Welche Politiker*innen halten die vernünftigsten, überzeugendsten und seriösesten Reden im Bundestag oder in einem Landtag?
3 Antworten
Das ist heute alles ähnlich - die CDU fordert und zetert ähnlich wie die AfD, die linksgerichteten Parteien ideologisieren und die FDP sieht nur die Zahlen, aber am Ende kommt es aufs Gleiche raus und ist meist inhaltsleeres Geschwafel von Leuten, die den Landtag oder Bundestag als eine Art sicheres Berufsbecken ansehen oder als Karrieresprung nach oben mit Rückkehrmöglichkeit. Ich glaube den meisten sowieso kein Wort von dem, was sie da reden bzw. die meinen das alle nicht wirklich ehrlich, auch nicht die, die ich persönlich kenne (aus der CDU), die sich da hinstellen und poltern und zanken - die drehen sich alle mit dem Wind und reden nach den Oberen und Altvorderen. Wenn sie eine eigene Meinung überhaupt haben, dann sagen sie sie nur im gaaaanz kleinen Kreis und nach ein paar Gläsern Bier.
Ich finde allerdings Gregor Gysi immer ganz gut als Redner und er kommt auch ehrlich und glaubhaft sowie sympathisch rüber. Er präsentiert die Dinge auch so, dass man sie als Laie kapiert und weiß, was er meint. Dass er rhetorisch gut ist, wusste man schon in den 90ern. Inzwischen "mahnt" er mir zwar zu viel und erinnert zuweilen an den oberlehrerhaften Helmut Schmidt (den ich NIE gemocht habe und bei dem ich mich immer wundere, warum gerade diejenigen ihn so verklären, die ihn als Kanzler nicht mal erlebt haben), ist aber bei weitem nicht so arrogant, sondern ein Gentleman.
Ja, das stimmt - er ist ein Feingeist, das merkt man einfach. Bin kein Fan der Linkspartei, obwohl ich Oskar Lafontaine früher sehr mochte - aber Gysi ist einer unserer Besten aktuell. Was er sagt, kapiert auch der kleine Mann von der Straße und fühlt sich ernstgenommen.
Oscar Lafontaine war für mich der Grund, die SPD zu wählen. Eine Lichtgestalt mehr oder weniger. Ich habe ihn bewundert, als er die Schröder-SPD verlassen hat, weil er dessen Agenda 2010 nicht mehr mit seinem sozialdemokratischen Gewissen vereinbaren konnte.
Ich fand Schmidt nicht oberlehrerhaft, meistens waren die anderen dümmer als er, aber dafür konnte er ja nichts.
Er war halt sehr norddeutsch - da muss ich sagen, ich als bayrischer Schwabe finde viele Norddeutsche relativ arrogant von ihrer Art her gerade "uns" gegenüber, die aus deren Sicht entweder als volkstümliche Kasper aus einer Art Voralpenland-Dystopie wahrgenommen werden oder als rückständige Katholiken oder Bauern vom Land, wo man zwar gern Urlaub macht und alles angeblich soooo toll findet, wo man die Leute aber auslacht und verspottet, sobald man auf seinem Gästezimmer hockt oder der Urlaub vorbei ist. Das kommt bei uns halt einfach so an.
Schmidt hat sicher was getan, aber auch sein Buch "Außer Dienst", das ich vor Jahren gelesen habe, empfand ich als gnadenlose Selbstbeweihräucherung, wo er den "Jungen" die Leviten liest und ihnen jegliche Kompetenzen abspricht.
Ich weiß manches auch besser als andere und/oder kann es besser, bin manchen überlegen und das ist mir auch durchaus bewusst - ich schmiere es den Leuten aber nicht fingerdick aufs Brot bei jeder sich bietenden Gelegenheit und erst recht nicht denen, bei denen es gar keinen Grund dazu gibt. Das macht man einfach nicht. Man muss nicht chronisch tiefstapeln und sich nicht unter Wert verkaufen, aber auch nicht permanent eine "ich bin der Beste"-Stimmung verbreiten.
Als Nordlicht kam Schmidt vielen Menschen eher wortkarg und unfreundlich vor.
Wortkarg ? Na woher hatte er dann den Spitznamen "Schmidt-Schnauze" ?
Das weiß ich alles - und da liegt der Hund wohl begraben: Wir haben eine andere Mentalität und einen gewissen "Plauderton", das Norddeutsche in seiner Kühle wirkt auf die meisten hier selbst dann unfreundlich, wortkarg und überheblich, wenn es gar nicht so gemeint ist. Im Gegenzug mögen wir wie provinzielle Kasper und barocke Katholiken wirken, selbst wenn das gar unsere Absicht ist oder ein echter Intellektueller spricht, der ggf. evangelisch oder konfessionslos ist.
Wir haben es auch nicht so mit den Franken, die oft zu viel "plappern" und teilweise sehr marktschreierisch sind in ihrem Auftritt.
Auf jeden Fall nicht für seine Redseligkeit. Vielleicht für seine koddrige, norddeutsche Art. Was ich gar nicht despektierlich meine, weil meine Familie auch aus dem Norden kommt.
Das war ja auch ein Oberbayer, das hat mit Bayrisch Schwaben gar nichts zu tun, weder menschlich noch sprachlich. Als Kanzler wäre FJS die Höchststrafe gewesen, seine Tochter als bayrische Kultusministerin hat mich auch nie überzeugt.
Mit Oberbayern oder den Franken haben wir es nicht so, die sind beide oft zu forsch und zu aufdringlich-aggressiv bzw. arg selbstbewusst. Wir sind vom Naturell her weicher, zurückhaltender und nicht so "cool". Niederbayern, Oberpfalz und württembergische Schwaben passen da besser, auch Leute aus Thüringen.
Ja, Schwaben ist wirtschaftlich stark, egal ob in Bayern oder in Baden-Württemberg. Aber hier ging es ja mehr um die Person als Politiker und da ist mir ausser Theodor Heuss und Günther Oettinger keiner bekannt. Ich finde Schmidt und Pistorius halt am besten, niemand muss meine Meinung teilen.
Pistorius finde ich auch super.
Theo Waigel könnte man noch nennen, ein bayrischer Schwabe aus dem Kreis Günzburg.
Gendersternchen finde ich furchtbar. Davon abgesehen mag ich die Reden von Robert Habeck. Er ist ein brillianter Redner, seine Argumentation ist fundiert und logisch, sein Humor kann schwarz wie die Nacht sein und er ist nie beleidigend, sondern immer tolerant. Das trifft übrigens auch auf Herrn Gysi zu und auf Frau Merkel.
Vor allen Dingen trifft es auf die AfD- Redner zu. Denen könnte ich stundenlang zureden.
Ich mag keine Zwischenrufe und unflätige Bemerkungen, welche nicht der Sache dienen. Diskussionen sollten schon eine Kultur wiederspiegeln. Dabei wird nicht gebrüllt.
Gregor Gisy oder Heidi Reichinneck. Beide sehr überzeugend.
Sehr kluger Mann mit feinsinnigem Humor.