Welcher Effekt - Analysen in der Oberstufe?

earnest  03.08.2022, 12:52

Meinst du wirklich "dass" - oder nicht vielmehr "wenn"?

ostseemensch 
Beitragsersteller
 03.08.2022, 13:06

Ich meine ,,dass" und nicht ,,wenn"

2 Antworten

Deine Frage - jedenfalls in dieser Form - wundert mich. Siehe auch meine Nachfrage.

Nach meiner Erfahrung ist es nicht so, dass erst in der Oberstufe mit Interpretationen und Analysen begonnen wird.

Falls du aber tatsächlich "dass" gemeint hast, dann meine ich dazu: Falls das tatsächlich so gehandhabt wird, dann halte ich den Zeitpunkt für zu spät.

Gruß, earnest


ostseemensch 
Beitragsersteller
 04.08.2022, 17:31

Wir haben tatsächlich erst gegen Ende der 11. Klasse mit Analysen begonnen, so richtig ging es dann in der 12 Klasse los.

ostseemensch 
Beitragsersteller
 04.08.2022, 18:36
@earnest

Aber dann fehlt ja Zeit für die ganzen anderen Sachen, wie Fabeln, innere Monologe, Lesetagebücher und Leseboxen, Charakterisierungen, Bewerbungen, lineare Erörterungen, Stellungnahmen und das alles. Wo soll man das denn noch hinpacken?

LottaKirsch  04.08.2022, 22:18
@ostseemensch

Innere Monologe, Charakterisierungen und (textgebundene) Erörterungen und Stellungnahmen basieren auf Texten, entstehen also aus einer Interpretation; Lesetagebücher und -boxen sind nur der Rahmen für Textbearbeitungen.

ostseemensch 
Beitragsersteller
 04.08.2022, 22:26
@LottaKirsch

Innere Monologe sind nicht auf Textbasis, bei uns wurde eine Situation gegeben und dann sollten wir einen inneren Monolog dazu schreiben. Ebenso wie bei der Stellungnahme und linearen Erörterung (was übrigens identisch ist) wurde ein Sachverhalt gegeben, zu dem wir Stellung beziehen sollen. In den Charakterisierungen (10. Klasse) sollten wir dann Punkte raussuchen, die das Verhalten beschreiben und dem Charakter einem Persönlichkeitstypen zuordnen (schwerer als das Vorherige, deshalb auch Klasse 10).

LottaKirsch  04.08.2022, 23:34
@ostseemensch

Wenn eine Situation gegeben ist, hat ein innerer Monolog eine Basis, egal ob mündlicher oder schriftlicher, literarischer oder nicht-literarischer Text. Die Situation wird erfasst, analysiert, gedeutet, um dazu einen passenden Text zu schreiben. Gleiches gilt für die Charakterisierung. Das sind vorbereitende Analyse- und Interpretationsleistungen.

Du selbst hast Stellungnahme und Erörterung genannt, und sie sind auch nicht identisch.

Aber ich bin jetzt hier raus, mir gefällt irgendwie die Stimmung hier nicht.

ostseemensch 
Beitragsersteller
 05.08.2022, 00:35
@LottaKirsch

Die Basis des inneren Monologes war kein Text, sondern etwas wie ,,xy hat gerade seinen Job verloren und drei Kinder zu ernähren. Schreiben Sie einen inneren Monolog." Und Erörterung und Stellungnahme sind sehr wohl identisch, es hat nur zwei Namen. Habe das in der 7 und 8 Klasse so gelernt. Und die Charakterisierung ist so, wie oben von mir dargestellt.

LottaKirsch  05.08.2022, 07:38
@ostseemensch
  • Jeder Text wird auch interpretiert, wenn damit gearbeitet wird, auch ein Text wie "xy hat gerade seinen Job verloren und drei Kinder zu ernähren."
  • Eine Erörterung kann eine Stellungnahme beinhalten, muss sie aber nicht.
  • Wo Punkte im Hinblick auf eine bestimmte Fragestellung herausgesucht werden, wird ein Text dahingehend analysiert und interpretiert.

Deine Idee von Analyse und Interpretation ist viel zu sehr an konkrete Aufgabenformulierungen geknüpft; du reflektierst gar nicht, welche Kompetenzen bei bestimmten Aufgaben gefordert sind. Natürlich spricht man in der 5., 6., 7., 8. Klasse nicht von Analysieren und Interpretieren, weil diese Begriffe viel zu abstrakt sind. Da kommt nur ein vielstimmiges "Hä? Ich kann das gar nicht!", während mit einer Charakterisierung alle was anfangen können.

Analysen haben, deutlich formuliert, NULL Effekt - gleichgültig, in welcher Jahrgangsstufe. JEDER versteht Texte auf seine ureigene Art und Weise - und das ist gut so !

Durch Analysen / Deutungen / Interpretationen (die jeder, ob Schüler oder Lehrer, zu Recht nach seinem eigenen Verständnis reflektiert) werden Texte jedweder Art und ihre Ästhetik kaputt geredet.

Das musste ich als Schüler und 42 Jahre lang als Deutschlehrer erfahren.

Analysen und dergleichen verhindern geradezu den Genuss künstlerischer Werke, wobei ich besonders an Gedichte, Novellen u.a. denke.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

earnest  03.08.2022, 12:50

Zu deinen beiden ersten Absätzen und zu deinem Schluss: Das halte ich, mit Verlaub, für völligen Unsinn.

Es scheint, dass dich ein Trauma lebenslang begleitet hat.

---

Selbstverständlich kommt es auf die Art und Weise der Analyse an - aber das ist eine Binsenweisheit.

paulklaus  03.08.2022, 18:07
@earnest

Ich breche mit meinem Sakrileg, auf deine befremdlichen Aussagen nie mehr zu reagieren.

Ok, noch dieses eine Mal: Versuch du zunächst einmal, dein Trauma des eeewigen An-mir-Rummäkelns zumindest zu verringern. Vielleicht findest du dann zu einstigem Seelenfrieden mit dir selbst zurück.

Ansonsten: Weiterhin viel Vergnügen, das ich dir natürlich von Herzen gönne !

earnest  03.08.2022, 18:17
@paulklaus

Ich habe mich in meiner Antwort und in meinem Kommentar ZUR SACHE geäußert.

Hast du IN DER SACHE etwas zu sagen?

LottaKirsch  04.08.2022, 23:42

Die Analyse ist dazu da, dem eigenen Textverständnis auf den Grund zu gehen und es sich anderen darzulegen. Also keine Analyse um der Analyse willen, kein Zielschießen mit verbundenen Augen auf die eine Interpretation.

In der Rezeptionsästhetik geht es um genau die Fragen: Wie verstehe ich einen Text? Warum verstehe ich einen Text so, wie ich ihn verstehe? Dazu gehört übrigens auch eine kritische Haltung dem eigenen Verständnis gegenüber, denn mitunter gibt ein Text ein gewisses Verständnis hat nicht her – dann wird reininterpretiert.

Der Wert von Analysen und Interpretationen liegt darin zu verstehen, wie Texte funktionieren, wie sie wirken. In einer so textlastigen Welt (mündlich wie schriftlich) wie unserer ist es meines Erachtens sehr wichtig, sich der Macht der Sprache bewusst zu sein – immerhin rezepieren und produzieren wir andauernd Texte.

Tannibi  04.08.2022, 21:11

Stimmt komplett. Ich glaube auch nicht, dass literarische
Texte geschrieben wurden, weil der Autor wollte, dass sie
von Schulklassen analysiert werden. Ich habe eine Menge
gelesen, ich kann unzählige Gedichte und Lieder auswendig
und ich habe etliche Passagen gefunden, die mich wirklich
angerührt haben. Alles außerhalb der Schule. Und alles
ohne Analysen.

earnest  04.08.2022, 21:29
@Tannibi

Da schlägt anscheinend auch dein Schultrauma wieder durch.

Wie gesagt: Es kommt drauf an, wie man's macht. Ich zum Beispiel hatte einen großartigen Deutschlehrer in der Oberstufe.

Er hat unser aller literarischen Horizont erweitert.

Tannibi  04.08.2022, 22:33
@earnest

Ich brauche keinen literarischen Horizont.
Ich lese sowas, weil es mir gefällt. In menem
Leben gab es noch keine einzige Situation, wo
ich einen erweiterten literarischen Horizont für
irgendwas hätte brauchen können.

earnest  05.08.2022, 06:33
@Tannibi

Das freut mich für dich. Es ist schön, wenn sich Menschen selbst genug sind.

Aber nicht alle Menschen ticken so wie du.

paulklaus  05.08.2022, 09:11
@earnest

Meine zehn(!)jährige Zeit am Gymnasium empfand ich als SEHR GUT - und zwar besonders oder nur deshalb, weil ich ausnahmslos HERVORRAGENDE Lehrer hatte, die menschlich wie pädagogisch fantastisch waren (speziell Deutsch, Englisch, Französisch, Mathe, obwohl ich wegen letzteren Faches die Kl. 10 wiederholen musste).

Das Germanistik-Studium war von entsetzlicher Langeweile geprägt, zumal mein Deutschlehrer schon einen großen Teil des Studium-Inhalts vorweg genommen hatte.

Dieser ist in unterschiedlichsten Bereichen bis heute DAS Vorbild meines Lebens - übrigens der Vater des einstigen Elphi-Chef-Dirigenten Thomas Hengelbrock, der seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten ist.

Besagter Pädagoge "drängte" mich förmlich zum Germanistik-Studium, obwohl mein ursprünglicher Plan war, Archäologie zu studieren.

Den Weg zum Lehramt habe ich nie bereut, zumal ich bis zum Alter von 69 Jahren ganze Schüler-Generationen GERN und STRESSFREI zum Abitur führte.

Seit Kindesbeinen an bin ich Leseratte (geblieben); interpretatorischer Hilfe habe ich "bis ins hohe Alter" nie bedurft - bei ca. 2000 Werken, die meine Bibliothek umfasst - von antiken Klassikern über Barock, Aufklärung, Vormärz, poetisch-politischen Realismus bis hin zur Jetzt-Zeit, von Fachbüchern zu meinen Hobbies (GF-Profil) nicht zu reden.

Dem pathologischen Kaputt-Analysieren gerade kunstvoller Texte musste ich mich auf Grund fossiler Deutsch-Curricula zu UNgunsten des Lesegenusses (manchmal) beugen.....

earnest  05.08.2022, 17:55
@paulklaus

Meine Hoffnung für die Zukunft: Du magst deinen Friseur mehr als mich.

paulklaus  05.08.2022, 18:17

An den FS: Bitte ! Gern geschehen ! Keine Ursache !