wo mehr ähnliche Kinder sind, wie unseres, so dass die Interessen gemeinsam ausgelebt werden können und alle glücklich sind. Mensa interessiert uns nicht, in unserem Haushalt haben alle einen ähnlichen IQ, das ist für uns aber nicht von Belang.

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HaehWas  10.11.2021, 11:59
@Shulamith

Dann sollte Dir als "Hochbegabte" bekannt sein, dass sich Erfolg, sowohl im Berufs- als auch im Privatleben nicht mehr ausschließlich durch persönliche Eignung einstellt. Vielmehr ist heutzutage die Zusammenarbeit, das soziale Miteinander, umso wichtiger. Die Stärken der Einzelnen zu nutzen und die Schwächen auszugleichen.

Auch intelligente Menschen haben, wie sich offenbart, Schwächen. Anderen Schwächen zu verzeihen, sie zu akzeptieren, gehört beispielsweise mit dazu.

Intelligenz, die sich langweilt, sollte kein Problem haben, konstruktive Betätigungsfelder zu finden. Unabhängig davon, ob sie von anderer Intelligenz umgeben ist und welche Schule besucht wird.

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FataMorgana2010  10.11.2021, 12:11
@HaehWas

Ja. Hochbegabung korreliert nicht direkt mit einem erfolgreichen Leben. Trotzdem - oder gerade daher - gehen Hochbegabte im normalen Schulbetrieb oft unter, bis hin zur Schulverweigerung, Isolation, Depressionen. Da kann der Rat kaum sein, man müsse das eben lernen, mit den Schwächen anderer umzugehen. Und ja, Hochbegabte finden oft eigene Betätigungsfelder außerhalb der Schule, aber muss man sie deswegen zwingen, sich 35 Stunden lang jede Woche in der Schule zu langweilen? Das ist schon für einen Erwachsenen eine Tortur (Bore-out nennt man das), aber für ein Kind? Jede Tag Stunde um Stunde ohne wirkliche Herausforderung die Schule absitzen? Und sich permanent sagen, dass man da in der Zeit jetzt an seinen sozialen Fähigkeiten arbeiten soll?

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Shulamith 
Beitragsersteller
 10.11.2021, 12:25
@FataMorgana2010

Ja, genauso ist es leider, der Leidensdruck ist in der Tat erheblich und die Problematik äußerst real, weswegen wir unbedingt nach einem "Ventil" suchen (deshalb u.a. auch die intensive musikalische Ausbildung in mehreren Instrumenten und Musiktheorie neben der Schule). Ich habe mich ja schon kaum getraut, die Frage überhaupt zu stellen, weil ich schon ahnte, dass erhebliche Anfeindungen drohen. Das finde ich schade, zu sehen. Deshalb unseren allerherzlichsten Dank für Ihre Worte und Unterstützung.

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