Ich verstehe, dass man solche Gefühle haben kann. Du siehst diese Serien, die sind so wunderbar emotional, alles so gestylt, das ist ein schöne (Schein-)Welt, daran möchtest du teilhaben.
Stell es dir mal umgekehrt vor: Da schaut jemand in Korea irgendeine deutsche Soap, findet das alles toll, und möchte jetzt auch gerne eine Deutsche haben (klingt schon gleich ganz komisch, oder?). Angenommen, du wärest jetzt aus irgendeinem Grund in Korea und derjenige möchte dann, dass du seine Freundin wirst, weil er die deutschen Serien so toll findet, und weil deine Gesichtsform, deine Augen und deine Haare ihn daran erinnern. Und er erwartet, dass du dich auch so verhältst, denn so kennt er das ja aus der Serie. Wäre das nicht extrem komisch?
Mit der Realität hat das jedenfalls wenig zu tun. Dein Freund dagegen ist ein realer Mensch. Ihn liebst du hoffentlich als Person, nicht als ein abstraktes Bild. Trenn das. Klar, du kannst von den koreanischen Jungs/Männern aus den Serien träumen, aber die sind nicht real, mit denen kannst du nicht sprechen, so wie die da beschrieben werden, existieren sie gar nicht. Mehr als Träume sind das nicht. Sich darin zu verlieren ist völlig normal für junge Menschen. Aber lass dich davon in deinem normalen Leben nicht bestimmen.
Und: Was du da im Fernsehen siehst, ist ein extra für den Geschmack junger Menschen hergestelltes Produkt. Da ist nichts dem Zufall überlassen. Man soll die Protagonisten toll finden, man soll von ihnen träumen. Jedes Detail ist darauf ausgerichtet, genau das auszulösen, was du gerade fühlst. Das ist das Geschäftsmodell. KPop ist ein riesiger Markt, die Gruppen werden genau so zusammengestellt, dass für jeden Geschmack was dabei ist, dass genau die Illusion geschaffen wird, die dich jetzt gerade anspricht. Dass Koreaner alle immer freundlich, höflich und korrekt sind, das ist genau so falsch wie die Annahme, dass alle Deutschen immer pünktlich, bürokratisch und humorlos ist. Lass dich nicht von solchen Stereotypen beeinflussen! Der einzelne Mensch zählt.