Welche Sprachformen /- Stile gibt es in der Deutschen Sprache (Alt)?

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Authentische Sprache kann man in historischen Filmen oder Büchern nicht anbringen.

Ich meine, klar könnte man das, wenn man es drauf anlegt, dass sich einige Mediävisten durch den Kauderwelsch schmökern und der Rest das Buch nach dem ersten Blick aus der Hand legt.

Was man als Deutschsprecher noch lesen kann, bevor es beginnt, komisch zu werden, ist die späte Barockdichtung, als Beispiel der Abenteuerliche Simplicissimus. Schiller rund 100 Jahre später liest sich schon bequemer, aber auch Luther ist dank seines Genies zu bewältigen, obwohl seine Bibelübersetzung in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden ist. Das ist alles Frühneuhochdeutsch und ab dem Simplicissimus Neuhochdeutsch, was wir heute sprechen. 

Was früher geschrieben wurde – das Mittelhochdeutsche – unterscheidet sich in Wortschatz, Wortbedeutung, Grammatik und von seinen Lauten so stark vom Neuhochdeutschen, dass es unmöglich wäre, hier Authentizität zu erreichen.

Weib ist in unserem Sprachgebrauch eine beleidigende Bezeichnung für eine Frau, im Mittelhochdeutschen als wīp aber die Standardbezeichnung für die Frau. Wenn man nun einen Roman schreibt, dessen Figuren durchs Hochmittelalter wandeln, kann man nicht einfach den Ausdruck Weib als Standardbezeichnung für die Frau nutzen, weil er im Spätneuhochdeutschen eine negative Färbung hat und nicht neutral klänge wie im Mittelalter. Und so verhält es sich mit allen Begriffen.

Man geht dann meistens dazu über, eine pseudoaltertümelnde Sprache zu verwenden, die sich freilich vielerlei Wortgespiel bedient, jedoch arg des Christenzeitalters spottet. 

Was man daher einzig erreichen kann, ist Scheinauthentizität. Besser ist es, wenn man die Leut einfach natürlich sprechen lässt. Die Erzählstimme des Romans ist in Spätneuhochdeutsch verfasst und die Leser des Romans sind Spätneuhochdeutschsprecher. Warum sollten die Figuren dann nicht auch Spätneuhochdeutsch sprechen?


Grundsätzlich kann man sagen, dass zunächst eine sprachhistorische Betrachtung wichtig ist. Und hier lässt sich das Deutsche in althochdeutsch, mittelhochdeutsch und neuhochdeutsch unterscheiden. Dann gibt es verschiedene Dialekte und Mundarten, die landschaftlich geprägt sind. Und im weiteren fallen mir noch gesellschaftliche Ausprägungen ein: also Soziolekte, Literatursprache, Kunstsprache, Wissenschaftssprache, Gassensprache, Slang, Ideolekte, Pidgin-Formen, u.v.m. Die deutsche Sprache ist nicht homogen, nicht einheitlich und ist aus diesem Grunde auch interessant und schön zu betrachten und studieren.

Wenn ein Film gemacht wird, dazu noch ein historischer, so kann man mit Sicherheit davon ausgehen, dass neben der Handlung auch die dazugehörigen Texte und Dialoge "zurechtgemacht"  und niemals hundertprozent echt oder authentisch sind.