Welcher Kampfsport für Unsportliche?
Ich würde gerne einen Kampfsport beginnen. Habe aber schon ewig keinen Sport mehr gemacht, bin übergewichtig und auch nicht mehr der jüngste (Baujahr 1980).
Vor einiger Zeit war ich bei Krav Magar im Probetraining. Von den 90 Minuten wurden wir geschätzte 75 Minuten wie in einem militärischem Bootcamp gedrillt und die letzten 15 Minuten haben wir dann noch trainiert, wie man einem Angreifer zwischen die Beine tritt (wusste davor schon wie das geht).
Jedenfalls hatte ich danach so einen Muskelkater, dass ich mich eine Woche kaum bewegen konnte. Das möchte ich mir nicht noch einmal antun!
Kann mir jemand einen Tipp geben, welchen Kampfsport ich beginnen könnte, der nicht so extrem auf die Ausdauer geht, sondern wo der Schwerpunkt vielleicht mehr auf lernen der Technik liegt?
4 Antworten
Muskelkater ist immer nur am Anfang ein Thema, weil der Körper sich daran noch nicht gewöhnt hat. Natürlich sind KV, (Kick-, Thai-) Boxen, BJJ etc. sehr Bewegungs-intensiv, da kommt am Anfang der Muskelkater ganz normal.
Wenn eher Technik: Shotokan Karate beim DKV oder DJKB. Allerdings braucht man dann Jahre, bis man gut ist. Es gibt dann noch diese Selbstverteidigungskurse, die sind aber kaum Sport und bringen jetzt auch sonst nicht mega viel.
Besser den Anfang überstehen, dann ist der Körper auch sportlich und alles wird besser, weil dann der Körper wieder fit ist.
Da hast Du eine der schlechteren Krav Maga Schulen erwischt, wenn die sowenig technisches Training gemacht haben. Aber gerade bei Krav Maga ist es mir auch aufgefallen, dass die eine extrem lange "Aufwärmphase" haben - also das halbe Training. Das spricht dafür, das der Trainer nicht wirklich weiß, was er unterrichten soll, wenn er fast nur Aufwärmtraining macht.
Zweifle nicht an Dir sondern melde Dich einfach dort zum Probetraining, was Dir interessant erscheint. Eine so lange, harte Aufwärmphase ist die Ausnahme, nicht die Regel.
Und selbst, wenn Du nach dem Training völlig erschöpft bist - das gibt sich mit der Zeit. Deine Kondition wird mit der Trainingsdauer steigen.
Es ist auch nicht schlimm, wenn Du während des Aufwärmens mal kurz zur Seite gehst, wenn Du nicht mehr kannst. Ich hatte mal ein Krav Maga Probetraining, da hat der Trainer mir als Neuer das extra gesagt, dass ich mir auch Pausen nehmen kann, beim Aufwärmen - aber ich stand noch gut im Training und konnte mithalten.
Geh danach, wo Dir das Training gefällt und das Aufwärmen nicht mehr als die halbe Trainingszeit beansprucht. Geh nicht danach, was Du momentan in der Lage bist zu leisten - an Kondition.
Einen heftigen Muskelkater verspreche ich Dir nach jedem Probetraining. Pause, bis er abgeklungen ist - und dann geht es weiter. Dein Körper gewöhnt sich an das Training.
MMA oder Boxen ist Dir evtl. noch zu heftig, aber alles Andere geht.
Du wirst zu 100% keine Kampfsportart finden, welche nicht auf die Kondition geht. Was eventuell nicht ganz so krass ist wie andere Sachen ist jiu jitsu. Aber anstatt den Kampfsport zu finden der am wenigsten mit Kondition zu tun hat, würde ich dir eher raten an deiner Kondition zu arbeiten und dann eine Kampfsportart zu machen die dir Spaß macht.
"und die letzten 15 Minuten haben wir dann noch trainiert, wie man einem Angreifer zwischen die Beine tritt (wusste davor schon wie das geht)." Selbstverteidigung ist kein technik Feuerwerk. Wenn du Technik lernen willst bist du da falsch. Selbstverteidigung heißt basics immer und immer wieder zu wiederholen und wenn sie sitzen jedes mal die Intension etwas weiter hoch zu schrauben und schauen ob es immer noch funktioniert. Die Sachen solle auch unter Stress vollkommen automatisch abgespult werden. Was erwartest du wie man das erreicht?
"Jedenfalls hatte ich danach so einen Muskelkater, dass ich mich eine Woche kaum bewegen konnte. Das möchte ich mir nicht noch einmal antun!" musst du nicht mehr wenn du das nicht willst. Aber bitte lass dir nicht von irgendeinem Trainer einreden dass deren kram ohne eine grundlegende Fitness auch im Kampf funktioniert.
Technik orientierte kampfsport Arten gibt es aber unendlich viele:
JuJutsu
Aikido
Eskrima/Arnis (oft)
Wing Tsun
Viele Kung fu Stile.
Karate (Je nach Stile)
15 Minuten Training ist aber wirklich wenig, von 90 Minuten Zeit - findest Du nicht?
Es war nur ein Probetraining. Ich hoffe, dort wird in weiteren Stunden auch etwas gelehrt, wie man überhaupt in die Lage kommt, dass man so steht, dass man ihm dahin treten kann, dass selbst nicht soviel abbekommt und was man macht, wenn man nicht trifft.
All dies nennt man entweder Technik oder ein System. Ohne funktioniert gar nichts.
Alles, was man Können will, muss man wiederholen - immer und immer wieder. Eine Methode ist der stumpfe Drill. Dabei ist es völlig egal, welche Kampfkunst, welchen Kampfsport oder welche Selbstverteidigung man lernt.