Welche Gemeinsamkeiten teilen Germanen und Wikinger?

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Germanen ist ein Oberbegriff für eine ganze Reihe verschiedener Völker.
Westgermanische Völker (zu denen gehören wir Deutschen auch), nordgermanische Völker (Skandinavier - abgesehen von den Sami und den Finnen) und ostgermanische Völker (z.B. die Goten und andere, heute nicht mehr existent). Diese Einteilung beruht auf den Sprachen (nicht auf Religion). Eine umfassende politische Einheit hat es nie gegeben, vor allem früher nicht (um die Zeitenwende), damals hatte jeder Stamm sich
als eigene Gemeinschaft gesehen, je nach Bedarf wurden Allianzen geschmiedet oder auch wieder gebrochen. Zu den früheren germanischen Gruppen gehörten z.B. die Alemannen.

"Wikinger" würde ich nicht als Volksbezeichnung ansehen, eher als Berufsbezeichnung. Ein víking war jemand, der zu See fuhr.
Natürlich gab es damals auch Leute, die Vieh- und Landwirtschaft betrieben hatten. Frauen und Kinder fuhren in der Regel nicht, oder nur selten.
Natürlich gab es auch Familien, die auf der Suche nach einer neuen Siedlung zu See fuhren (man beachte zum Beispiel die erste Besiedelung Islands). Sicher gab es plündernde Wikinger (bekannt zum Beispiel ihre Plünderungen in England), nicht vergessen sollte man aber auch,
dass es Händler unter ihnen gab. Das Bild des plündernden Wikingers ist zwar nicht falsch, es muss aber ergänzt werden durch andere Aspekte.
Die Menschen waren damals vielseitiger, als das bekannte Klischeebild zeichnen möchte.

Gemeinhin wird der Begriff "Wikinger" aber in Bezug auf Skandinavier benutzt, also seefahrende Norweger, Dänen oder Schweden
(wobei man etwas aufpassen sollte, diese Begriffe beziehen sich ja auf die heutigen Staatsgebilde, die es früher noch nicht der heutigen Form gab).
Auch die "Normannen", die in der Normandie landeten, waren letztendlich Skandinavier, dennoch unterscheidet man seit dieser Phase
die beiden Gruppen. In der Geschichte Englands unterscheidet man also die wikingerzeitlichen Plünderungen von der späteren normannischen Invasion.
Die Normannen hatten zuvor die französische Sprache und den christlichen Glauben angenommen.

So gesehen sind die Wikinger eine Teilgruppe (Seefahrer) einer Teilgruppe (Skandinavier) der Germanen gewesen. Wikinger waren also Germanen, aber nicht jeder Germane war ein Wikinger.

"Bei den Wikingern heisst er Odin, bei den Germanen Wodan. Jedoch hab ich nie davon gehört, dass der Glaube der selbe ist."
Man kann schon davon ausgehen, dass es sich dabei um denselben Wortstamm handelt. Über den Glauben des Nordens ist mehr bekannt, das hat einen einfachen Grund: die Nordleute hatten mehr aufgeschrieben.
Von Westgermanen ist weniger schriftlich überliefert aus den frühen Zeiten, und vieles über sie wissen wir nur aus römischen Quellen. Funde hat man gemacht, z.B. von Götterstatuetten, auch aus alemannischen Gebieten.

Das heißt, der westgermanische (mitteleuropäische) Glaube ist nicht sehr gut bekannt, man kann oft nur Vermutungen machen. Parallelen zum Norden scheint es aber gegeben zu haben. Übrigens ist bekannt, dass nicht alle "Wikinger" an Odin geglaubt haben (z.B. Örvar Odds saga), manche schienen recht "pragmatische" Leute gewesen zu sein, die einfach an die eigene Stärke geglaubt haben. 


OlliBjoern  16.08.2017, 19:42

Zu den Quellen: schaut man sich mal die ältesten Texte in deutscher Sprache (Althochdeutsch) an, so muss man sagen: es gibt nur ganz, ganz wenige Texte, die überhaupt einen vorchristlichen Inhalt haben. Merseburger Zaubersprüche z.B.

Warum? Die Menschen schrieben so gut wie nichts auf, sie konnten es zumeist nicht. Erst durch die Römer (und damit die lateinische Sprache) kam mehr Verschriftlichung in Deutschland auf. Über viele Jahre wurde fast nur in Latein geschrieben.

Im Norden war die Situation etwas anders. Die schriftliche Kultur war hier weiter (sieht man z.B. an den vielen Runensteinen, in Deutschland gibt es nur wenige, und nur in Norddeutschland).
Im Mittelalter wurden viele der nordgermanischen Vorstellungen aufgeschrieben (z.B. die beiden Edda-Schriften, eine davon von Snorri Sturluson, geboren in West-Island).

Im Mittelalter war die Situation anders herum, als man gemeinhin annehmen würde: auf Island konnte damals fast jeder lesen und schreiben (auch arme Leute!), hier "bei uns" konnte fast niemand lesen und schreiben (es sei denn, der Adel und der Klerus).

Daher muss man - leider - sagen, dass die Quellenlage für das vorchristliche Mitteleuropa nicht sehr gut ist.

Werdande  16.08.2017, 21:45

Sehr schön erklärt, nichts hinzuzufügen.

Ich schreibe jetzt mal als jemand der keinen Bezug zu irgendwelchen Religionen hat, sich aber einige Zeit mit dem "Germanentum" auseinandergetzt hat.

Die Götterwelten der Europäer waren vor der Christianisierung recht identisch.

Am besten schaust du dir mal die Götterwelten der Germanen, der Römer, der Gallier/Normannen und der Griechen an. Hier wirst du reichlich Gemeinsamkeiten finden.

Der Glaube ist der gleiche. Es wird an Göttergewalt (also über Blitz, Donner, Fruchtbarkeit, Unheil, Tod etc.) geglaubt.

Der Name des Allvaters ist verschieden Odin, Wodan, Wotan, Wodanor und noch einige andere Namen.

Als Germanen bezeichnet(e) man die Ethnie, die der gemeinsamen Kultur und Sprache abstammen oder entstammen, oder teilen. Folglich (Heute): Deutsche, Österreicher, Lichtensteiner, Niederländer, Gothen(nicht mehr heute), Luxemburger, Niederländer, Dänen, Schweden, Norweger, Isländer, tlw. Grönländer und Finnen.

Die verschiedenen Überlieferungen der Edda belegen, dass alle auch an die V(W)alky(ü)ren geglaubt haben und an die Götterdämmerung.

Ja da gibt es einen Zeitunterschied, denn das (bereits christliche) Römische Reich fing an die Germanen und vor allem die "Briten" zu missionieren. Das geschah in den nördlichen Ländern erst etwas später. Jedoch nicht durch die Römer, denn das Reich war schon längt persé (oder parsé?).

Nachdem bzw. zeitgleich das Christentum durch Mitteleuropa gen Osten (der Slawische Raum) zog, begann auch die Missionieren in Richtung Norden.

Ich hoffe, dass ich ein paar deiner Fragen beantworten konnte.


OlliBjoern  16.08.2017, 19:25

Wen meinst du mit "Grönländer"? Dänen oder grönländische Inuit (Kalaallit)? Die Ureinwohner Grönlands (Kalaallit) sind mit den Inuit Nordkanadas verwandt, keine Europäer. Es gibt Dänen auf Grönland, das stimmt.

Finnen gehören sicher nicht zu den Germanen. Die Sprachen der Finnen und Sami ("Lappen") gehören zu den finno-ugrischen Sprachen.

Thor1889  16.08.2017, 19:35
@OlliBjoern

Nein natürlich meine ich nicht die "Inuit" und ich meine auch nicht das alle Finnen dazu gehören, lediglich die Grenzgebiete, da habe ich mich nicht ganz genau ausgedrückt ;)

Glaube bzw religiöse Vorstellungen sind immer im Wandel. Die Edda wurde zwischen 1220 und 1225 n. Chr. durch Snorri Sturleson, einen Christen, niedergeschrieben. Also in einer Zeit, in der die Christianisierung Skandinaviens fast komplett abgeschlossen war. Zu der Zeit haben höchstens noch ein paar abgeschiedene Dörfer in den Bergen die alten Bräuche praktiziert. Es ist sehr stark anzunehmen, dass das was Snorri dort niederschrieb, in vielen Fällen sehr stark durch christliche Denkweise geprägt war.

Wenn wir jetzt schauen, wann z.B. Arminius gelebt (17 v. Chr - 21 n. Chr.) hat oder die "Germania" von Tacitus (ca. 98 n. Chr) geschrieben wurde, dann liegen über 1000 Jahre dazwischen. Da können sich Bräuche und Geschichten stark verändern. Besonders wenn dann eine andere Religion (Christentum) auftaucht und starken Einfluss ausübt.

Woher ich das weiß:Recherche

Hab mal ein Buch über den Germanischen Schamanismus gelesen. Odin war der Gott des Rausches. Dort wurde beschrieben, das die Götter, je nach Region und Zeitalter anders genannt wurden. Odin hatte viele verschiedene Namen(Wotan,Wodan, Godan, Wuotan usw.).
Odins Wilde Jagd gabs sowohl bei den Wikinger als auch bei den Germanen und soweit ich mich erinnern kann waren dort auch die Walküren beteiligt. (Bin mir aber nicht mehr sicher)

Die größte "Gemeinschaft" ist die "Weltkirche" (Offb.17,1-6), in die alle mehr oder weniger "eingebunden" sind (Eph.2,2).

In dieser werden auch heidnische Fest gefeiert:

Fest der Wintersonnenwende - (Jes.41,7; 44,14-17),

Fest der Fruchtbarkeitsgöttin Ostera - eierlegende Hasen) etc.


DerSpirituelle 
Beitragsersteller
 20.08.2017, 16:06

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